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Sturm, Hagel und weitere Naturgefahren haben im vergangenen Jahr überdurchschnittlich viele Schäden verursacht. „Die Kosten belaufen sich auf 5,7 Milliarden Euro. Das sind 1,7 Milliarden Euro mehr als im Jahr 2022. Grund dafür sind vor allem schwere und teure Hagelschäden an Kraftfahrzeugen, die mit 2 Milliarden Euro zu Buche schlugen“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Die Ursache für die hohen Kosten sind die immens gestiegenen Ersatzteilpreise und die hohen Werkstattlöhne. Der Schadendurchschnitt für Sturm- und Hagelschäden in der Kraftfahrtversicherung kletterte auf 4.100 Euro, der dritthöchste Wert nach 1984 (4.700 Euro) und 2021 (4.300 Euro).
Auf die Sachversicherung entfielen insgesamt 3,7 Milliarden Euro, davon 2,7 Milliarden Euro verursacht durch Sturm und Hagel und eine Milliarde Euro durch weitere Naturgefahren, wie etwa Überschwemmungen infolge von Starkregen. Insgesamt fällt die Naturgefahrenbilanz für 2023 um 800 Millionen Euro höher aus, als noch Ende 2023 angenommen.
Die höchsten Schäden in Bayern und Hessen
Im Vergleich der Bundesländer steht Bayern mit einer Schadensumme von über 2 Milliarden Euro an der Spitze, gefolgt von Hessen mit rund 890 Millionen Euro. „Die Alpenregion und die hessischen Mittelgebirge Taunus und Odenwald waren besonders häufig von Hagel betroffen“, sagt Asmussen. Die jetzt veröffentlichte regionale GDV-Naturgefahrenbilanz erfasst versicherte Schäden an Häusern und Hausrat, Gewerbe- und Industriebetrieben und Kraftfahrzeugen.
Sommerunwetter führen zu hohen Schäden
Große Schäden durch Winter- und Herbststürme sind 2023 weitgehend ausgeblieben. Im August verursachten hingegen heftige Unwetter versicherte Schäden in Höhe von 1,5 Milliarden Euro – also gut ein Viertel des Gesamtschadens. Die Sachversicherer waren hier mit 950 Millionen Euro und die Kraftfahrtversicherer mit 550 Millionen Euro betroffen. Bereits im Juni hatten die Unwetter „Kay“ und „Lambert“ schwere Schäden in Höhe von 740 Millionen Euro angerichtet. Davon entfielen 390 Millionen Euro auf die Sachversicherung und die übrigen 350 Millionen Euro auf die Kraftfahrtversicherer.
Appell an die Bundesländer: Schutz vor Naturgefahren durch Klimafolgenanpassung
Aktuelle Unwetterlagen lösen regelmäßig Diskussionen um eine Pflichtversicherung aus. Auch die Ministerpräsidentenkonferenz hat sich im März erneut für die Einführung einer bundesweiten Pflichtversicherung gegen Elementarschäden ausgesprochen. Die Versicherungswirtschaft appelliert beim Schutz vor Wetterextremem nicht nur auf eine verpflichtende Versicherungslösung zu setzen. „Eine Pflichtversicherung als alleiniges Mittel hilft niemandem – weder Hausbesitzern noch Ländern und Kommunen“, bekräftigt Asmussen. Stattdessen müsse auf Prävention gesetzt werden. „Oberste Priorität sollten klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren haben”, so Asmussen. Prävention solle fester Bestandteil der Landesbauordnungen werden. „Sonst können wir uns schon jetzt auf Milliardenschäden bei künftigen Hochwassern gefasst machen“, bekräftigt Asmussen. Der Versicherungssektor hat einen Forderungskatalog vorgelegt, in dem die Anforderungen an einen umfassenden Naturgefahrenschutz konkretisiert.
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