Mehr Effizienz dank Intelligent Document Processing

Wer relevant bleiben will, muss mit der Zeit gehen. Das gilt auch für traditionelle Versicherer. Sie müssen ihre Prozesse anpassen, um im digitalisierten und auf Effizienz getrimmten Markt von heute bestehen zu können. Intelligent Document Processing (IDP) hilft ihnen dabei.

(PDF)
Zahnrad-digitaler-Wandel-162245963-AS-Coloures-PicZahnrad-digitaler-Wandel-162245963-AS-Coloures-PicColoures-Pic – stock.adobe.com

Ein Beitrag von Dr. Matthias Quaisser, Business Development Lead – Insurance bei Timetoact

Digitalisierung und Industrie 4.0 verändern nicht nur die Produktion und den Handel rapide. Sie treiben auch den Wandel der bisher als eher traditionell und schwerfällig geltenden Versicherungsbranche stetig voran. Entsprechend sind die IT-Ausgaben der Versicherungsunternehmen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen:

Im Jahr 2020 erreichten diese laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft 5,6 Milliarden Euro – im Jahr 2017 beliefen sich die Investitionen in diesem Bereich noch auf 4,5 Milliarden Euro. Denn der Versicherungsmarkt ist deutlich dynamischer geworden. Zahlreiche unterschiedliche Faktoren treiben die Veränderungen in der Versicherungsbranche voran. Hier drei Beispiele:

1. Steigende Kosten

Die Negativ- und Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahre, die deutliche Zunahme von Versicherungsrisiken aufgrund der globalen Klimaveränderung sowie die pandemiebedingten wirtschaftlichen Verwerfungen treffen die Versicherer finanziell hart.

2. Veränderte Kundenerwartung:

E-Commerce und Online-Banking haben das Kundenverhalten stark verändert. Vom Vertrag über die Police bis hin zur Schadensbearbeitung erwarten Kunden heute, dass sie auf alle Informationen zugreifen können – und zwar auf allen Kommunikationskanälen. Daher setzen Versicherer im Privatkundengeschäft stark auf den Ausbau digitaler Angebote. Eigene Online-Versicherungsportale und spezielle Apps machen das Angebot auch der großen, traditionellen Versicherungshäuser deutlich flexibler.

3. Konkurrenz durch neue Anbieter:

Die Versicherungsbranche hat in den vergangenen Jahren eine umfassende Transformation erfahren. Produkte und Policen haben sich aufgrund gesetzlicher Bestimmungen verändert und sind teilweise nicht mehr so attraktiv wie noch vor wenigen Jahren. Und es drängen immer mehr reine Online-Versicherer mit innovativen Angeboten auf den Markt, die vor allem auf junge Kunden zugeschnitten sind. Druck erhalten Versicherungsunternehmen auch von unerwarteter Seite. Große Digitalunternehmen wie etwa Amazon versuchen, auf den Versicherungsmarkt vorzudringen.

Mit Intelligent Document Processing zu automatisierten Arbeitsabläufen

Versicherungen müssen daher umdenken und ihr Geschäftsmodell anpassen. Die Grundlage für digitalisierte und effizientere Prozesse schafft das Konzept Intelligent Document Processing (IDP). Es ist kein simples Softwaretool, sondern vereint eine Vielzahl von Technologien, zu denen neben Optical Character Recognition (OCR) auch Methoden der künstlichen Intelligenz (KI), insbesondere maschinelles Lernen, gehören.

Gemeinsam erkennen diese Technologien in komplexen, unstrukturierten Dokumenten relevante Daten automatisch, extrahieren sie und bereiten sie so für eine strukturierte Weiterverarbeitung vor. Modernes Intelligent Document Processing umfasst zusätzliche Module, die weiteren Mehrwert ermöglichen – etwa Freiform-Anteile, um handschriftliche Einträge oder Eingangsstempel zu identifizieren sowie weitere in den Dokumenten enthaltene unstrukturierte, variable und komplexe Datenstrukturen als strukturierte Daten zu erfassen.

Je vollständiger digitalisiert wird und Metadaten zu den Dokumenten zur Verfügung stehen, desto besser lässt sich ein digitaler Workflow über IT-Systeme hinweg aufbauen und steuern. Mit den passenden Schnittstellen können Medienbrüche verhindert werden. Manuelle Suche und wiederholtes Abtippen von Daten aus einem System für die Eingabe in ein anderes System erübrigen sich: Die Effizienz steigt durch mehr Dunkelverarbeitung. Wenn der fachliche Prozess eine Prüfung durch die Sachbearbeiter vorsieht, kann das System die nötigen Informationen anzeigen und Entscheidungsvorschläge aus ähnlichen Fällen mit Hilfe von Scoring-Modellen anbieten.

Intelligent Document Processing verbessert Prozesse auf zweierlei Weise: Zum einen wird die Bearbeitung eines jeden Einzelfalls beschleunigt und mehr Transparenz für den Kunden erzeugt. Zum anderen können die digital verfügbaren Metainformationen über alle Fälle hinweg ausgewertet und interpretiert werden. So lassen sich beispielsweise aus Unternehmenssicht Trendanalysen zu bestimmten Themen erstellen

Den richtigen Implementierungspartner finden

Unternehmen, die ein IDP-Projekt umsetzen möchten, tun gut daran, dabei mit einem IT-Dienstleister zu arbeiten. Dieser Partner sollte umfangreiche Kompetenzen auch in benachbarten Disziplinen wie Datenbanken, Enterprise Content Management und Archivierung vorweisen können. Denn selten starten Unternehmen bei einem Digitalprojekt auf der grünen Wiese. Der Projektpartner muss Abhängigkeiten zur Informationsarchitektur passend berücksichtigen.

Im ersten Schritt eines IDP-Projekts werden im Rahme eines Workshops die Anforderungen des Anwenders abgefragt. Dienstleister und Versicherer prüfen zudem gemeinsam, auf welchem Stand das Document Processing bereits ist, was bereits digitalisiert wurde und welche Medienbrüche bestehen. Im zweiten Schritt folgt ein Digital Maturity Assessment. Der Dienstleister identifiziert hierbei jene Bereiche, in denen der Kosten-Nutzen-Effekt für ein IDP-Projekt am höchsten ausfällt. Dies umfasst in der Regel Prozesse, die mit einem geringen oder leicht zu finanzierenden Aufwand verbessert werden können.

Anschließend wählt der Versicherer mit Unterstützung des externen Dienstleisters die Standardkomponenten sowie die für die individuelle Kundenlösung vorgesehenen Komponenten und Anwendungen aus. Im Rahmen eines Managed-Service-Modells kann auch der Betrieb von Anwendungen durch einen Dienstleister erfolgen – dies bietet die Basis für skalierende, transaktionsbasierte Vergütungsmodelle.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

KI - künstliche intelligenz - vernetztKI - künstliche intelligenz - vernetztm.mphoto – stock.adobe.comKI - künstliche intelligenz - vernetztm.mphoto – stock.adobe.com
Assekuranz

KI: Europäische Versicherer haben Aufholbedarf

Wenn jeder Touchpoint mit Kunden digitalisiert ist, können Machine Learning und Artificial Intelligence in der Versicherungsbranche für neues organisches Wachstum sorgen. Europäische Versicherer haben bei der Einführung jedoch noch Aufholbedarf.
Roboter-Mensch-Haende-189193527-FO-Syda-ProductionsRoboter-Mensch-Haende-189193527-FO-Syda-ProductionsRoboter-Mensch-Haende-189193527-FO-Syda-Productions
Digitalisierung

Auswirkungen von RPA und KI auf Geschäftsprozesse

Egal ob bei der Preisgestaltung, Richtlinienverwaltung und Schadenbearbeitung in der Versicherungsbranche oder bei der Umsatzrealisierung, Kostenprüfung sowie bei operativen Abstimmungen in der Finanzwelt – smarte Systeme nehmen Einfluss auf unseren beruflichen wie privaten Alltag. Denn künstliche Intelligenz bildet die Grundlage für sämtliche Technologien, die Menschen tagtäglich nutzen.
Professional it specialist working in data centerProfessional it specialist working in data centerViacheslav Yakobchuk – stock.adobe.comProfessional it specialist working in data centerViacheslav Yakobchuk – stock.adobe.com
Assekuranz

IT-Ausgaben der Versicherer auf Rekordhoch

5,9 Milliarden Euro gaben die Versicherer für den Aus- und Umbau ihrer IT-Infrastruktur aus – mehr als je zuvor in ihrer Geschichte. Mit ambitionierten IT-Modernisierungen investieren sie insbesondere in Kundenzufriedenheit und Datensicherheit.

Businessman pointing at polygonal hand on blue background. Digital transformation and ai concept.Businessman pointing at polygonal hand on blue background. Digital transformation and ai concept.Who is Danny – stock.adobe.comBusinessman pointing at polygonal hand on blue background. Digital transformation and ai concept.Who is Danny – stock.adobe.com
Assekuranz

Wie digital ausgereift sind Versicherer im Jahr 2023?

Die Branche hat in den letzten Jahren bedeutende digitale Technologien eingeführt, doch wie steht es um die Versicherer im Branchenvergleich? Und wie gut sind sie darauf vorbereitet, die neuen Technologien rund um KI und Automatisierung in Angriff zu nehmen?

silhouette of virtual human on circuit pattern technology 3d illsilhouette of virtual human on circuit pattern technology 3d illsilhouette of virtual human on circuit pattern technology 3d ill
Digitalisierung

KI-gestütztes Tool erleichtert Dokumentenprüfung

Das KI-basierte Tool GRABBER ist in der Lage, eine große Anzahl von Dokumenten über ganze Schadenportfolios hinweg zu verarbeiten. Zudem sucht und findet das neue Software-Modul von DGTAL dabei spezifische Informationen in bestimmten Dokumenten.

Portrait of businessmanPortrait of businessmanPortrait of businessman
Assekuranz

BDVM-Makler sind guten Mutes

Inflation, Fachkräftemangel und Innovationen in der Digitalisierung prägen das Marktumfeld und stellen auch BDVM-Makler vor Herausforderungen. Nichtsdestotrotz kommen sie bisher insgesamt gut durch das schwierige Marktumfeld und blicken unverändert optimistisch in die Zukunft.

Mehr zum Thema

Hartmuth Kremer-JensenAon DeutschlandHartmuth Kremer-JensenAon Deutschland
Assekuranz

Aon-Marktprognose 2025: „Bürokratie bremst den Fortschritt aus“

Das Beratungsunternehmen Aon hat seine Marktprognose für den deutschen Versicherungsmarkt 2025 veröffentlicht. Der Bericht zeigt: Unternehmen müssen sich zunehmend mit komplexen und global vernetzten Risiken auseinandersetzen. Politische Unsicherheiten, hohe Kosten und der Klimawandel setzen Unternehmen unter Druck.

GDV-Präsident Dr. Norbert Rollinger (rechts) und GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen (Archiv).GDVGDV-Präsident Dr. Norbert Rollinger (rechts) und GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen (Archiv).GDV
Assekuranz

Versicherungsbranche erwartet 2025 stabiles Wachstum – GDV fordert Reformen

Die Versicherungswirtschaft prognostiziert für 2025 ein branchenweites Beitragswachstum von fünf Prozent. Besonders die Schaden- und Unfallversicherung sowie die PKV legen zu. Gleichzeitig fordert der GDV Reformen in der Altersvorsorge, Cybersicherheit und dem Steuerrecht.

Zum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden.Laney5569 / pixabayZum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden.Laney5569 / pixabay
Assekuranz

Kennzeichenwechsel für Mofas, Mopeds und E-Scooter: Ab März gilt nur noch Grün

Zum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden. Wer weiterhin mit dem blauen Kennzeichen unterwegs ist, fährt nicht nur ohne Versicherungsschutz, sondern macht sich auch strafbar. Die aktuellen Zahlen des GDV zeigen zudem: Schäden und Diebstähle haben 2023 deutlich zugenommen.

Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & RatingMORGEN & MORGENThorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & RatingMORGEN & MORGEN
Assekuranz

Lebensversicherung: Überschussbeteiligung 2025 steigt weiter – doch nicht in der Breite

Die Überschussbeteiligungen deutscher Lebensversicherer steigen weiter, wenn auch weniger stark als im Vorjahr. Eine Analyse von MORGEN & MORGEN zeigt, dass fast alle Versicherer mindestens zwei Prozent bieten, während jeder fünfte Anbieter drei Prozent oder mehr gewährt. Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating, bewertet die Entwicklung als kundenfreundlich, betont aber auch die individuelle Strategie der Versicherer.

ACWells / pixabayACWells / pixabay
Assekuranz

Lebensversicherung führt Beschwerde-Statistik an

Der Versicherungsombudsmann e. V. hat seinen Tätigkeitsbericht zur Streitbeilegung vorgelegt. Insgesamt 21.548 Beschwerden wurden im Jahr 2024 bearbeitet. Dabei fällt auf: Beschwerden über Versicherungsvermittler sind mit 334 Fällen gering und zeigen kaum Veränderungen zu den Vorjahren.

Bei einer Wasserbüffel-Herde in Brandenburg wurde Maul- und Klauenseuche (MKS) nachgewiesen.Anduka66 / pixabayBei einer Wasserbüffel-Herde in Brandenburg wurde Maul- und Klauenseuche (MKS) nachgewiesen.Anduka66 / pixabay
Assekuranz

Maul- und Klauenseuche in Deutschland: Was Versicherungen wirklich abdecken

Maul- und Klauenseuche nach Jahrzehnten erneut in Deutschland: Der Ausbruch in Brandenburg zeigt, wie schnell Tierseuchen enorme wirtschaftliche Risiken für Landwirte mit sich bringen. Versicherungen helfen bei direkten Schäden, lassen Landwirte bei Einkommensverlusten durch Exportverbote jedoch oft allein.