„Bernd“ prägt GDV-Langzeitbilanz der Naturgefahrenschäden

Wo verursachen Unwetter die höchsten Gebäudeschäden? Dazu hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft eine Langzeitbilanz für 2002 bis 2021 vorgelegt. Die am schlimmsten betroffenen Gebiete liegen demnach in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.

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Sturmsack, aufkommendes Gewitter mit Sturm - KonzeptSturmsack, aufkommendes Gewitter mit Sturm - Konzeptstockpics – stock.adobe.com

Die Sturzflut „Bernd“ im Sommer 2021 war die mit Abstand schwerste Naturkatastrophe in Deutschland in der jüngeren Vergangenheit. Und diese hatte Ahrweiler am stärksten getroffen. Daher ist es wenig überraschend, dass der rheinland-pfälzische Landkreis Ahrweiler in der 20-Jahres-Bilanz des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bundesweit am stärksten von extremen Wetterereignissen getroffen wurde. „Sturm, Hagel sowie Überschwemmungen durch Starkregen oder Hochwasser richteten dort von 2002 bis 2021 Schäden an Gebäuden von durchschnittlich 109.000 Euro an“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

In der GDV-Langzeitbilanz der Naturgefahrenschäden liegen auf den Plätzen zwei und drei Euskirchen in Nordrhein-Westfalen (41.100 Euro) und der Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz (17.500 Euro). Vor allem Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz waren Mitte Juli 2021 von der Sturzflut „Bernd“ ausgelösten Hochwasserkatastrophe betroffen. Der versicherte Schaden erreichte mit rund 8,4 Milliarden Euro in der Sachversicherung einen historischen Höchststand.

Glimpflich kamen in den vergangenen 20 Jahren die Einwohner von Heidelberg in Baden-Württemberg davon. Dort beträgt der Durchschnittsschaden durch extreme Wetterereignisse lediglich 752 Euro. Der Bundesdurchschnitt liegt rund viermal höher bei 2.900 Euro je Gebäude innerhalb 20 Jahren.

Höchster Schadendurchschnitt: 255.000 Euro

Den höchsten Schadendurchschnitt durch ein Hochwasser- und Starkregenereignis verursachte ebenfalls die Sturzflut „Bernd“ im Jahr 2021. Im Landkreis Ahrweiler zahlten die betroffenen Hausbesitzer im Schnitt 255.000 Euro, im Stadtkreis Trier 164.000 Euro und im Landkreis Trier-Saarburg 103.000 Euro. Zum Vergleich: Vor der Ahrtal-Katastrophe lag der höchste Durchschnittsschaden bei 181.000 Euro, ausgelöst durch das Juni-Hochwasser 2013 im Landkreis Deggendorf in Bayern.

Etwas geringer beim Schadendurchschnitt fallen in der GDV-Langzeitbilanz die Schäden durch Sturm- und Hagel aus. Den höchsten Schadendurchschnitt verursachte Hagel „Queeny“ im Jahr 2006 im Landkreis Tuttlingen mit 14.500 Euro. Hagel „Bert“ (2011) war mit knapp 14.000 Euro Schadendurchschnitt für die betroffenen Hausbesitzer im Landkreis Bernkastel-Wittlich am teuersten.

Besonders Winterstürme wie „Kyrill“ 2007 oder „Christian“ 2013 verursachen häufig viele Schäden mit geringen Schadendurchschnitten. So war „Kyrill“ bei fast der Hälfte aller Stadt- und Landkreise das Sturm- und Hagelereignis mit den meisten Schäden – die Schadendurchschnitte lagen aber meist so um die 1.000 Euro. „Christian“ wütete im Norden – im Stadtkreis Flensburg und den Landkreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg war fast jedes zweite Haus betroffen, mit Schadendurchschnitten um 2.000 Euro.

Mit Prävention Schäden minimieren

Schäden durch Extremwetter lassen sich mit einer Elementarschadenversicherung absichern. Bislang haben aber rund 52 Prozent der Gebäude in Deutschland diesen Schutz. Den übrigen Gebäuden fehlt der erweiterte Naturgefahrenschutz, sie sind zum Beispiel nicht gegen Schäden durch eine Überschwemmung in Folge von Starkregen versichert.

Durch Präventionsmaßnahmen kann jeder Hausbesitzer Schäden durch Naturkatastrophen an seiner Immobilie verringern. Beispielsweise durch Aufkantungen an Kellertreppen oder den Einbau druckdichter Fenster. Die Versicherer fordern verbindliche Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung und Prävention.

„Sorgen Bund und Länder nicht für ausreichenden Schutz der Häuser und Städte, wird die Gebäudeversicherung sehr teuer und viele Eigentümer und Mieter werden erheblich belastet“, sagt Asmussen. Ohne Prävention und Klimafolgenanpassung wird die Versicherungslücke bei Naturgefahren nicht zu schließen sein. „Wir Versicherer haben Vorschläge für mehr Klimaresilienz und Vorsorge unterbreitet, mit denen Versicherungsschutz bezahlbar bleibt“, so Asmussen.

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