In seinem am 12. Oktober 2022 veröffentlichten Konjunkturbericht geht der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) davon aus, dass die Inflationsrate Deutschlands von den prognostizierten 8,2 Prozent im Jahresdurchschnitt 2022 auf 6,5 Prozent im Jahr 2023 zurückgehen wird.
Die allgemeine Teuerung dürfte damit aber weiter sehr hoch bleiben, was Unternehmen und Privathaushalte enorm belaste, so BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin. Vor dem Hintergrund dieser Belastungen sei es auch nachvollziehbar, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem aktuellen Wirtschaftsausblick die Wachstumseinschätzung für Deutschland deutlich vermindert hat.
Die vom IWF für 2023 erwartete Verminderung des preisbereinigten Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,3 Prozent sei aber noch recht optimistisch. Der BVR rechne in seinem aktuellen Konjunktur-Hauptszenario mit einer noch stärkeren BIP-Schrumpfung um bis zu 2,0 Prozent.
Wichtige Voraussetzungen für einen Rückgang der Inflationsrate seien, dass die Lieferengpässe ab dem Frühjahr merklich nachlassen und die Energiepreisanstiege an den Rohstoffmärkten ab dem Sommer schwächer werden, erläutert Martin. Auch der Staat werde mit den geplanten Deckelungen für die Strom- und Gaspreise zur Begrenzung der Inflationsdynamik beitragen, und zwar spürbar, so Martin weiter.
Überschlägige Berechnungen ließen für 2023 eine Entlastungswirkung des Strompreisdeckels um reichlich 1 Prozentpunkt und der Gaspreisbremse um knapp 3 Prozentpunkte erwarten. Grundsätzlich seien Inflationsprognosen aber derzeit wegen der geopolitischen Situation mit sehr hohen Risiken behaftet.
Mittel- bis langfristig könne die Energiepreiskrise aber nur durch eine Erweiterung des Energieangebots gelöst werden, betont Martin. Entsprechende Bestrebungen der Bundesregierung, wie der Bau von LNG-Terminals oder das Wasserstoff-Partnerschaftsabkommen mit Kanada, seien daher zu begrüßen.
Dringend geboten sei zudem auch eine Reduzierung der bürokratischen Pflichten und anderer Hemmnisse bei der Installation von erneuerbaren Energien sowie bei der Nutzung des selbst produzierten Stroms, so Martin.
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