Versicherungen: Digitale Transformation verliert an Schwung

Waren die Versicherungen lange Zeit Nachzügler bei der digitalen Transformation, haben sie in den vergangenen Jahren deutlich an Tempo zugelegt. Nun allerdings scheinen die Unternehmen weltweit an ihre Grenzen zu geraten: Im vergangenen Jahr haben 74 Prozent der Versicherer ihre selbst gesetzten Digitalisierungs-Ziele verfehlt.

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Dies zeigt der internationale Business Transformation Report des Technologiedienstleisters Expleo, für den weltweit insgesamt 1.395 Unternehmen befragt wurden.

Der kulturelle Wandel ist in der Branche spürbar. Während es für 67 Prozent der Entscheider in der Vorjahresstudie von Expleo eine zentrale Herausforderung war, den Digital-First-Mindset im Unternehmen zu verankern, beklagen dies heute "nur" noch 57 Prozent. Und auch im Top-Management treibt die große Mehrheit (78 Prozent) IT-Innovationen aktiver voran.

Dennoch stellen drei von vier Versicherern aktuell fest, dass sie das sich selbst verordnete Tempo nicht halten können. Egal ob zeitliche Verzögerungen, überhöhte Kosten oder mangelnde Akzeptanz bei den Kunden - die Unternehmen kämpfen bei ihren Digitalprojekten an zahlreichen Fronten gleichzeitig.

Die Branche drängt auf Agilität und digitalen Fortschritt

Trotz der zahlreichen Herausforderungen haben datengetriebene Geschäftsstrategien weiterhin höchste Priorität: "62 Prozent der Versicherer wollen ihre Digitalstrategie in den nächsten ein bis zwei Jahren in den Mittelpunkt ihrer Transformationspläne stellen - im Vorjahr waren es nur 48 Prozent", sagt Ralph Gillessen, Executive Board Member bei Expleo.

Das zeuge auch von einem neuen Selbstverständnis der Branche, die an digitaler Reife gewinnt, erläutert Gillessen. Daten werden in Zukunft eine immer aktivere Rolle bei der Steuerung und Kontrolle von Geschäftsentscheidungen spielen. Das bedeute auch, dass die Umwandlung von Daten in Informationen und von Informationen in Wissen die wertvollste Leistung zukünftiger IT-Organisationen sein werde. Um den größtmöglichen Mehrwert aus den Daten zu ziehen, müsse das 'I' vom 'T' getrennt und Information und Technologie als getrennte Vermögenswerte verwaltet werden.

Parallel zum Bedeutungsanstieg der Digitalstrategie stellen sich die Unternehmen zunehmend beweglicher auf. Die Themen Unternehmensagilität und agile Umsetzung haben deutlich an Bedeutung gewonnen und werden nun von 53 Prozent der Studienteilnehmer (Vorjahr: 36 Prozent) als Top-Priorität in den kurz- bis mittelfristigen Transformationsplänen genannt.

"Dieser deutliche Anstieg resultiert auch aus den Vorteilen der Digitalisierung. Denn je effektiver Versicherer ihre Daten abrufen und analysieren, desto schneller und flexibler können sie auf Kundenwünsche oder neue Marktbewegungen reagieren", sagt Expleo-Experte Gillessen.

Den digitalen Wandel mutig vorantreiben

Die in der Vergangenheit aufgebauten siloartigen Systeme für die Policenverwaltung oder die Schadenbearbeitung würden viele Versicherer noch bremsen, doch Expleo-Board-Mitglied Gillessen sieht ein Umdenken in der Branche: "Beim Datenaustausch zwischen den Systemen haben die etablierten Konzerne bereits Fortschritte erzielt, die sich in neuen Angeboten und einem verbesserten Kundenerlebnis niederschlagen. Aber es gibt noch viel zu tun, wie der internationale Vergleich zeigt. Deshalb darf die digitale Transformation jetzt nicht ins Stocken geraten, sondern muss mutig vorangetrieben werden."

Fest steht: Der nächste Schritt auf dem Weg zur digitalen Transformation wird für die Versicherungen ein großer sein müssen und er wartet auf alle Unternehmen gleichermaßen. Die Expleo-Studie macht dabei Hoffnung. Denn für zwei Drittel der Entscheider steht fest: Die Unternehmen mit den größten digitalen Ambitionen haben die besten Voraussetzungen für den Erfolg.

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