Die Menschen in Deutschland nehmen gesellschaftliche Spannungen als großes Risiko für die kommenden Jahre wahr, zeigt der Axa-Future-Risk-Report. Die Folgen paralleler Krisen belasten die Menschen und verstärken Zukunftssorgen.
Eine wachsende Anzahl gesellschaftlicher Spannungen wird in Deutschland als ernstes Risiko für die Zukunft eingeschätzt – so stark wie in keinem anderen der befragten Länder. Der elfte Axa-Future-Risk-Report belegt, dass die Sorge um soziale Stabilität tief in der Bevölkerung verankert ist: 50 Prozent der Deutschen befürchten, dass Spannungen weitreichende Auswirkungen in den nächsten fünf bis zehn Jahren haben werden. Diese Sicht wird nur von der Bedrohung durch den Klimawandel übertroffen.
Der Report basiert auf einer internationalen Studie, durchgeführt von Ipsos im Auftrag von Axa, und erhebt die Wahrnehmung zukünftiger Risiken in 15 Ländern. Während soziale Spannungen hierzulande nach dem Klimawandel auf Platz zwei rangieren, wird das Thema international als viertwichtigstes Risiko wahrgenommen. Dabei zeigt sich Deutschland seit Jahren als Sonderfall, in dem soziale Spannungen besonders hoch eingeschätzt werden. Auch die COVID-19-Pandemie und eine Reihe internationaler Krisen haben laut Studie das Risiko sozialer Spannungen weiter verstärkt.
Gleichzeitige Krisen verschärfen Bedrohungen
91 Prozent der Deutschen nehmen eine Zunahme an Krisen wahr. Dabei beschreibt der Report die sogenannte „Polykrise“: mehrere Krisen, die parallel auftreten und sich gegenseitig verstärken. Thilo Schumacher, CEO von Axa Deutschland, fasst die Befunde zusammen: „Die Menschen spüren die Auswirkungen der zahlreichen Krisen und die damit einhergehenden Risiken der letzten Jahre immer mehr. Die Tatsache, dass diese Risiken stärker miteinander verbunden sind, macht sie für einen Teil der Menschen noch bedrohlicher.“ In der Wahrnehmung vieler Menschen haben die Krisen zudem einen zunehmenden Einfluss auf den Alltag: 68 Prozent fühlen sich im täglichen Leben angreifbarer als noch vor einem Jahr.
Risikofaktoren: Migration und soziale Ungleichheit
Bei der Frage nach den Gründen für die zunehmenden sozialen Spannungen gibt es signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Mehr Männer (35 Prozent) als Frauen (27 Prozent) sehen größere Migrationsbewegungen als Hauptursache für soziale Spannungen. Frauen hingegen weisen häufiger auf soziale Ungleichheit und steigende Lebenserhaltungskosten hin: 34 Prozent der Frauen, aber nur 26 Prozent der Männer sehen diese Faktoren als maßgeblich.
Rückhalt für Krisenmanagement fraglich
Ein zentraler Befund der Umfrage ist das geringe Vertrauen in die staatliche Krisenbewältigung. 76 Prozent der Deutschen zweifeln daran, dass die Behörden gut genug aufgestellt sind, um mit den Folgen gesellschaftlicher Spannungen angemessen umzugehen. Das Risiko sozialer Unruhen wird teilweise auch als Gefahr für demokratische Strukturen eingestuft: 19 Prozent der Befragten äußern Bedenken, dass soziale Spannungen die Demokratie und das Vertrauen in Institutionen untergraben könnten.
Über die Studie
Der Axa-Future-Risk-Report ermittelt jährlich die Wahrnehmung künftiger Risiken in einer Umfrage bei Experten und in der breiten Öffentlichkeit durch eine bevölkerungsrepräsentative Befragung. Das Meinungsforschungsinstitut Ipsos hat dafür im Auftrag von Axa 1.000 Personen in Deutschland im Mai und Juni 2024 online befragt. Die Ergebnisse der Befragung sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Neben Deutschland wurden Ergebnisse in vierzehn weiteren Ländern aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika ermittelt. 2024 erscheint der Axa-Future-Risk-Report bereits zum elften Mal in Folge.
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