„Amerika ist auf direktem Weg zur Autokratie“

Mit Donald Trump als erneutem US-Präsidenten warnen Experten vor einem gravierenden Wandel in den Vereinigten Staaten: Der Übergang zu autokratischen Strukturen könnte weitreichende Folgen für Demokratie und Finanzmärkte haben.

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Donald Trump ist nach den jüngsten Wahlergebnissen der klare Sieger der US-Präsidentschaftswahl 2024. Diese Entwicklung markiert nach Einschätzung des FERI Cognitive Finance Institute einen kritischen Wendepunkt für die USA. „Nun tritt genau das Szenario ein, das wir bereits mehrfach prognostiziert haben: Amerika ist auf direktem Weg zur Autokratie“, erklärt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute. Schon 2016 hatte das FERI Institut Trumps Wahlsieg vorhergesagt – und nun, acht Jahre später, sieht Rapp die demokratischen Strukturen der USA massiv gefährdet.

Demokratie in Gefahr

Laut FERI birgt eine zweite Trump-Präsidentschaft gravierende Risiken für die demokratische Ordnung der Vereinigten Staaten. Rapp geht davon aus, dass Trump die Unabhängigkeit von Justizministerium und FBI ernsthaft untergraben könnte, indem er diese Institutionen zur Verfolgung politischer Gegner missbraucht. „Trump wird seine antidemokratische Haltung umgehend unter Beweis stellen und den staatlichen Machtapparat massiv umgestalten – auch mit klar verfassungswidrigen Maßnahmen“, so Rapp. Eine tiefgehende Machtkonzentration auf das Amt des Präsidenten sei das Ziel, begleitet von der Eliminierung demokratischer Kontrollinstanzen.

Rapp sieht außerdem die Gefahr, dass Trump bereits verurteilte Personen, die am Kapitol-Sturm vom 6. Januar 2021 beteiligt waren, begnadigen könnte – möglicherweise sogar sich selbst. Die Entmachtung demokratischer Institutionen und eine geplante Konzentration auf das präsidiale Amt könnten laut Rapp dazu führen, dass die US-Justiz an Unabhängigkeit verliert, was gravierende Folgen für das System der Gewaltenteilung und die Demokratie als Ganzes nach sich ziehen könnte.

Risiken für Finanzsystem und Weltwirtschaft

Rapp warnt zudem, dass Trump mit seiner umfassenden Machtausweitung auch die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed gefährden könnte. „Trump will direkte Kontrolle der Zins- und Währungspolitik. Das bedroht die Integrität des US-Finanzsystems und erzeugt globale Unsicherheit“, so Rapp weiter. Auch die Rolle des US-Dollars als globale Leitwährung könnte auf lange Sicht bedroht sein. Gleichzeitig plant Trump neue US-Zölle, die erhebliche Belastungen für Europa und die globale Wirtschaft nach sich ziehen könnten.

Die Finanzmärkte reagieren bereits auf diese Veränderungen: Gordon Shannon, Portfolio Manager bei TwentyFour Asset Management, einer Boutique von Vontobel, sieht ein bekanntes Muster: „Bislang folgen die Märkte dem Spielplan nach Trumps Sieg von 2016 - Aktien steigen, während langlaufende US-Staatsanleihen in der Erwartung einer fiskalischen Expansion verkauft werden.“ Allerdings dürfte sich die Aufmerksamkeit bald auf die inflationären Effekte von Zöllen und Einwanderungsbeschränkungen verlagern. Shannons Einschätzung zufolge wird die Fed, deren Unabhängigkeit Trump zu beschneiden plant, eine entscheidende Rolle spielen. „Ihre Reaktion auf diese Maßnahmen wird entscheidend sein, wohin sich die Vermögenspreise entwickeln.“

Herausforderungen für Unternehmen und Investoren

Vor diesem Hintergrund betont Rapp, dass Unternehmen, Investoren und Marktteilnehmer in den kommenden Jahren besonders gefordert sind. Die finanziellen und geopolitischen Auswirkungen von „Trump 2.0“ müssten laufend beobachtet und in künftige Entscheidungen einbezogen werden. Das FERI Cognitive Finance Institute hatte die potenziellen Risiken bereits in seiner Analyse „Trump reloaded“ im Januar 2024 skizziert und sieht jetzt viele dieser Szenarien bestätigt.

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