Mittelstand kämpft mit Inflation und Fachkräftemangel

Inflation, Bürokratie und Fachkräftemangel belasten den deutschen Mittelstand. Eine neue Studie der BarmeniaGothaer zeigt nicht nur die größten Herausforderungen, sondern auch, wie Unternehmen gegensteuern können.

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'Schwere See' - heißt es für den deutschen Mittelstand: Inflation, Fachkräftemangel und Bürokratie belasten. Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer am Horizont. (Symbolbild)DALL-E

Der deutsche Mittelstand, bekannt als Motor für Innovation und Stabilität, sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Die aktuelle Studie der BarmeniaGothaer beleuchtet, wie Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage einschätzen, welche Probleme sie sehen und mit welchen Strategien sie diesen begegnen. Gleichzeitig rückt die Innovationskraft der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) als entscheidender Erfolgsfaktor in den Fokus.

Geschäftslage: Stabile Aussichten mit leichtem Optimismus

Laut der Studie bewerten 58 Prozent der befragten Mittelständler ihre aktuelle Geschäftslage als „eher gut“ oder „außerordentlich gut“. Im Vergleich zum Jahresbeginn bedeutet dies einen Anstieg von 4 Prozentpunkten. Besonders größere Unternehmen (201 bis 500 Beschäftigte) zeigen sich mit 65 Prozent zufriedener als kleine Unternehmen (1 bis 10 Beschäftigte), von denen nur 48 Prozent ihre Lage positiv sehen.

Auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind gestiegen: 26 Prozent der Befragten erwarten eine Verbesserung, während die Mehrheit (60 Prozent) von einer stabilen Lage ausgeht.

Innovationskraft: Potenziale und Defizite

Die Studie unterstreicht, dass der Mittelstand trotz zahlreicher Herausforderungen bereit ist, sich anzupassen. 42 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Innovationskraft als hoch, während 46 Prozent sie neutral und 12 Prozent niedrig einschätzen.
„In unsicheren Zeiten sind Innovationsfähigkeit und Anpassungsbereitschaft essenziell“, betont Thomas Bischof, Vorstand Komposit bei der BarmeniaGothaer. „Die positiven Rückmeldungen zeigen, dass viele Unternehmen bereit sind, sich anzupassen. Doch die neutrale oder niedrige Selbsteinschätzung der Mehrheit ist ein Warnsignal. Hier müssen wir unterstützen.“

Strategien zur Innovationsförderung

Um ihre Innovationskraft zu steigern, setzen KMU auf folgende Maßnahmen:

  • 48 %: Fortbildung der Mitarbeitenden.
  • 37 %: Weiterentwicklung von Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen.
  • 25 %: Einsatz künstlicher Intelligenz.
  • Nur 8 %: Ausbau von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Ausland.

Besonders die Fortbildung der Mitarbeitenden spielt eine zentrale Rolle. Sie bietet Unternehmen nicht nur die Möglichkeit, Fachkräfte zu qualifizieren, sondern auch, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Inflation, Bürokratie und Fachkräftemangel belasten

Die Studie zeigt, dass die Inflation (77 Prozent) und konjunkturelle Unsicherheiten (76 Prozent) zu den größten Belastungen zählen. Dicht gefolgt werden diese Herausforderungen von Bürokratie (75 Prozent), Energiepreisen (73 Prozent) und Fachkräftemangel (66 Prozent).
„Viele Herausforderungen wie Inflation oder Regulierung liegen außerhalb des Einflussbereichs der KMU“, erklärt Bischof. „Doch bei der Qualifizierung und Bindung von Mitarbeitenden können Unternehmen aktiv ansetzen.“

Zusatzleistungen als Wettbewerbsvorteil

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzen viele KMU auf strategische Maßnahmen. Dabei spielen Zusatzleistungen eine wichtige Rolle:

  • 26 % wünschen sich Zusatzangebote wie betriebliche Altersvorsorge oder Krankenversicherung.
  • 28 % bevorzugen nachhaltige Versicherungsprodukte.
  • 26 % sehen Potenziale in individuellen Risikoanalysen.
  • 24 % erwarten Unterstützung im Energiemanagement.

„Versicherer können KMU mit maßgeschneiderten Angeboten unterstützen, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern“, so Bischof weiter. „Zusatzleistungen bieten einen klaren Wettbewerbsvorteil – sowohl bei der Mitarbeiterbindung als auch bei der Gewinnung neuer Talente.“

Über die Studie:
Die repräsentative Studie wurde von der BarmeniaGothaer in Zusammenarbeit mit der HEUTE UND MORGEN GmbH im Zeitraum vom 8. August bis zum 19. August 2024 durchgeführt. Befragt wurden 515 Versicherungsentscheider aus KMU, die Quotierung erfolgte nach Mitarbeiterzahl und Branche. Ergänzt wurde die Studie bei der Frage zur Geschäftslage von KMU durch die Ergebnisse der ergänzenden Erhebungen der B2B-Bus-Befragung (HEUTE UND MORGEN) unter jeweils 300 Versicherungsentscheidern.

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