Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien sind – auch oder gerade wegen der zunehmenden gesetzlichen Regulatorik – in der Versicherungs- und Finanzbranche auf dem Vormarsch. Wer heute eine Finanzierung oder Fördermittel für seine Immobilie braucht oder sein Gebäude verkaufen will, muss einen Nachweis darüber erbringen, wie energieeffizient das Objekt ist.
Ein Beitrag von Nicolas Streker, Geschäftsführer, ASSPICK Versicherungsmakler GmbH
Eine veraltete Heizungsanlage oder eine nicht ausreichende oder sogar nicht vorhandene Dämmung führen bereits heute zu deutlich schlechteren Verkaufspreisen. Und: Ineffiziente Gebäude erhalten im Vergleich zu Gebäuden mit Energieeffizienz auch schlechtere Konditionen für eine Finanzierung. Doch während Marketingabteilungen der Versicherer „in Grün vorauseilen“, sind diese Kriterien im Rahmen der Tarifierung und Beratung von Gebäudeversicherungen leider noch nicht angekommen.
Was „grün“ im Sinne von ESG überhaupt bedeutet, ist am Markt nicht klar formuliert und schwankt so eklatant, wie wir es sonst nur von den vielfältigen Themen aus der Tagespolitik kennen. Doch es gibt gute Gründe, warum ESG-Kriterien im Rahmen der Beratung von Versicherungsmaklern zukünftig eine wichtige Rolle spielen sollten. Ein Überblick über wesentliche Vorteile:
1. Energieeffiziente Sanierungen
Die große Renovierungswelle für die energetische Sanierung von Gebäuden ist längst in vollem Gange und wird die nächsten Jahrzehnte andauern. Nach aktuellem Stand sind derzeit rund 17 Millionen Gebäude in Deutschland von den EU-Regularien sowie den geplanten Maßnahmenpaketen betroffen. Entsprechend intensiv werden diese Anforderungen die Pläne vieler Unternehmen sowie die Lebensplanung im Privatbereich bewegen.
2. Häufige Unterversicherung
Der Einbau einer Solaranlage oder Wärmepumpe verändert die Risikobewertung eines Gebäudes und somit auch die Versicherungssumme, was wiederum einen höheren Gebäudepreis rechtfertigt. Hinzu kommt, dass die Wertsteigerungen der letzten Jahre, die in einigen Regionen die Immobilienpreise explodieren ließen, dazu geführt haben, dass bereits heute viele alte und ältere Wohngebäude massiv unterversichert sind. Diese Situation erfordert auf Maklerseite eine entsprechende Kenntnis bei der Einwertung der Gebäude.
3. Schadenquote senken
Soweit energetische Sanierungsmaßnahmen auch die Schadeneintrittswahrscheinlichkeit senken, können Versicherer zusätzlich profitieren. Der vorhandene Druck auf den Ertrag beziehungsweise die Schadenquote in der Gebäudesparte ist aktueller denn je. Insofern ist konzentrierte Begleitung dieses Themas mit dem gegebenen Weitblick auch für Versicherer (wirtschaftlich) interessant.
4. Bedarf für Zusatzleistungen
Nach einem Schaden verfolgen Gebäudeeigentümer häufig, eine Verbesserung der Energieeffizienz im Gebäude umzusetzen. Kurzfristig werden diese Vorhaben durch die gesetzlichen Vorgaben keine Kür sein, sondern eine Pflichtaufgabe. Insofern verändern neue gesetzliche Anforderungen auch die Erwartungen an die Versicherungsgesellschaften. Mehrleistungen auf Produktebene sowie bei den angebotenen Zusatzleistungen wie zum Beispiel ein Energieausweis oder Sanierungsfahrplan (aus einer Hand!!) werden gefragt sein.
5. Steigende Nachfrage
Nachhaltige Gebäudeversicherungen können auf Kundenseite auch eine höhere Nachfrage erzeugen. Insbesondere jüngere Kunden setzen vermehrt auf einen nachhaltigen Lebensstil und somit auf die entsprechenden Produkte, Dienstleistungen und Services. Doch nicht nur jüngere Kunden entwickeln diese Affinität: Auch Menschen, für die Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung wichtige Werte sind, bieten eine Grundlage für eine Ansprache.
Deshalb sollten sich Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler aktiv mit dieser Situation befassen und überlegen, wie sie die Attraktivität dieser Mehrwerte in den dafür bestimmten Zielgruppen aufzeigen und erfolgreich kommunizieren.
6. Risikobewertung
Die hinterlegten ESG-Kriterien können dabei helfen, die Risikobewertung der Gebäude zu verbessern. Eine möglichst hohe Energieeffizienz und die Verwendung nachhaltiger Baustoffe können zudem das Schadenrisiko verringern. Ein Pluspunkt für Versicherer und Versicherte.
7. Bessere Preissetzung
Die ESG-Kriterien können sich auch auf die Preissetzung positiv auswirken: Eine höhere Energieeffizienz sowie die Verwendung nachhaltiger Baustoffe können dazu beitragen, dass die Versicherungsprämien langfristig gesenkt werden. Ein sogenannter Klimabonus ist bereits bei einigen Gesellschaften in Planung und bietet ein spannendes Differenzierungsmerkmal.
8. Kosteneinsparungen durch ESG
Ineffiziente Gebäude haben auch höhere Betriebskosten zur Folge, was wiederum zu einem erhöhten Schadenrisiko führt. Gebäude mit einer schlechteren Energieeffizienzklasse haben höhere Heizkosten und verursachen mehr CO₂-Emissionen. Insofern ist der Wandel auch aus dieser Warte heraus sinnvoll und wichtig – auch wenn dies zuerst Investitionen nach sich zieht.
ASSPICK Versicherungsmakler steht als Konzeptmakler in all den genannten Themen im aktiven Austausch mit Versicherern, angeschlossenen Versicherungsmaklerunternehmen und weiteren Partnern sowie Dienstleistern. Gemeinsam mit dem Unternehmen SkenData, das unter anderem einen digitalen Energieausweis anbietet – dieser ist übrigens für Kunden von ASSPICK-Partnern kostenlos –, arbeitet ASSPICK aktuell an einem Produktangebot für eine nachhaltige Wohngebäudeversicherung.
Nico Streker
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