Auch wenn die Private Krankenversicherung (PKV) in den letzten Jahren einen moderaten Anstieg der Beiträge verzeichnet, sind Beitragsanpassungen (BAP) nach wie vor das Schreckgespenst für Verbraucher. Die starke Entspannung der Beitragsentwicklung im PKV-Neugeschäft der vergangenen Jahre ist vor allem dem „Beitrags-Reset“ durch die neue Unisex-Tarifgeneration 2012 zu verdanken. Nun kommt die junge Tarifgeneration langsam in die Jahre und mit zunehmendem Alter der Tarife fallen ihre BAP naturgemäß höher aus.
In den MORGEN & MORGEN Analysen zeigt sich das Niveau der Beitragsanpassungen mit 2,04 Prozent weiterhin gleichbleibend niedrig. Im Vorjahr waren es 2,07 Prozent. Vor allem im Vergleich zu den Bisex-Tarifen von 2012, die noch Anpassungen von knapp fünf Prozent verzeichneten, sind die Anpassungen gering.
Gründe für die Beitragserhöhungen sind in den gestiegenen Behandlungskosten im Rahmen des medizinischen Fortschritts sowie in der Alterung der Bestände zu finden. Auch die Niedrigzinsphase der letzten Jahre ist weiterhin eine Belastung für die PKV. Ein Teil der Beitragsanpassungen Anfang 2023 resultiert sicher für einige Tarife aus einer Absenkung des Rechnungszinses.
Im Jahr 2022 sind auch die Leistungsausgaben wieder gestiegen, nachdem es in den Jahren 2020 und 2021 während der Corona-Pandemie ein reduziertes Einreichverhalten von Behandlungskosten seitens der Versicherten gab. Dieser Anstieg der Behandlungskosten befindet sich jedoch auf unauffälligem Niveau und ist unter „Rückkehr zur Normalität“ zu verbuchen.
„Bisher sind keine signifikant negativen Auswirkungen der coronabedingten Krankheitskosten auf die Leistungsausgaben der Privaten Krankenversicherer zu verzeichnen. Stand heute ist das auch nicht für das kommende Jahr zu erwarten“, zeigt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei MORGEN & MORGEN den aktuellen Stand auf.
Das M&M Rating PKV-Beitragsstabilität
MORGEN & MORGEN untersucht im Rahmen des M&M Rating PKV-Beitragsstabilität die Tarife der privaten Krankenvollversicherung. Hierbei werden Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife marktweit analysiert und zu einer Bewertung pro Tarifkombination aggregiert. Nur Tarife, die bereits seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind, finden Berücksichtigung.
Auch in diesem Jahr zeigt das Ergebnis mit 2,04 Prozent ähnlich wie im Vorjahr mit 2,07 Prozent einen leichten Anstieg der Beiträge im Neugeschäft. 2021 lagen die BAP im Neugeschäft durchschnittlich bei 2,53 Prozent, 2020 bei 1,77 Prozent und im ersten Ratingjahrgang nach Einführung der Unisex-Tarife bei
nur 1,44 Prozent.
Der Anstieg 2021 fällt leicht aus dem Muster, da in diesem Jahrgang Anbieter mit sehr vielen Tarifkombinationen Anpassungen vorgenommen haben. Das aktuelle Ergebnis sowie das Ergebnis im Vorjahr setzen jedoch die Reihe mit einem Trend des leichten Anstiegs fort. „Die steigende Tendenz der Beiträge im Neugeschäft pendelt sich aktuell auf einem niedrigen Niveau ein“, zeigt Bohrmann die aktuelle Entwicklung auf.
Die Verteilung innerhalb der Ratingbewertung bestätigt diese Tendenz, auch wenn das Jahr 2021 einen Ausreißer darstellt. Die schlechten Bewertungen von ein und zwei Sternen nehmen insgesamt leicht zu. Das bedeutet, es gibt mehr Tarife mit höheren Beitragsanpassungen. Die Vier-Sterne-Riege, deren Anpassungen nur sehr gering sind, nimmt im Gegenzug leicht ab. Nur die fünf Sterne-Bewertungen unterschreiben diese Tendenz nicht. Sie zeigen in diesem Jahr einen punktuellen Zuwachs. Insgesamt sind damit immer noch mehr als die Hälfte der Tarife mit vier und fünf Sternen bewertet.
„Das Ratingergebnis erfüllt damit weiterhin seinen Auftrag und spiegelt die aktuelle Marktsituation sowie die Marktentwicklung wider. Daher haben wir die 2018 angesetzten Benchmarks auch im Ratingverfahren 2023 beibehalten“, erläutert Bohrmann und verdeutlicht: „Das erste Unisex-Ratingergebnis war 2018 eher überdurchschnittlich gut und wir nähern uns erst langsam dem normalen BAP-Niveau.“
Eine Anpassung im Benchmarking wird erst erforderlich, wenn das Ergebnis einen verzerrten Marktblick zeigen würde.
Ausblick
Neben den langsam alternden Tarifbeständen können weitere Faktoren in der nahen Zukunft zu Anpassungen der Beiträge führen. Hinsichtlich der Corona-Pandemie bleibt eine Restunsicherheit bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Leistungsausgaben.
Beispielsweise durch erhöhte Kosten aufgrund aufgeschobener Behandlungen unerkannter Krankheiten oder durch Post-Covid-Behandlungen. Auch wenn die schlimmsten Auswirkungen von COVID-19 nach aktuellem Stand in der Vergangenheit liegen, kämen erneut hohe Kosten der intensivmedizinischen Versorgung auf die Krankenversicherer zu, sofern es neue Virusvarianten geben sollte.
Vor allem die Inflation sowie die Energiekrise aufgrund des Ukraine-Krieges werden Auswirkungen auf die Preisentwicklung im Gesundheitswesen haben. „Wir sehen aktuell das Risiko einer inflationsbedingten Steigerung der Leistungsausgaben“, sagt Bohrmann.
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