Am 27. Februar 2025 kam es zu einer schwerwiegenden technischen Störung im Zahlungssystem TARGET2 (T2) der Europäischen Zentralbank (EZB). Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Folgetag berichtete, waren sowohl das Großzahlungssystem T2 als auch die Plattform T2S für Wertpapiertransaktionen betroffen. Obwohl die technischen Probleme bis zum Abend behoben wurden, könnten ihre Nachwirkungen noch am darauffolgenden Tag spürbar sein.
Besonders betroffen sind Massenzahlungen, darunter Gehaltsüberweisungen, Rentenzahlungen und Sozialleistungen, die über Clearingsysteme abgewickelt und anschließend über Target 2 gebucht werden. Dies könnte dazu führen, dass Zahlungsempfänger ihre Gutschriften erst verspätet auf ihren Girokonten vorfinden. Die Deutsche Rentenversicherung teilte jedoch mit, dass Rentenzahlungen trotz der Störung pünktlich ausgeführt wurden.
Die EZB betonte, dass der Vorfall auf technische Probleme zurückzuführen sei und nicht auf eine Cyberattacke. Dennoch verdeutlichen solche Störungen, wie stark moderne Finanzsysteme von funktionierenden IT-Infrastrukturen abhängig sind.
Die Rolle von TARGET2 im europäischen Zahlungsverkehr
Target 2 ist das zentrale Zahlungsverkehrssystem für den Euro-Raum und wird von der Europäischen Zentralbank sowie den nationalen Zentralbanken der Eurozone betrieben. Es dient der schnellen und sicheren Abwicklung von Großbetragszahlungen, die zwischen Banken, Unternehmen und öffentlichen Institutionen getätigt werden.
Im Gegensatz zu SEPA-Überweisungen, die für alltägliche Transaktionen genutzt werden, oder dem SWIFT-Netzwerk, das lediglich der Kommunikation zwischen Banken dient, ermöglicht TARGET2 die direkte und sofortige Verarbeitung von Zahlungen in der Euro-Währung. Diese Echtzeit-Abwicklung stellt sicher, dass Überweisungen zwischen Banken ohne Verzögerung erfolgen und trägt somit wesentlich zur Stabilität des europäischen Finanzsystems bei.
Vergangene Störungen und ihre Auswirkungen
Diese Ereignisse zeigen, dass selbst hochentwickelte Zahlungssysteme nicht vollständig vor technischen Ausfällen geschützt sind. Bereits in der Vergangenheit kam es zu mehrstündigen Unterbrechungen, etwa im Oktober 2020, als ein Softwarefehler eines Drittanbieters zu einer elf Stunden andauernden Störung führte. Auch in den Jahren 2017, 2018 und 2019 wurden kürzere Ausfälle verzeichnet, die den Zahlungsverkehr beeinträchtigten. Solche Vorfälle verdeutlichen die zentrale Bedeutung robuster IT-Infrastrukturen für die Stabilität des europäischen Finanzsystems. Gleichzeitig zeigt die schnelle Reaktion der EZB und die zügige Behebung technischer Probleme, dass die Institutionen in der Lage sind, Störungen effektiv zu bewältigen und das Vertrauen in den Zahlungsverkehr aufrechtzuerhalten.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Inflation frisst Sparzinsen auf – Festgeld-Realzins wieder negativ
Festgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen. Laut einer aktuellen Verivox-Auswertung liegt der Realzins erstmals seit einem Jahr wieder im negativen Bereich. Dennoch gibt es Möglichkeiten, sich gegen den schleichenden Wertverlust zu schützen.
Zentralbanken zwischen Liquidität und Sicherheit
Wirtschaftliche Schocks, ausgelöst durch die Coronakrise und den Krieg in der Ukraine, führten zu einem Anstieg des globale Inflationsdrucks. In der Eurozone ist die EZB für Preisstabilität verantwortlich. Aber sollte ihr Kernmandat gerade mit Blick auf Krisenzeiten nicht enger gefasst sein?
Digitaler Euro ist logische Weiterentwicklung der Gemeinschaftswährung
Verbraucher und Firmen sollen nach dem Willen der EU-Kommission mit dem digitalen Euro eine zusätzliche Wahlmöglichkeit zu den derzeitigen privaten digitalen Bezahldiensten erhalten. Diesen Gesetzesvorschlag begrüßt der GDV als präventive Stärkung der geldpolitischen Souveränität Europas.
Haushaltspaket treibt Bundesanleihen in die Höhe
Die Ankündigung eines groß angelegten Infrastruktur- und Verteidigungsprogramms durch die deutsche Regierung hat die Märkte in Bewegung versetzt. Innerhalb von nur zwei Tagen sind die Renditen von Bundesanleihen um 40 Basispunkte auf 2,9 Prozent gestiegen. Mauro Valle, Head of Fixed Income bei Generali Investments, analysiert die Folgen für Investoren.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Cybercrime-Bilanz: 6 von 10 Internetnutzern betroffen
Mehr als die Hälfte der Internetnutzer in Deutschland wurde in den letzten 12 Monaten Opfer von Cyberkriminalität. Besonders häufig: Betrug beim Online-Shopping, Phishing und Schadsoftware.
Fake-News-Gefahr: Deutsche fürchten Wahlbeeinflussung durch soziale Medien
Eine Mehrheit der Deutschen sieht Fake-News-Kampagnen in sozialen Medien als ernste Bedrohung für die Bundestagswahl. Der aktuelle AXA Future Risks Report zeigt: Die Angst vor Manipulation wächst – und mit ihr die Forderung nach strengeren Regeln.
DORA: Versicherer fordern Klarheit zur EU-Cyberabwehr-Verordnung
Ab dem 17. Januar 2025 greift die DORA-Verordnung der EU, um Finanzdienstleister besser vor Cyberbedrohungen zu schützen. Während die Versicherungsbranche bereits wichtige Anpassungen vorgenommen hat, fordert der GDV präzisere Vorgaben, insbesondere für Drittparteienrisiken.
Professionalisierung der Cyber-Bedrohungen erreicht laut BSI-Bericht neue Dimension
Der aktuelle Bericht des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur IT-Sicherheitslage 2024 verdeutlicht die sich weiter zuspitzende Bedrohungslage im digitalen Raum.