Die Festgeldzinsen sind auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr gesunken. Bundesweit verfügbare Angebote mit zwei Jahren Laufzeit bringen im Schnitt 2,68 Prozent Zinsen. Das ist der niedrigste Stand bei Festgeldzinsen seit Mai 2023.
Anders beim Tagesgeld – hier hatten sich die Banken eine Atempause verordnet und die Zinsen weitestgehend konstant gehalten. Das zeigt eine aktuelle Zinsauswertung von über 800 Banken und Sparkassen durch das Vergleichsportal Verivox.
Festgeldzinsen im August deutlich gesunken
Bei überregionalen Banken bringen Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit aktuell durchschnittlich 2,68 Prozent Zinsen. Das ist der tiefste Stand seit Mai 2023. Seit ihrem Höhepunkt im November letzten Jahres gaben die Zinsen bundesweit verfügbarer Angebote im Schnitt um 0,71 Prozentpunkte nach. „Wer sein Erspartes heute für zwei Jahre fest anlegen möchte, findet in etwa ein Zinsniveau wie im Frühsommer 2023 vor“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Mit einem Minus von knapp 0,1 Prozentpunkten sind die Durchschnittszinsen im August wieder wesentlich stärker gesunken als in den Vormonaten. Eine noch deutlichere Zinssenkung gab es zuletzt in diesem Februar.
Leitzinssenkung ist eingepreist
Die Entwicklung der Sparzinsen wird stark von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinflusst. Zwar liegt der für Sparzinsen besonders relevante EZB-Einlagezins mit aktuell 3,75 Prozent noch über dem Stand vom Frühsommer letzten Jahres, aber anders als damals erwarten die Marktteilnehmer in nächster Zeit sinkende Zinsen. Im Mai 2023 prägte hingegen noch eine historische Serie von Leitzinserhöhungen das Marktgeschehen – der EZB-Einlagezins war gerade auf 3,25 und gut einen Monat später auf 3,5 Prozent gestiegen.
In den aktuellen Festgeldkonditionen ist die Leitzinssenkung eingepreist. In den kommenden Wochen dürfte sich der aktuelle Trend fortsetzen und die Festgeldzinsen weiter in moderatem Umfang sinken.
Günstige Inflationsentwicklung führt zu hohen Realzinsen
Aufgrund der deutlich gesunkenen Inflationsrate sind die Rahmenbedingungen für Anleger trotz der gesunkenen Sparzinsen heute wesentlich besser als vor einem Jahr. Wie lukrativ eine Geldanlage ist, zeigt der Realzins, also der Ertrag unter Einberechnung inflationsbedingter Kaufkrafteinbußen. Im August ist die Inflationsrate mit 1,9 Prozent auf den tiefsten Stand seit März 2021 gesunken. Infolgedessen hat der Realzins einer durchschnittlich verzinsten zweijährigen Festgeldanlage mit 0,78 Prozent einen neuen Höchststand erklommen.
„Zu Beginn der galoppierenden Inflation wurden die europäischen Währungshüter oft als zu passiv kritisiert, doch in den letzten Monaten haben sie bei der Bekämpfung der Teuerung einen guten Job gemacht“, sagt Oliver Maier. „Sparer profitieren davon, dass die Teuerungsraten wesentlich schneller und stärker gesunken sind als die Zinsen für klassische Sparanlagen wie Tages- und Festgeld. Vor einem Jahr – bei einer Inflation von über 6 Prozent – brachten selbst die besten Angebote im Markt keine positive Realrendite, das Ersparte verlor an Wert. Heute bringen schon durchschnittlich verzinste Anlagen wieder Erträge oberhalb der laufenden Teuerung.“
Atempause beim Tagesgeld
Beim Tagesgeld haben sich die Zinsen im Marktdurchschnitt in den letzten Wochen kaum von der Stelle bewegt. Bundesweit verfügbare Angebote werden mit durchschnittlich 1,68 Prozent sogar minimal höher verzinst als Anfang August (1,66 Prozent). Bei Sparkassen (0,61 Prozent) und den regionalen Genossenschaftsbanken (0,63 Prozent) liegen die Durchschnittszinsen mehr als einen Prozentpunkt niedriger. In beiden Marktsegmenten sind die Zinsen im letzten Monat geringfügig um jeweils 0,01 Prozentpunkte gesunken.
„Vor dem Notenbanktermin wartet ein Großteil der Banken noch ab, was passieren wird. Aber wenn die EZB die Leitzinsen senkt, werden viele Geldhäuser schnell nachziehen und ihrerseits auch die Verzinsung auf ihren Tagesgeldkonten nach unten schrauben“, sagt Oliver Maier. Wie eine Verivox-Auswertung zeigt, hatten nach der letzten Leitzinssenkung allein im Juni mindestens 54 Banken und Sparkassen ihre Tagesgeldzinsen reduziert.
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