2022 ist der Shareholder-Aktivismus in Europa auf den niedrigsten Stand seit 2015 gesunken. Insgesamt wurden im letzten Jahr 198 Forderungen gegenüber europäischen Emittenten veröffentlicht. 2020 und 2021 waren es 287 beziehungsweise 232 Kampagnen.
Trotz des starken Rückgangs blieb die Zahl der Aktivitäten mit ESG-Bezug in Europa auf einem hohen Niveau: 2022 wurden 90 ESG-bezogene Forderungen lanciert – das entspricht fast der Hälfte (45,45 Prozent) aller Shareholder-Aktivitäten. Im Jahr zuvor gab es noch 96 ESG-bezogene Forderungen (41,4 Prozent). Dies geht aus einem neuen Bericht von Insightia, einer Gesellschaft von Diligent hervor.
Obwohl es in Europa zuletzt weniger Forderungen gab, ist der Shareholder-Aktivismus weltweit gestiegen: Im vergangenen Jahr wurden global 967 börsennotierte Unternehmen öffentlich mit neuen Forderungen konfrontiert, ein Anstieg von 6 Prozent gegenüber 2021.
Die Entwicklung wurde vor allem von den USA, Korea und Japan vorangetrieben, die jeweils eine Zunahme der Aktivitäten in den Bereichen Kapitalallokation, Vorstandswechsel und ESG-Risiken und -Chancen verzeichneten.
Weltweit weniger Forderungen im Bereich Umwelt
Auffällig ist, dass die Zahl der umweltbezogenen öffentlichen Forderungen weltweit um 81 Prozent von 161 im Jahr 2021 auf 292 im Jahr 2022 gestiegen ist. Allerdings waren die Shareholder-Aktivitäten zu Umweltthemen im letzten Jahr weniger erfolgreich als in den zwölf Monaten davor: Nur 11,5 Prozent der Forderungen waren zumindest teilweise erfolgreich. Im Jahr 2021 lag diese Quote bei 25,8 Prozent.
Der insgesamt steigende Shareholder-Aktivismus unterstreicht die Notwendigkeit, dass Führungskräfte einen 360-Grad-Blick auf die Daten in ihrem Unternehmen haben. Es stärkt ihre Fähigkeit, an Vorstände weiterzugebende Warnzeichen zu erkennen, entstehende Gefahren zu überwachen und zu mindern und Maßnahmen des Compliance- und Risikomanagements in prüfbaren Details verteidigungsfähig zu dokumentieren. Moderne digitale Instrumente leisten hier eine effiziente und effektive Unterstützung.
Unternehmensdaten im Blick
"In einer Zeit, in der der Fokus immer stärker auf den Unternehmensgewinn gerichtet ist, wird es für Führungskräfte immer wichtiger, sich mit den sich ständig verändernden Risiken des Shareholder-Aktivismus auseinanderzusetzen und diese zu reduzieren", so Josh Black, Chefredakteur bei Diligent.
Ein vollständiger Einblick in Unternehmensdaten sei der erste Schritt zum Aufbau eines solchen Programms und zur Verringerung der Anfälligkeit für Shareholder- sowie regulatorische und juristische Aktivitäten, so Black.
Der Shareholder Activism Annual Review wurde in Zusammenarbeit mit Olshan Frome Wolosky, Morrow Sodali und Alliance Advisors erstellt. Er ist Insightias Flaggschiffbericht für Daten zu Shareholder-Engagement, Corporate Governance und Vergütung.
Um den vollständigen Bericht herunterzuladen, klicken Sie hier.
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