SV Sparkassenversicherung kritisiert „Gierflation“ – Hohe Werkstattkosten belasten Kfz-Versicherung
Die SV Sparkassenversicherung verzeichnet 2024 ein starkes Wachstum in der Schaden-/Unfall- und Lebensversicherung. Dennoch bleibt die Kfz-Sparte herausfordernd: Hohe Reparaturkosten und Unwetterschäden belasten die Bilanz. Finanzvorstand Oppermann kritisiert „Gierflation“ in Werkstätten. Gleichzeitig setzt die SV auf Digitalisierung, nachhaltige Investitionen und verstärktes Schadenmanagement.
Schaden-/Unfallversicherung: Rekordneugeschäft trotz hoher Belastungen
Die SV steigerte ihre gebuchten Bruttobeiträge um 8,4 Prozent auf 2,23 Milliarden Euro. Das Neugeschäft erreichte mit 190 Millionen Euro einen neuen Höchstwert. Trotz inflationsbedingter Kostensteigerungen und hoher Unwetterschäden konnte die bilanzielle Schaden-Kostenquote auf 94,7 Prozent gesenkt werden und lag damit unter dem Marktdurchschnitt von 96 Prozent.
Ein wesentlicher Kostentreiber in der Kfz-Versicherung sind laut SV-Finanzvorstand Roland Oppermann überhöhte Werkstattrechnungen, sobald Versicherer die Schäden übernehmen. Er spricht in diesem Zusammenhang von „Gierflation“ und kritisiert, dass manche Werkstätten für Versicherungsfälle deutlich höhere Preise verlangen als für Privatkunden. Die SV reagiert mit verstärkten Exklusivverträgen mit Werkstätten und Werkstattbindungstarifen für ihre Kunden.
Die gesamte Branche bleibt in der Kfz-Versicherung unter Druck: 2023 belief sich der Verlust in diesem Segment auf drei Milliarden Euro, und auch 2024 übersteigen die Schäden und Kosten weiterhin die Beitragseinnahmen.
Unwetterschäden weiterhin auf hohem Niveau
Mit einem Elementarschadenaufwand von 396,9 Millionen Euro war 2024 eines der schadenreichsten Jahre der Unternehmensgeschichte. Besonders in Baden-Württemberg verursachten Unwetter in den Sommermonaten hohe Schäden an Gebäuden und Fahrzeugen, allein dort belief sich der Schadenaufwand auf 233 Millionen Euro.
Lebensversicherung: Höchstes Neugeschäft seit 2004
Die SV erzielte in der Lebensversicherung ihr bestes Neugeschäft seit 2004 mit einer Beitragssumme von 3,34 Milliarden Euro. Insbesondere fondsgebundene Produkte und die betriebliche Altersvorsorge trugen zum Wachstum bei. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen um 8,2 Prozent auf 1,50 Milliarden Euro.
Laut Oppermann wächst das Bewusstsein für private Altersvorsorge angesichts der unsicheren Rentenpolitik. Er warnt davor, sich allein auf die gesetzliche Rentenversicherung zu verlassen:
„Wer glaubt, nach 40 Berufsjahren automatisch einen sorgenfreien Ruhestand zu haben, ignoriert die Realität.“
Kapitalanlagen und Zukunftsstrategie
Das Kapitalanlageergebnis stieg auf 443,6 Millionen Euro, während der Kapitalanlagebestand mit 28,76 Milliarden Euro stabil blieb. Die Nettoverzinsung betrug 1,9 Prozent in der Lebensversicherung und 2,3 Prozent in der Gebäudeversicherung. Der Konzernjahresüberschuss nach HGB erreichte 103,2 Millionen Euro.
Die SV setzt weiterhin auf Digitalisierung, insbesondere auf KI-gestützte Prozesse, um das Schadenmanagement und den Kundenservice zu optimieren. Zudem wird das Netzwerk eigener Sanierungsunternehmen erweitert, um schnelle und effiziente Reparaturen nach Schäden zu gewährleisten.
Nachhaltige Investitionen und gesellschaftliches Engagement
Das Unternehmen investiert verstärkt in erneuerbare Energien und Infrastrukturprojekte. Im Bereich der Schadenprävention engagiert sich die SV mit wissenschaftlicher Forschung und unterstützt durch ihre Stiftung Umwelt- und Schadenvorsorge Maßnahmen zur Risikominimierung bei Extremwetterereignissen.
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