Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP) hat mit dem Pflege-Thermometer 2022 die bislang größte Befragung im Feld der häuslichen Intensivversorgung durchgeführt. Insgesamt wurden Daten von fast 700 Teilnehmenden aus dem Versorgungsbereich erhoben, die nicht selten dauerhaft auf die Unterstützung angewiesen sind.
Die Studie des Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. ermittelte Aspekte der Betreuung, Teilhabe und Lebenswirklichkeit von Menschen mit häuslichem Bedarf an intensivpflegerischer Versorgung sowie die Perspektive von Pflegenden und Einrichtungsleitungen.
Im Zentrum aller Bemühungen stehe die Ermöglichung einer guten Lebensqualität bei Sicherung der Selbst- und Mitbestimmung in Fragen der Versorgung und Therapie, erläutert Prof. Dr. Michael Isfort, Leiter der Studie. Das gehe weit über die Sicherstellung der medizinischen oder pflegerischen Versorgung hinaus und bedeute zum Beispiel soziale Teilhabe und Mobilität zu unterstützen. Der Wunsch, in der eigenen Häuslichkeit zu leben, habe dabei für die betroffenen Menschen Priorität.
Über ein breites Netzwerk an Selbsthilfegruppen und ambulanten Dienstleistern erfolgten Online-Befragungen in Familien, bei Pflegenden sowie Leitungen von ambulanten Diensten und Einrichtungen. Isfort betont:
Insbesondere die Angehörigen müssen zukünftig besser unterstützt werden. Viele übernehmen in vielen Bereichen der Versorgung Aufgaben.
Der Fachkräftemangel sei auch in diesem Bereich deutlich zu spüren und belaste die Dienste und Einrichtungen gleichermaßen wie die betroffenen Familien. So müssen sie immer häufiger unbesetzte Versorgungszeiten von Diensten ausgleichen und es werde für sie zugleich schwieriger, Dienste zu wechseln oder eigenes Pflegepersonal zu organisieren, so der Studienleiter.
Als weitere Befunde in der Studie konnten auch die besonderen Herausforderungen der fach- und hausärztlichen Begleitung in diesem Versorgungsbereich identifiziert werden. Zwischen gesetzlichen Anforderungen und realen Möglichkeiten zeigen sich Lücken. Als ein möglicher Lösungsansatz zeigt sich der Einsatz von Digitalisierung und Telemedizin, der bislang nur in geringem Umfang Anwendung findet.
Die Studie wurde mit Fördermitteln der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF) realisiert. Weitere Co-Förderer sind die Deutsche Fachpflege Gruppe (DFG), Linimed, Opseo sowie Resmed. Unterstützt wurde die bundesweite Studie von zahlreichen Patientenorganisationen, Betroffenenverbänden und Selbsthilfegruppen.
Innerhalb der Pflege-Thermometer-Reihe stellt das Pflege-Thermometer 2022 die zehnte Studie dar, die eine Bewertung eines Teilbereichs der pflegerischen Versorgung in Deutschland ermöglicht. Die Ergebnisse der Pflege-Thermometer-Studien werden kostenlos über die Institutshomepage online zur Verfügung gestellt.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Verschärfter Reformdruck bei Krankenhausversorgung
Pflege: Schlechter Ruf in Deutschland
Digitalisierung der Pflege: Deutschland nur im Mittelfeld
GKV und Pflegeversicherung von versicherungsfremden Ausgaben entlasten
Aufgrund der Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherung und Sozialen Pflegeversicherung fordern die Verbände der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen die Bundesregierung auf, ihre Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen und die Sozialversicherungszweige insbesondere von versicherungsfremden Leistungen zu entlasten. Damit die Sozialbeiträge nicht aus dem Ruder laufen, müssen Steuermittel in die laufenden Haushaltsberatungen eingeplant werden.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Reform der Pflegeversicherung: „Kurzfristige Flickschusterei reicht nicht“
Zum Auftakt der Bund-Länder-Kommission für eine Pflegereform bringt sich die „Initiative generationengerechte Pflege“ mit klaren Forderungen in die politische Debatte ein: Es braucht eine Strukturreform der Sozialen Pflegeversicherung – schnell, wirksam und generationengerecht.
Milliardenschwere Fehlsteuerung: IGES-Studie kritisiert Pflegezuschläge
Teuer, ineffizient, unsozial? Eine neue IGES-Studie im Auftrag des PKV-Verbands wirft der Pflegereform von 2022 eine massive Schieflage vor. Was als Schutz vor finanzieller Überforderung in Pflegeheimen gedacht war, könnte sich zum teuersten Umverteilungsprogramm seit Jahren entwickeln.
Pflegeversicherung in der Krise – Welche Reformen sind nötig?
Die soziale Pflegeversicherung (SPV) steht unter massivem Druck. Steigende Kosten, Fachkräftemangel und eine wachsende Zahl an Pflegebedürftigen erfordern tiefgreifende Reformen. Der GKV-Spitzenverband fordert eine nachhaltige Finanzierung und bessere Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche.
Pflegekosten steigen weiter: „Wahlprogramme dürfen keine Worthülsen sein“
Die Eigenbeteiligung von Pflegebedürftigen in Heimen ist erneut gestiegen – trotz Pflegezuschüssen und Leistungsanpassungen. Der Verband der Ersatzkassen (vdek) fordert deshalb konkrete Maßnahmen zur Begrenzung der Kosten. Besonders die Länder sieht der Verband in der Pflicht.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.