Nach der Bundestagswahl formulieren sowohl der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) als auch der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) klare Erwartungen an die künftige Regierung. Während der GDV den Fokus auf wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und eine nachhaltige Altersvorsorge legt, sieht der PKV-Verband dringenden Handlungsbedarf in der Stabilisierung der Sozialversicherungen und der Stärkung der kapitalgedeckten Vorsorge.
GDV: Weniger Bürokratie, mehr Wettbewerbsfähigkeit
GDV-Geschäftsführer Jörg Asmussen fordert eine zügige Regierungsbildung, die den wirtschaftlichen Standort Deutschland stärkt und Aufbruchstimmung erzeugt. Neben äußerer und innerer Sicherheit müsse vor allem die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft wieder ins Zentrum der Politik rücken. Dies bedeute insbesondere den Abbau von Bürokratie, ein modernes und international konkurrenzfähiges Steuerrecht sowie eine verstärkte Digitalisierung. Darüber hinaus betont Asmussen die Notwendigkeit einer nachhaltigen Altersvorsorge, die alle drei Säulen – gesetzlich, betrieblich und privat – umfasst. Im gleichen Atemzug nennt der Funktionär auch Schutz vor Naturgefahren und Cyberrisiken. Das zeigt, welcher Stellenwert diesen beiden Aspekten eingeräumt werden sollte.
PKV-Verband: Demografische Herausforderungen erfordern nachhaltige Lösungen
Der PKV-Verband weist darauf hin, dass die demografische Entwicklung die Sozialsysteme massiv unter Druck setzt. Bis 2035 erreichen die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter, während deutlich weniger junge Erwerbstätige nachrücken. Dadurch steigt die Belastung für die umlagefinanzierte Gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung. Der Verband fordert daher eine stärkere Rolle der kapitalgedeckten Finanzierung, um eine nachhaltige Entlastung der Sozialsysteme zu gewährleisten.
Kernforderungen des PKV-Verbands:
- Kapitaldeckung ausweiten: Die PKV sieht in ihrem System der kapitalgedeckten Prämien eine Lösung für die demografischen Herausforderungen.
- Umlagesystem stabilisieren: Zusätzliche, beitragsfinanzierte Leistungen sollten vermieden werden, um das Defizit nicht weiter zu vergrößern.
- Wettbewerb stärken: Eine Senkung der Versicherungspflichtgrenze könnte die Wahlfreiheit der Versicherten erhöhen und den Wettbewerb zwischen GKV und PKV beleben.
- Eigenverantwortung ausbauen: Die Bürger sollten stärker zur privaten Vorsorge ermutigt werden, insbesondere in der Pflegeversicherung.
- Kosten dämpfen: Maßnahmen wie die Abschaffung des Pflegegrads 1 oder eine direkte Rentenfinanzierung für pflegende Angehörige könnten Entlastungen schaffen.
Beide Verbände betonen, dass strukturelle Reformen Zeit und Sorgfalt erfordern. Während der GDV den leistungsfähigen Finanzsektor als Rückgrat einer stabilen Wirtschaft sieht, fordert der PKV-Verband gezielte Maßnahmen zur langfristigen Sicherung der Gesundheits- und Pflegesysteme. Die kommende Regierung steht damit vor großen Herausforderungen, die nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Lösungen erfordern.
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