Das ifo-Institut in Dresden kritisiert das Rentenpaket II der aktuellen Bundesregierung als unfair gegenüber der jüngeren Generation. Laut ifo-Experte Joachim Ragnitz bedarf es eines neuen Generationenvertrags, der die Belastungen gerechter verteilt und das Rentensystem zukunftsfähig macht.
Die aktuelle Rentenreform sorgt weiter für Diskussionen. Das ifo-Institut in Dresden fordert die kommende Bundesregierung auf, das Rentenpaket II zu überdenken und stattdessen einen neuen Generationenvertrag auszuhandeln. Laut Joachim Ragnitz, Experte am ifo Dresden, geht die Festschreibung des Rentenniveaus auf 48 Prozent des durchschnittlichen Arbeitseinkommens vor allem zulasten der jungen Generation: „Die aktuelle Fassung des Rentenpakets II ist daher ein Irrweg“, betont Ragnitz.
Berechnungen des ifo-Instituts zeigen, dass insbesondere Altersgruppen unter 26 Jahren zusätzlich belastet würden. Selbst unter der Annahme, dass heutige Beitragszahler später vom höheren Rentenniveau profitieren könnten, übersteigen die zusätzlichen Beiträge die daraus resultierenden Rentenansprüche. „Ältere Jahrgänge profitieren hingegen deutlich, vor allem diejenigen, die heute 58 Jahre alt sind“, erklärt Ragnitz.
Um das Rentensystem zukunftssicher zu gestalten, schlägt das ifo-Institut vor, das Rentenniveau im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen abzusenken. „Dies ist auch eine Frage der Generationengerechtigkeit“, sagt Ragnitz. Ein weiterer Vorschlag ist die verstärkte Förderung von Familien durch eine bessere Anrechnung von Kindererziehungszeiten, um höhere Rentenansprüche für Eltern zu schaffen.
Die demografische Entwicklung bis 2035 verstärkt den Reformdruck: Die Babyboomer-Generation nähert sich dem Renteneintrittsalter, während die nachfolgenden Generationen zahlenmäßig schwächer sind. „Die Geburtenraten der Generation, die jetzt mit Mitte 50 kurz vor der Rente steht, waren zu niedrig. Dadurch hat sich das Problem in der Rentenfinanzierung enorm verschärft“, betont Ragnitz.
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