Trotz zuletzt rückläufiger Inflationsraten gibt ein wachsender Anteil der Deutschen an, finanziell kaum noch über die Runden zu kommen. In einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos in 29 Ländern gibt jeder vierte befragte Bundesbürger (24 Prozent) an, dass es derzeit ziemlich oder sehr schwierig sei, finanziell über die Runden zu kommen. Im Vorjahr waren es nur 16 Prozent.
Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos, stellt fest: „Immer mehr Bürgerinnen und Bürger müssen mit Sparflamme wirtschaften. Zwar gab es im ersten Quartal 2023 laut Statistischem Bundesamt Rekordlohnerhöhungen, diese konnten aber die hohe Teuerungsrate nicht ausgleichen. Seit 2020 ist die Reallohnentwicklung in Deutschland rückläufig. Da ist es wenig verwunderlich, dass die Zahl der Menschen, die finanziell kaum über die Runden kommen, in den letzten zwölf Monaten rapide gestiegen ist.“
Jeder Dritte sieht Rezession in Deutschland
Während im Durchschnitt aller untersuchten Länder die Hälfte der Befragten (49 Prozent) ihre nationale Wirtschaft in einer Rezession sieht, denkt in Deutschland nur jeder Dritte (32 Prozent) so. Etwas mehr als die Hälfte der Deutschen (53 Prozent) geht davon aus, dass die Inflationsrate im kommenden Jahr steigen wird. Ein Jahr zuvor dachten noch 81 Prozent an einen solchen Anstieg.
Weniger starke Teuerung erwartet
Deutlich moderater als im Vorjahr schätzen die deutschen Verbraucher den Anstieg ihrer Ausgaben ein. Zwar erwarten immer noch 68 Prozent der Befragten, dass sich der Einkauf von Lebensmitteln in den nächsten sechs Monaten verteuern wird – in der Vorjahresumfrage waren es allerdings noch 85 Prozent.
Deutlich rückläufig sind auch die Erwartungen für die Preisentwicklung bei der Energieversorgung. Gingen vor einem Jahr noch 84 Prozent der Befragten davon aus, dass die Kosten für Gas und Strom in den nächsten sechs Monaten steigen werden, sind es in der aktuellen Umfrage nur noch 61 Prozent. Auch bei der Entwicklung der Benzinpreise sind die deutschen Verbraucher inzwischen deutlich optimistischer. Zwölf Monate zuvor gingen noch 74 Prozent der Befragten davon aus, dass die Preise für Kraftstoffe wie Benzin oder Diesel im kommenden Halbjahr steigen werden. In der aktuellen Umfrage rechnet nur noch jeder Zweite (48 Prozent) mit steigenden Spritkosten in den nächsten sechs Monaten.
„Trotz sinkender Reallöhne blicken die Deutschen verhalten optimistisch in die Zukunft und hoffen auf eine Normalisierung der Preisentwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Ob sich dies bestätigt, hängt nicht nur von der Zinspolitik der EZB ab, sondern auch von der Entwicklung des Krieges in der Ukraine und dem Verhalten der Unternehmen“, meint Dr. Robert Grimm.
Steigende Kosten wegen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs
Sieben von zehn Bundesbürgern (70 Prozent) sind der Meinung, dass der russische Einmarsch in die Ukraine sehr starke oder ziemlich starke Auswirkungen auf die steigenden Lebenshaltungskosten in Deutschland hat. Jeweils rund sechs von zehn Befragten machen die Politik der deutschen Bundesregierung (60 Prozent) und den Zustand der Weltwirtschaft (62 Prozent) für den Kostenanstieg verantwortlich.
Der IPSOS Global Inflation Monitor steht zum Download hier bereit.
Methode
Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie »Global Inflation Monitor«. Bei der Online-Umfrage wurden zwischen dem 24. März 2023 und dem 07. April 2023 insgesamt 20.570 Personen aus 29 Ländern über das Ipsos Online Panel-System interviewt. In Israel, Kanada, Malaysia, Südafrika, der Türkei und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 74 Jahren alt, in Indonesien und Thailand zwischen 20 und 74 Jahren und in allen anderen Ländern zwischen 16 und 74 Jahren.
Der "Globale Länderdurchschnitt" spiegelt das durchschnittliche Ergebnis für alle 29 Nationen wider, in denen die Umfrage durchgeführt wurde. Er wurde nicht an die Bevölkerungsgröße der einzelnen Länder angepasst.
In Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Israel, Japan, Kanada, Mexiko, Schweden, Spanien und den USA umfasste die Stichprobe etwa 1.000 Personen. In Argentinien, Chile, Kolumbien, Indien, Indonesien, Malaysia, den Niederlanden, Peru, Polen, Singapur, Südafrika, Südkorea, Thailand, der Türkei und Ungarn wurden jeweils etwa 500 Personen befragt.
Die Stichproben in Argentinien, Australien, Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Ungarn, Italien, Japan, den Niederlanden, Polen, Südkorea, Spanien, Schweden und den USA können als repräsentativ für die allgemeine erwachsene Bevölkerung dieser Länder unter 75 Jahren angesehen werden.
Die Stichproben in Brasilien, Chile, Kolumbien, Indien, Indonesien, Malaysia, Mexiko, Peru, Singapur, Südafrika, Thailand und der Türkei sind städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die Allgemeinbevölkerung. Die Umfrageergebnisse für diese Märkte sollten als Ausdruck der Ansichten der "besser vernetzten" Bevölkerungsgruppe betrachtet werden.
Die Daten werden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Marktes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den neuesten Volkszählungsdaten am besten widerspiegelt. Wenn die Ergebnisse sich nicht auf 100 aufsummieren, liegt das an Rundungen durch die computer-basierte Zählung, erlaubte Mehrfachnennungen oder dem Ausschluss von „weiß nicht/keine Angabe“ Nennungen.