Das MORGEN & MORGEN Rating PKV-Beitragsstabilität zeigt auch für das diesjährige Neugeschäft wieder einen leichten Anstieg der Beiträge und bestätigt damit die Tendenz. Preiserhöhungen gehören inzwischen zum Alltag. Auch in der Privaten Krankenversicherung zeichnet sich weiterhin ein leichter Anstieg der Beiträge ab.
Diese Tendenz steht jedoch nicht im Zusammenhang mit der aktuellen Inflation. Die diesjährigen Beitragsanpassungen (BAP) liegen – wie bereits in der Vergangenheit auch – hauptsächlich am medizinischen Fortschritt und an der Alterung des Bestands.
Die starke Entspannung der Beitragsentwicklung im PKV-Neugeschäft der vergangenen Jahre ist vor allem dem „Beitrags-Reset“ durch die neue Unisex-Tarifgeneration 2012 zu verdanken. Nun kommt die junge Tarifgeneration langsam in die Jahre und mit zunehmendem Alter der Tarife fallen ihre BAP naturgemäß höher aus. Trotzdem ist das Niveau der Anpassungen mit 2,07 Prozent noch eher niedrig. Vor allem im Vergleich zu den Bisex-Tarifen von 2012, die noch Anpassungen von knapp fünf Prozent verzeichneten.
Einen direkten Zusammenhang mit der Corona-Pandemie konnten die Versicherer auch in diesem Jahr nicht ausmachen. In Summe waren die Leistungsausgaben weiterhin stabil. Pandemiebedingt höheren Ausgaben im Bereich von Prävention, Hygienemaßnahmen oder Tests standen verminderte Ausgaben, etwa aufgrund aufgeschobener Behandlungen, gegenüber.
Insgesamt wurden weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen. Die PKV rechnet allerdings mit einem verzögerten Anstieg der Leistungsausgaben in den kommenden Jahren. Aufgeschobene Behandlungen, in diesem Zusammenhang unerkannte Krankheiten sowie Langzeitfolgen von Covid-19-Erkrankungen können die zukünftigen Leistungsausgaben erhöhen. Die PKV-Versicherer haben diesbezüglich mit der Bildung von Schadenrückstellungen reagiert. Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei MORGEN & MORGEN stellt fest:
Damit bleiben die größten Herausforderungen für die PKV-Versicherer in den nächsten Jahren vor allem die Alterung ihrer Bestände, die erhöhten Leistungsausgaben aufgrund verzögerter Pandemie-Auswirkungen sowie die höheren Kosten im Rahmen des medizinischen Fortschritts.
Die Erholung am Zinsmarkt werde sich erst sehr langsam zeigen und Beitragsanpassungen in der PKV werden in Teilen anhalten, prognostiziert Bohrmann.
Das M&M Rating PKV-Beitragsstabilität
MORGEN & MORGEN untersucht im Rahmen des M&M Rating PKV-Beitragsstabilität die Tarife der Privaten Krankenvollversicherung. Hierbei werden Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife marktweit analysiert und zu einer Bewertung pro Tarifkombination aggregiert. Nur Tarife, die bereits seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind, finden Berücksichtigung.
Das aktuelle Ergebnis zeigt, dass die Beiträge im Neugeschäft mit im Schnitt 2,07 Prozent weiterhin leicht steigen. 2021 lagen die BAP im Neugeschäft durchschnittlich bei 2,53 Prozent, 2020 bei 1,77 Prozent und im ersten Ratingjahrgang nach Einführung der Unisex-Tarife bei nur 1,44 Prozent. Der Anstieg 2021 fällt leicht aus dem Muster, da in diesem Jahrgang Anbieter mit sehr vielen Tarifkombinationen Anpassungen vorgenommen haben.
Das sieht in diesem Jahr wieder anders aus und setzt die Reihe mit einem Trend des leichten Anstiegs fort. Insgesamt sei eine steigende Tendenz der BAP im Neugeschäft zu erkennen, die sich mit den langsam alternden Beständen der Unisex-Tarifgeneration begründen lasse. Das Niveau der Bisex-Tarife mit fünfprozentiger BAP sei dabei aber noch lange nicht erreicht, zeigt Bohrmann die aktuelle Entwicklung auf.
Durchschnittliche Anpassung pro Jahr
M&M Rating PKV-Beitragsstabilität | 2019 bis 2022
Jahr | 2022 | 2021 | 2020 | 2019 |
---|---|---|---|---|
Mittelwert | 2,07 | 2,53 | 1,77 | 1,68 |
Minimum | -0,57 | -1,68 | -1,27 | -1,50 |
Maximum | 7,48 | 6,95 | 6,59 | 5,86 |
Median | 1,90 | 2,32 | 1,57 | 1,63 |
Die Verteilung innerhalb der Ratingbewertung bestätigt diese Tendenz, auch wenn das Jahr 2021 einen Ausreißer darstellt. Fünf-Sterne-Tarife, die nur eine sehr geringe Anpassung der Beiträge vornehmen, sinken seit der Unisex-Tarifeinführung tendenziell im Verlauf. Im Ergebnis zeigt sich, wie bereits in den Vorjahren, in der Sterneverteilung eine leichte Verschiebung weg von den Höchstwertungen. Mit 233 Fünf-Sterne-Auszeichnungen von insgesamt 994 Tarifen zeigt sich aber nach wie vor ein großer Teil sehr stabil.
Das Ratingergebnis erfülle weiterhin seinen Auftrag und spiegele die aktuelle Marktsituation sowie die Marktentwicklung wider. Daher habe Morgen & Morgen die 2018 großzügig angesetzten Benchmarks auch im Ratingverfahren 2022 beibehalten, erläutert Bohrmann und verdeutlicht, dass das erste Unisex-Ratingergebnis 2018 eher überdurchschnittlich gut gewesen sei und sich auch in diesem Jahr erst langsam dem normalen BAP-Niveau nähere. Eine Anpassung im Benchmarking werde erst erforderlich, wenn das Ergebnis einen verzerrten Marktblick zeigen würde.
Sterneverteilung
M&M Rating PKV-Beitragsstabilität | 2019 bis 2022
Ratingbewertung | Anzahl der Tarife 2022 | Anzahl der Tarife 2021 | Anzahl der Tarife 2020 | Anzahl der Tarife 2019 |
---|---|---|---|---|
5 Sterne - ausgezeichnet | 233 | 82 | 266 | 259 |
4 Sterne - sehr gut | 257 | 235 | 278 | 337 |
3 Sterne - durchschnittlich | 272 | 222 | 216 | 242 |
2 Sterne - schwach | 140 | 159 | 104 | 80 |
1 Stern - sehr schwach | 92 | 110 | 52 | 43 |
Gesamtzahl der bewerteten Tarife | 994 | 808 | 916 | 961 |
BAP im Beratungsalltag
Das Thema Beitragsanpassung ist eine der wohl größten Herausforderungen im Rahmen der PKV-Beratung. Oft besteht die Sorge der Versicherungsnehmer darin, im Alter einen hohen Beitrag zahlen zu müssen, da zu den gestiegenen Beiträgen noch der Wegfall des Arbeitgeberanteils hinzukommt. Die Versicherer bieten daher sogenannte Beitragsentlastungstarife an, die den Gesamtbeitrag um einen individuell wählbaren prozentualen Anteil im Rentenalter entlastet.
Oft werden genau die 50 Prozent Arbeitgeberanteil damit entlastet. Die MORGEN & MORGEN Point of Sale Beobachtung 1 zeigt, dass im Rahmen der Berechnung von Beitragsentlastungstarifen nach wie vor am häufigsten eine prozentuale Entlastung des Gesamtbeitrags von über 45 bis 50 Prozent gewünscht ist. An zweiter und dritter Stelle folgen die Ranges von über 25 bis 30 Prozent sowie über 15 bis 20 Prozent Entlastung. An vierter Stelle steht eine gewünschte Entlastung von über 55 bis 60 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es noch über 95 bis 100 Prozent.
„Auch wenn die PKV-Beratung den Beitrag stark im Fokus hat, sowohl im Hinblick auf eine mögliche Ersparnis als Einstiegsargument als auch im Hinblick auf drohende Anpassungen, ist ihr starkes Argument doch die Leistung,“ schließt Bohrmann das Thema.
Anmerkungen:
1 Beobachtung berechnungsrelevanter Vorgaben und entsprechender Ergebnisse in M&M Office – Daten sind nach DSGVO Vorgaben anonymisiert
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