In Deutschland steht der Solarausbau aktuell weit oben auf der politischen Tagesordnung und überall sprießen scheinbar neue Anlagen aus der Erde. Was es mit dem Marktwert Solar auf sich hat und welche entscheidende Rolle dieser für Photovoltaikanlagen-Betreiber spielt.
Ein Beitrag von Markus Walther, Kaufmännischer Leiter bei der Ihr Solarparkverwalter GmbH
Im Zuge der vermehrten Erzeugung von Solarstrom stehen Betreiber vor zwei Optionen, um ihre Elektrizität auf den Markt zu bringen und gleichzeitig einen Gewinn aus den aufgestellten Modulen zu erwirtschaften.
Größere Anlagenbetreiber setzen dabei in der Regel auf die Direktvermarktung ihres produzierten Photovoltaikstroms und ab einem Kilowattpeak von über 100 ist dies für Neubauten seit 2016 sogar gesetzlich verpflichtend. Dabei bedeutet dieser Schritt, dass sie die Energie an der Börse in Leipzig verkaufen und so ins Stromnetz einspeisen.
In der Regel geschieht dies über einen externen Direktvermarkter, der einerseits eine Börsenzulassung besitzt und sich anderseits mit diesem Thema umfassend auskennt. Im Zuge des Verkaufs erhalten die Besitzer der PV-Anlage anschließend monatlich den durchschnittlich an der Börse erzielten Strompreis. Dieser heißt in Fachkreisen auch Marktwert Solar.
Somit erweist sich dieser einmal im Monat festgelegte Durchschnittspreis als Richtwert für die kommenden Einnahmen der Anlagenbetreiber. Hier stellen sich selbstverständlich die Fragen: Wie bildet sich dieser Marktwert? Wie hängt er mit dem allgemeinen Strompreis zusammen?
Scheinbar einfache Rechnung
Je nach Lieferdatum findet der erzeugte Strom Absatz im Spotmarkt oder im Terminhandel. Im Spotmarkt können Transaktionen dank digitaler Lösungen bis zu fünf Minuten vor Liefertermin stattfinden, wodurch Energieversorgungsunternehmen mit Day-Ahead- oder Intraday-Auktionen die Möglichkeit haben, kurzfristig Engpässe oder Überversorgungen auszugleichen.
Faktoren wie das Wetter beziehungsweise die steigende oder sinkende Nachfrage führen dabei oftmals zu starken Preisschwankungen. Jede Viertelstunde gibt es eine genaue Abbildung des Strompreises an der Börse Leipzig und aus diesen Zahlen lassen sich ein Tagesdurchschnitt sowie der Marktwert bilden.
Für die Berechnung wird die Summe der täglichen Durchschnittspreise durch die Anzahl der Monatstage geteilt. Zum Ende des Monats entsteht somit aus den jeweiligen Einspeisungspreisen der absolute Marktwert Solar des vergangenen Monats.
Vor Kurzem haben die Netzbetreiber die aktuellen Zahlen für den Februar veröffentlicht. Gegenüber dem vergangenen Dezember hat sich der Wert um fast die Hälfte reduziert und liegt nun, wie schon im Januar, bei circa 12 Cent.
Schwankungen über den Jahresverlauf
Den monatlichen Marktwert Solar benötigen Betreiber von PV-Anlagen, um die entsprechende Vergütung von ihrem eingespeisten Strom zu berechnen, wenn sie diesen über die Direktvermarktung abrechnen. Schon seit einigen Monaten liegen die Marktwerte oft im zweistelligen Bereich und übertreffen damit die durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegte Förderhöhe.
Somit können die Betreiber aktuell mit ungeplanten Zusatzgewinnen rechnen. Liegt dieser Wert ansonsten unter der EEG-Vergütung, finanziert der Netzbetreiber die Differenz aus dem EEG-Umlagekonto. Je nach Jahreszeit und Monat kann der Marktwert Solar stark variieren.
Durch unterschiedlichste Wetterbedingungen sowie die wechselnde Sonneneinstrahlung kommt es verständlicherweise zu Unterschieden in der solaren Stromerzeugung. Aufgrund von hohen Produktionszahlen in den Sommermonaten fällt der Marktwert in dieser Zeit oft geringer aus, während er im Winter tendenziell höher liegt.
Auch die tageszeitlichen Schwankungen wirken sich auf den schlussendlichen Marktwert Solar aus, da PV-Anlagen anders als die Windkraft nur in einem bestimmten Zeitfenster einspeisen können.
Verkettung von vielen Umständen
Was hat die Merit-Order mit dem Marktwert Solar zu tun? Diese Frage stellt sich schnell, wenn Interessierte sich mit einem der beiden Themen beschäftigen. Bei diesem Prinzip handelt es sich um die Grundlage der Preisbildung an der Strombörse und damit auch um einen entscheidenden Faktor in der Entstehung des Marktwerts Solar.
Jeder Erzeuger vermerkt an der Strombörse sein Angebot, das seine Produktionskosten deckt. Hier können die erneuerbaren Energien, wie Wind oder Photovoltaik, mit niedrigen Aufwendungen aufwarten und somit sofort zum Strommix hinzugefügt werden.
Zudem besitzen sie auch einen gesetzlich festgelegten allgemeinen Einspeisungsvorrang. Danach schalten die Zuständigen nacheinander die fossilen Kraftwerke hinzu, bis die erzeugte Energie den benötigten Bedarf deckt. Dabei orientiert sich die Reihenfolge der Inanspruchnahme an den Erzeugerpreisen der Elektrizitätswerke.
In der aktuell anhaltenden Energiekrise haben vor allem Gaskraftwerke hohe Grenzkosten und erweisen sich daher oft als die teuersten Produzenten. Aus diesem Grund geben sie derzeitig als Grenzkraftwerk den Börsenpreis vor und beeinflussen damit auch im Grunde den monatlichen Marktwert Solar.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Photovoltaik – hat ein Investment Zukunft?
Investitionen in Photovoltaik-Anlagen gelten als sichere und wertstabile Investition. Nicht nur Eigentümer der eigenen Immobilie erzielen finanzielle Erfolge. Eine Solaranlage kann auch auf einem externen Grundstück gekauft gepachtet werden. Private Investoren erkennen die Möglichkeiten und informieren sich über Chancen und Risiken des Investments.
Gebunkerte EEG-Umlage?
Warum es sich beim Bundeshaushalt um den eigentlichen Übergewinner der aktuellen Energiekrise handelt und die Pläne der EU zum Abschöpfen der Übergewinne nicht das Mittel der Wahl sind, erklärt der Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Privates Institut.
Aufwärtstrend an den Aktienmärkten hält trotz Risiken an
Trotz geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Herausforderungen setzen die globalen Börsen ihren Höhenflug fort, getragen von den starken US-Märkten und dem KI-Hype. Dr. Eduard Baitinger (FERI AG) beleuchtet die wichtigsten Trends und Risiken.
Deutscher Geldanlage-Index Sommer 2024: Aktienkultur weiter auf dem Vormarsch
Anfang August sorgte ein "Mini-Crash" an den Börsen für Unruhe und Turbulenzen. Doch das Meinungsklima in der Bevölkerung zur aktienbasierten Geldanlage ist intakt. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) bei der Veröffentlichung der aktuellen Ausgabe des Deutschen Geldanlage-Index.
Mehr Zombie-Unternehmen in Deutschland - ohne Reaktion der Kapitalmärkte
Das Wachstum der Zombie-Unternehmen schreitet ungebrochen voran, seit 2010 jährlich um rund neun Prozent. Beinahe sechs Prozent der weltweit börsennotierten Unternehmen zählen dazu. Die Kapitalmärkte scheinen weiterhin unbeeindruckt und Investoren zahlen immense Preise für die Übernahme untoter Unternehmen. Der Mehrwert ist aber meist von kurzer Dauer.
Die Gewinner der GOLDENEN BULLEN 2024
Dr. Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank AG, erhält den GOLDENEN BULLEN als "Unternehmer des Jahres". "Fondsmanager des Jahres" sind Dr. Uwe Rathausky und J. Henrik Muhle, Gründer und Vorstände der GANÉ AG.
Fondskongress 2025 in Mannheim: Neue Trends und alte Herausforderungen
Der Fondskongress 2025 hat einmal mehr bewiesen, dass die Investmentbranche im stetigen Wandel ist. Zwei Tage lang trafen sich führende Experten, Finanzberater und Asset Manager im Congress Center Rosengarten in Mannheim, um über die Zukunft der Finanzwelt zu diskutieren.
Inflation frisst Sparzinsen auf – Festgeld-Realzins wieder negativ
Festgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen. Laut einer aktuellen Verivox-Auswertung liegt der Realzins erstmals seit einem Jahr wieder im negativen Bereich. Dennoch gibt es Möglichkeiten, sich gegen den schleichenden Wertverlust zu schützen.
Finanzplanung auf dem Tiefpunkt: Nur 26 Prozent der Deutschen planen ihre Finanzen aktiv
Die finanzielle Absicherung wird in Zeiten unsicherer Rentensysteme und wachsender Altersarmut immer wichtiger. Dennoch haben nur 26,3 Prozent der Menschen in Deutschland einen Finanzplan für 2025, wie eine aktuelle Umfrage der LV 1871 zeigt.
Die beliebtesten Geldanlagen 2024/2025
Immobilien, Tagesgeld, Gold und Fonds sind die Favoriten der Deutschen für das kommende Jahr. Sicherheit bleibt der wichtigste Faktor bei der Geldanlage.
Revolut startet kostenfreie ETF-Sparpläne in Deutschland
Das Fintech Revolut bietet seinen Kunden in Deutschland ab sofort die Möglichkeit, kostenfreie ETF-Sparpläne zu nutzen. Damit erweitert das Unternehmen sein Angebot im Bereich Kapitalmarktanlagen.
Wie Edelmetalle als Krisenversicherung für Selbstständige dienen können
Wie Edelmetalle Selbstständigen dabei helfen können, ihr Kapital zu sichern und in Krisenzeiten stabil zu bleiben, erklärt Heyla Kaya im Gastbeitrag.