Deutsche Wirtschaft hat Talsohle noch nicht durchschritten

Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist im Februar um knapp zwei auf nun 93,6 Punkte gesunken. Damit liegt der Wert für das erste Quartal 2023 wieder deutlicher unter der neutralen 100-Punkte-Marke, nachdem es in den vergangenen Monaten stetig aufwärts ging.

Frankfurt-565161796-AS-MiguelAngelFrankfurt-565161796-AS-MiguelAngelMiguelAngel – stock.adobe.com

Nachdem das Bruttoinlandsprodukt im letzten Quartal 2022 um 0,4 Prozent geschrumpft ist, prognostiziert das DIW Berlin auch für das laufende erste Quartal einen leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung. Ab dem zweiten Quartal ist dann von zunehmend positiven Raten auszugehen.

Gegenüber den Herbstmonaten des Jahres 2022, als das DIW-Konjunkturbarometer mit einem Wert von 74,3 Punkten einen Tiefpunkt erreicht hatte, stellen sich die konjunkturellen Aussichten also deutlich besser dar. Der milde Winter und die zurückgegangenen Energiepreise sorgen dafür, dass die Energiekrise zumindest vorübergehend etwas abgeflaut ist.

Im Zuge dieser Entwicklung hat auch die Inflation ihren Höhepunkt überschritten, auch wenn die Inflationsraten noch längere Zeit hoch bleiben dürften.

„Die deutsche Wirtschaft durchläuft im Winterhalbjahr eine Phase der wirtschaftlichen Abkühlung und dürfte sogar in eine technische Rezession rutschen, also zwei Quartale mit schrumpfender Wirtschaftsleistung in Folge“, sagt Timm Bönke, Co-Leiter des Konjunkturteams im DIW Berlin.

Noch habe die deutsche Wirtschaft das Tal nicht durchschritten, ergänzt Geraldine Dany-Knedlik, Co-Leiterin des DIW-Konjunkturteams. Wenn man aber bedenke, welchen Herausforderungen die deutsche Wirtschaft gegenüberstehe und welch düstere wirtschaftliche Szenarien im vergangenen Herbst gezeichnet wurden, dann sehe der Ausblick gegen Ende des Winters wieder positiver aus.

Nichtsdestotrotz bleibt die Lage vorerst eingetrübt. So hat etwa die Industrieproduktion zum Jahreswechsel einen Dämpfer erhalten. Besonders bei den energieintensiven Branchen macht sich die Energiekrise bemerkbar. Stützend wirkt aber, dass die Unternehmen in Deutschland nach wie vor sehr viele nicht abgearbeitete Aufträge in ihren Büchern haben, von denen sie noch eine Weile zehren können.

Von den Dienstleistungen sind gegenwärtig keine positiven Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung zu erwarten. Aufgrund der hohen Inflation sinken die Reallöhne vieler Menschen, was deren private Konsumausgaben bereits in der Weihnachtszeit gedämpft hat. Allerdings hat sich das Konsumklima zuletzt etwas aufgehellt.

Zusammen mit dem weiterhin robusten Arbeitsmarkt sehen die Verbraucher*innen nun zuversichtlicher in die Zukunft. Insgesamt bleiben die Aussichten aber dennoch verhalten, so DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi: „Es zeichnen sich momentan weder ein schneller Rückgang der Inflation noch eine merkliche Erholung der Weltwirtschaft ab – beides wird die deutsche Wirtschaft weiter belasten.“

LESEN SIE AUCH

White puzzles arranged according to the shape of arrows on a redWhite puzzles arranged according to the shape of arrows on a redMohd Azrin – stock.adobe.comWhite puzzles arranged according to the shape of arrows on a redMohd Azrin – stock.adobe.com
Wirtschaft

DIW-Konjunkturbarometer springt über 100-Punkte-Marke

Das Konjunkturbarometer springt im April auf nun 101,5 Punkte – fast zehn mehr als im März. Damit liegt der Barometerwert erstmals seit gut einem Jahr wieder leicht über der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt.

Frau-Einkauf-357303869-AS-Dan-Dalton-KOTOFrau-Einkauf-357303869-AS-Dan-Dalton-KOTODan Dalton/KOTO – stock.adobe.comFrau-Einkauf-357303869-AS-Dan-Dalton-KOTODan Dalton/KOTO – stock.adobe.com
Studien

Verbraucherstimmung erholt sich im Februar weiter

Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung legen spürbar zu. Die Anschaffungsneigung bleibt unausgeglichen und gewinnt aktuell nur leicht hinzu. Damit setzt die Konsumstimmung ihre im Herbst 2022 begonnene Verbesserung nach dem Rekordtief weiter fort.

Globus-522526291-AS-okrasiukGlobus-522526291-AS-okrasiukokrasiuk – stock.adobe.comGlobus-522526291-AS-okrasiukokrasiuk – stock.adobe.com
Finanzen

Länderrisiken: Europa profitiert von mildem Winter

Im aktuellen Risiko-Barometer erhalten ausschließlich Schwellen- und Entwicklungsländer neue Bewertungen. Europa ist dieses Mal nicht betroffen, denn der bislang milde Winter bewahrte viele Volkswirtschaften vor einer Verschärfung der Energiekrise, was die angekündigte Rezession verhinderte.

Berliner ReichstagBerliner ReichstagFriedberg – stock.adobe.comBerliner ReichstagFriedberg – stock.adobe.com
Wirtschaft

Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust

Trotz eines Rückgangs in der zweiten Jahreshälfte dürfte das BIP in diesem Jahr auf 1,4 Prozent ausgeweitet werden. Für das Jahr 2023 erwarten die Institute der Gemeinschaftsdiagnose, dass das BIP im Jahresdurchschnitt um 0,4 Prozent zurückgeht, für das Jahr 2024 einen Anstieg um 1,9 Prozent.

Pensive businessman with abstract arrows sketch on concrete wall background. Confusion and direction concept.Pensive businessman with abstract arrows sketch on concrete wall background. Confusion and direction concept.Who is Danny – stock.adobe.comPensive businessman with abstract arrows sketch on concrete wall background. Confusion and direction concept.Who is Danny – stock.adobe.com
Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft findet noch nicht aus dem Tief heraus

Die Hoffnung auf einen starken konjunkturellen Aufschwung im Sommer schwindet und die Anzeichen für ein schwaches Wirtschaftsjahr 2023 häufen sich: Das Konjunkturbarometer des DIW Berlin liegt mit 90,3 Punkten für das dritte Quartal merklich unter dem Ergebnis für das zweite.

Businessman choosing his business directionBusinessman choosing his business directionSergey Nivens – stock.adobe.comBusinessman choosing his business directionSergey Nivens – stock.adobe.com
Wirtschaft

Konjunktur zwischen Stagflation und Rezession

Stark steigende Lebenshaltungskosten und Energiepreise dämpfen die Konjunktur, die durch den Nachholbedarf an Dienstleistungen zustande kam. Bis zum Frühjahr 2023 wird ein leicht negatives Wachstum erwartet, das erst ab Frühjahr 2023 in einem moderaten Wachstumspfad mündet.

Mehr zum Thema

Dr. Kai Brühl, Head of Marsh Advisory bei Marsh DeutschlandMarsh DeutschlandDr. Kai Brühl, Head of Marsh Advisory bei Marsh DeutschlandMarsh Deutschland
Wirtschaft

Rezession, Fachkräftemangel und Klimawandel bleiben größte Risiken

Rezession, Arbeitskräftemangel und Inflation stehen weltweit ganz oben auf der Risikoliste, zeigt die jährliche Executive Opinion Survey des World Economic Forum. Experten von Zurich Insurance und Marsh McLennan warnen vor den wachsenden Gefahren durch Klimawandel und künstliche Intelligenz.

Barni1 / pixabayBarni1 / pixabay
Wirtschaft

Autohersteller treiben Ersatzteilpreise in die Höhe

Die Preise für Kfz-Ersatzteile wie Scheinwerfer und Rückleuchten sind erneut gestiegen. Laut einer Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erhöhten die Autohersteller die Preise zwischen August 2023 und August 2024 im Durchschnitt um 6,2 Prozent.

Silhouette of businessperson in office with skyscraper effect. concept of partnership and teamworkSilhouette of businessperson in office with skyscraper effect. concept of partnership and teamworkalphaspirit – stock.adobe.comSilhouette of businessperson in office with skyscraper effect. concept of partnership and teamworkalphaspirit – stock.adobe.com
Wirtschaft

Wirtschaftskriminalität: gefährlichste Täter kommen aus eigenen Reihen

Jeder zweite Fall von Betrug und Veruntreuung in deutschen Unternehmen ist auf das kriminelle Verhalten der eigenen Mitarbeiter zurückzuführen. Demnach richten kriminelle Angestellte höhere Schäden an als externe Täter: Im Schnitt bringen kriminelle Mitarbeitende ihre Arbeitgeber um rund 125.000 Euro, bevor sie auffliegen. Externe Kriminelle kämen im Schnitt auf 80.000 Euro.

Target board inside of magnifier glass for focus business objectTarget board inside of magnifier glass for focus business objectDilok – stock.adobe.comTarget board inside of magnifier glass for focus business objectDilok – stock.adobe.com
Wirtschaft

Die Meisterdetektive: Experten für anspruchsvolle Ermittlungen

Wird eine Detektei beauftragt, geht es um die dringende Aufklärung von Situationen und Beweissammlungen. Moderne Detekteien sind auf bestimmte Sektoren spezialisiert, wie Wirtschaft, Familie, Betrug oder auch vermisste Personen. Gefragt sind diejenigen, die mit ihrer Erfahrung hohe Aufklärungsraten nachweisen.

SmashupSmashupSmashuplassedesignen – stock.adobe.comSmashupSmashuplassedesignen – stock.adobe.com
Wirtschaft

Mehr Zombie-Unternehmen in Deutschland - ohne Reaktion der Kapitalmärkte

Das Wachstum der Zombie-Unternehmen schreitet ungebrochen voran, seit 2010 jährlich um rund neun Prozent. Beinahe sechs Prozent der weltweit börsennotierten Unternehmen zählen dazu. Die Kapitalmärkte scheinen weiterhin unbeeindruckt und Investoren zahlen immense Preise für die Übernahme untoter Unternehmen. Der Mehrwert ist aber meist von kurzer Dauer.

Happy smiling couple having fun at airportHappy smiling couple having fun at airportYakobchuk Olena – stock.adobe.comHappy smiling couple having fun at airportYakobchuk Olena – stock.adobe.com
Wirtschaft

Allianz Trade Analyse: Billigreisen weiter im Trend, Fern- und Luxusreisen boomen

Nicht nur Fluggesellschaften setzen zum Höhenflug an, auch für den Tourismus lacht trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und geopolitischer Spannungen die Sonne. Die starke Nachfrage hat dem Hotel- als auch dem Kreuzfahrtgewerbe geholfen, nach der Pandemie wieder auf die Beine zu kommen.