Wird die Lohnsteuer zu einer versteckten Rentenabgabe?

Die Sozialversicherungsbeiträge reichen schon seit mehreren Jahren nicht mehr aus, um die Löcher im maroden deutschen Rentensystem zu stopfen. Jedes Jahr fließen Milliarden an Steuern in die Rentenkasse. Von den 109 Milliarden Euro Lohnsteuereinnahmen des Jahres 2024 sollen 108 Milliarden in das Rentensystem fließen – de facto wird die Lohnsteuer damit zu einer weiteren Sozialabgabe.

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Ein Beitrag von Steven Lischka, Geschäftsführer der DMV Deutsche Mittelstandsversorgung

Der Rententopf scheint aktuell mit über 44 Milliarden Euro voll zu sein, doch in Wahrheit ist er leerer denn je. Diese sogenannten Rücklagen reichen gerade mal für 7 Wochen Rentenzahlung aus! Die echten Herausforderungen kommen aber erst mit dem unmittelbar bevorstehenden Renteneintritt der Babyboomer. Was genau in den kommenden Jahren zu erwarten ist und wie jeder selbst seine Versorgung im Alter sichern kann:

Ein Viertel der Deutschen sind Rentner

Mit mehr als 21 Millionen Rentnern steht das deutsche Rentensystem schon jetzt am Rande des Kollapses. Finanziert wird es nämlich durch eine immer geringer werdende Zahl von Menschen, die aktuell in die Rentenkasse einzahlen. Allein zwischen 1962 und 1992 hat sich die Zahl der Einzahlenden pro Rentner von 6 auf 2,7 mehr als halbiert – bis 2022 sank sie sogar auf 1,8 arbeitende Menschen, die für jeweils eine laufende Rente aufkommen.

Schon 2024 wird die nächste Stufe erreicht, wenn der erste Jahrgang der geburtenstarken Babyboomer-Generation in Rente geht. Dies signalisiert den Beginn einer Welle von Neurentnern, die das Sozialsystem nur schwer abfedern kann. 2031 wird in dieser Hinsicht besonders hart werden: Dies ist das Jahr, in dem der mit 1,3 Millionen Menschen geburtenstärkste Jahrgang 1964 seine Rente antritt – zu einem Zeitpunkt, zu dem jede Rente nur noch von 1,5 Einkommen getragen werden wird.

Die Studie "lidA – leben in der Arbeit", die sich mit dem Thema befasst, zeichnet sogar ein noch düstereres Bild: So gaben von den befragten Arbeitnehmern 68 Prozent an, vor Abschluss des 64. Lebensjahres ihre Rente antreten zu wollen – selbst wenn sie dafür Kürzungen in Kauf nehmen müssten.

Bundesregierung hält größtenteils an Umlage fest

Schon heute reißen die Fördermittel, die der Bund zusätzlich in die Rentenkasse einzahlt, jedes Jahr aufs Neue große Löcher in den Bundeshaushalt. So hat sich die Regierung zuletzt verpflichtet, die sogenannte "doppelte Haltelinie", eine Garantie von 48 Prozent Rentensicherungsniveau und eine maximale Beitragshöhe von 20 Prozent, bis 2025 zu sichern. Dafür hat sie für das laufende Jahr Ausgaben in Höhe von 112 Milliarden und für 2024 sogar 117 Milliarden Euro eingeplant, bevor zwischen 2025 und 2027 jährlich 600 Millionen davon wieder gekürzt werden.

In Zukunft sollen die Renten und die Beitragsstabilität darüber hinaus über einen Staatsfonds nach skandinavischem Modell, dem "Generationenkapital", gesichert werden. Ob dieser Plan die dringend notwendige Entlastungswirkung mit sich bringt, wird aber bereits jetzt energisch hinterfragt. Alexander Gunkel, der Vorsitzende der Rentenversicherung, befürchtet beispielsweise, bis 2030 könne gerade einmal ein Prozent der Rentenausgaben mithilfe des Fonds finanziert werden – eine Entlastung bliebe also im kommenden Jahrzehnt aus. Außerdem wurde die Einrichtung des Generationenkapitals in den letzten Wochen auf 2024 verschoben, das alleine bedeutet einen Zinsverlust von rund 2 Milliarden Euro auf die nächsten 20 Jahre.

Selbst vorsorgen, statt alles in staatliche Hände zu legen

Wer als Arbeitnehmer nicht in Altersarmut versinken will, kommt also nicht daran vorbei, selbst vorzusorgen. Nach dem Scheitern der Riester-Rente ist die beste staatlich geförderte Option eine Betriebsrente. Die Betriebsrente spielt auch den Arbeitgebern im War for Talents in die Karten. Dieses Modell ermöglicht es, schon mit geringen Kosten für den Arbeitgeber die Rente jedes Arbeitnehmers zu verdoppeln. Damit eignet es sich auch dazu, auf Vorsorge bedachte Beschäftigte kostengünstig an das Unternehmen zu binden.

Konkret müssen sich Arbeitgeber, die eine Betriebsrente anbieten wollen, nur etwa 3 bis 5 Prozent der Lohnkosten investieren. Diese Mehrkosten amortisieren sich jedoch so gut wie von selbst: Kann der Arbeitgeber sich als attraktives Unternehmen präsentieren, das langfristig für seine Mitarbeiter sorgt, reduziert dies nachweislich die Kosten, die ihm durch Fluktuation im Personalstamm entstehen. Es gibt somit gute Gründe für Arbeitgeber, ihren Beschäftigten die echte Betriebsrente anzubieten – das Gespräch darüber lohnt sich also in jedem Fall.

Über den Autor

Steven Lischka, Geschäftsführer der DMV Deutsche Mittelstandversorgung, verfolgt das Ziel, möglichst vielen mittelständischen Unternehmen zu helfen, den Fachkräftemangel sowie die drohende flächendeckende Altersarmut ihrer Beschäftigten zu besiegen. Das Ergebnis ist eine Positivspirale aus qualifizierten Bewerbungen, Automatisierung und Systematisierung sowie einer hohen Zufriedenheit und Produktivität. Mehr Informationen unter:

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