Versicherer setzen auf Ökosysteme: Große Nachfrage nach Handwerker-Services und Mobilitätsunterstützung

Versicherer bieten zunehmend Ökosysteme mit Zusatzleistungen an. Besonders Handwerker-Services und Mobilitätsunterstützung sind laut einer Studie von Sirius Campus heiß begehrt. Doch ein Trend sorgt für Stirnrunzeln: Die Bereitschaft der Kunden, persönliche Daten zu teilen, nimmt wieder ab.

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Eine neue Untersuchung von Sirius Campus zeigt, dass das Interesse an Ökosystemen von Versicherern wächst. 57 Prozent der Befragten wünschen sich Unterstützung im Bereich Wohnen, insbesondere bei Renovierungen, Modernisierungen und Reparaturen. Die Studie hebt hervor, dass Service- und Zusatzleistungen wie Handwerkervermittlung, Handwerkerkoordination und Rechtsberatung bei Streitigkeiten mit Handwerkern besonders beliebt sind.

Sirius Campus hat Einflussfaktoren für die Nutzung solcher Ökosysteme untersucht. 30 Prozent der Befragten finden ein Ökosystem interessant, das für sie relevante Zusatzleistungen bietet. Für 20 Prozent wäre ein solches Ökosystem ein wichtiger Grund, bei einem bestimmten Anbieter abzuschließen. Besonders junge Kunden zwischen 18 und 30 Jahren zeigen Interesse und sind bereit, dafür höhere Beiträge in Kauf zu nehmen. Es gibt jedoch keine klare Präferenz, ob das Ökosystem in Form einer App oder eines Online-Kundenportals angeboten werden sollte.

Die Ergebnisse stammen aus der Sirius Campus Marktuntersuchung „Umgang mit Kündigungen und Beschwerden“, die im Kundenmonitor Assekuranz durchgeführt wurde. Dazu wurden 2.000 repräsentative Online-Interviews mit Versicherungsentscheidern und -mitentscheidern im Alter von 18 bis 69 Jahren zwischen Juni und Juli 2024 geführt.

Die Untersuchung zeigt auch, dass fast alle Haus- und Wohnungsbaumaßnahmen Unterstützung durch Versicherer erfordern. Insgesamt liegt das Interesse an solcher Unterstützung bei über 50 Prozent. 43 Prozent der Befragten wohnen in einem Haus, wobei freistehende Einfamilienhäuser am häufigsten sind. Mit steigendem Einkommen wächst auch der Anteil der Hausbewohner. Für die meisten ist das Zuhause ein Rückzugsort. Dennoch gibt es Wünsche nach Veränderungen, wie mehr Abstand zum Nachbarn, Eigentum statt Miete und ein Haus statt einer Wohnung. Der Unterstützungsbedarf durch Versicherer umfasst barrierefreien Umbau, Einbau von PV-Anlagen oder Wallboxen sowie allgemeine Renovierungen, Modernisierungen und Reparaturen. In jedem dieser Bereiche liegt der Unterstützungsbedarf bei etwa 20 Prozent. Insgesamt wünschen sich 57 Prozent der Befragten Unterstützung durch ihren Versicherer.

„Für die Versicherer ist dies eine gute Nachricht“, sagt Christoph Müller, Geschäftsführer und Gründer der Sirius Campus GmbH. „Essenziell für den Erfolg eines Ökosystems ist natürlich die grundsätzliche Akzeptanz der Kunden, dass diese also überhaupt offen dafür sind, von dritter Seite Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Im Bereich Wohnen (renovieren, modernisieren, reparieren) ist dies in jedem Fall gegeben.“

Neben dem Wohnen bildet Mobilität einen weiteren Schwerpunkt der Untersuchung. Autofahren ist nach wie vor das meistgenutzte Fortbewegungsmittel, obwohl viele beabsichtigen, in Zukunft mehr E-Bike, Fahrrad, ÖPNV und Bahn zu nutzen. Jeder dritte Befragte plant, in den nächsten zwei Jahren ein Auto zu kaufen, wobei die Hälfte einen Neuwagen und die andere Hälfte einen Gebrauchtwagen bevorzugt. Die Online-Zulassung ist der beliebteste Mobilitätsservice, gefolgt von Mietwagen-Service im Schadenfall, Unterstützung bei der Autofinanzierung und Auto-Händler-Vermittlung. Services zu alternativen Fortbewegungsmitteln wie E-Autos, E-Bike-Beschaffung und Car-Sharing stehen am Ende der Liste, sind aber dennoch für etwa 20 Prozent der Kunden von Interesse.

Eine weitere Voraussetzung für passgenaue Angebote ist die Bereitschaft der Kunden, ihre Versicherungsgesellschaften über wichtige Lebensereignisse zu informieren. Diese Bereitschaft nimmt jedoch ab. 2015 waren noch 34 Prozent der Kunden bereit, zusätzliche Daten zu teilen, um passende Angebote zu erhalten. Dieser Wert stieg bis 2022 auf 45 Prozent, ist aber aktuell auf 40 Prozent gefallen. Noch stärker ist der Rückgang der Zustimmung zur Aussage „Ich finde es gut, wenn mir meine Versicherungsgesellschaft unaufgefordert ein Angebot macht, das auf meine persönliche Lebenssituation abgestimmt ist“, die von 51 Prozent im Jahr 2022 auf 38 Prozent im Jahr 2024 sank. Vor allem ältere Menschen äußern sich hier kritisch.

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