Inflation bremst Ansparen für die Altersvorsorge aus

Die drastisch gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten fordern ihren Tribut: Zwei Drittel der Deutschen schränken sich deswegen ein. Weitere zwölf Prozent planen dies mit hoher Wahrscheinlichkeit. Die größten Einsparungen tätigen die Deutschen in den Bereichen Energie und Freizeit. Wer nicht für die Altersvorsorge spart, nennt fehlende Geldmittel infolge der Inflation als Hauptgrund.

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Sparschwein-traurig-Muenze-519892603-AS-Ivan-KmitSparschwein-traurig-Muenze-519892603-AS-Ivan-KmitIvan Kmit – stock.adobe.com

Das sind die repräsentativen Ergebnisse des jährlich erhobenen Verantwortungsbarometers von Fidelity International in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Kantar.

Die wichtigste gegenwärtige Sparmaßnahme der Deutschen ist, den eigenen Energie- und Spritverbrauch zu senken (52 Prozent). Um dies zu erzielen, dreht knapp die Hälfte aller Befragten aktuell die Heizung runter (46 Prozent) oder spart Strom (ebenfalls 46 Prozent).

Einen geringeren Energieverbrauch über Stromsparmaßnahmen versuchen die Bundesbürger insbesondere über die Beleuchtung zu erreichen (42 Prozent) - beispielsweise mit Hilfe von Energiesparlampen. Ebenso achten sie darauf, energieeffizient zu kochen (30 Prozent) und vermeiden den Stand-by-Modus, indem sie Geräte komplett ausschalten beziehungsweise den Netzstecker ziehen (29 Prozent).

Deutschland spart an allen Ecken und Enden

Zusätzlich haben die Deutschen ihr Freizeitverhalten als Stellschraube für Einsparungen identifiziert: Etwa jeder Dritte geht weniger auswärts essen (37 Prozent), schränkt sich in seinen Freizeitaktivitäten ein (37 Prozent) oder macht weniger Urlaub (32 Prozent). Gleichermaßen schränken sich die Bundesbürger beim Einkauf ein.

So sieht knapp jeder Dritte öfter vom Kauf von Bio- oder höherpreisigen Lebensmitteln ab (31 Prozent). Auch unter dem Weihnachtsbaum werden in diesem Jahr weniger kostspielige Geschenke liegen: 29 Prozent der Deutschen planen, weniger für Präsente auszugeben.

Zu wenig Deutsche sorgen für die Rente vor

In Deutschland wird weiterhin zu wenig privat vorgesorgt. Fast jeder Dritte spart nicht mit Versicherungen, Tages- beziehungsweise Festgeldkonten oder Wertpapieren für die Altersvorsorge (31 Prozent). Über die Hälfte der Nicht-Sparer gibt an, dass sie kein Geld zur Rücklagenbildung aufbringen könnten (57 Prozent).

Dieser Effekt wird durch die Inflation verschärft: 80 Prozent derjenigen, die kein Geld zur Altersvorsorge zurücklegen können, geben die gestiegenen Lebenshaltungskosten als Ursache an. Ein Drittel von ihnen legt das Geld lieber für eventuelle Energienachzahlungen beiseite (34 Prozent).

Infolge sinkender Realeinkommen schnallen die Deutschen den Gürtel enger, berichtet Alexander Leisten, Leiter des Deutschlandgeschäfts von Fidelity International. Das beeinträchtige die ohnehin schon schlechte Ausgangslage der Altersvorsorge, da bereits vor der Energiekrise zu wenig Menschen privat vorsorgten. Er warnt davor, dass die hohe Inflation diesen Trend verschärfe:

Wir steuern auf ein sozialpolitisches Fiasko zu.

Die Preissteigerung werde uns noch länger begleiten, so Leisten weiter. Sie dürfe aber nicht dazu führen, das System der privaten Altersvorsorge noch weiter zu schwächen. Finanzdienstleister haben wir die Verantwortung, die Bevölkerung dabei zu unterstützen, ihre finanzielle Zukunft zu gestalten. Bei den aktuell stark steigenden Lebenshaltungskosten eignen sich vor allem Fondssparpläne, um die negativen Auswirkungen auf die Altersvorsorge zu lindern. Sie ermöglichen es Privatpersonen schon mit geringen Beträgen am Kapitalmarkt zu partizipieren, empfiehlt der Leiter des Deutschlandgeschäfts.

Private Gründe sind Hauptmotiv für Sparverhalten

Nach den Gründen für die eigenen Sparambitionen gefragt, nennen die Deutschen insbesondere persönliche Aspekte. Dreiviertel der Deutschen, die Energie sparen beziehungsweise zukünftig sparen werden, möchten den hohen Kosten entgehen (76 Prozent). Klimaschutz und Politik sind für die Befragten hingegen zweitrangig.

Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Reduzierung des Energieverbrauchs halten 36 Prozent der Deutschen für zu locker - sie hätten sich strengere Regelungen gewünscht. Zum Vergleich: Nur eine Minderheit von 19 Prozent hätte sich weniger strenge Schritte seitens der Bundesregierung gewünscht. Ein weiteres Ergebnis des Verantwortungsbarometers: Eine große Mehrheit der Deutschen (82 Prozent) erwartet, dass die Energiekrise und deren Folgen das Land spalten werden. Lediglich 12 Prozent der Befragten halten dies für unwahrscheinlich.

Über das Verantwortungsbarometer Deutschland 2022/2023:
Die Umfrage Verantwortungsbarometer Deutschland 2022/2023 wurde im Auftrag von Fidelity International von Kantar durchgeführt. Über eine bevölkerungsrepräsentative Quotenauswahl wurden insgesamt 2.093 Personen ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt. Die Online-Interviews (CAWI) fanden im Zeitraum vom 07.10.2022 bis 17.10.2022 statt.

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