Coronapandemie, Klimawandel, Elektromobilität: Die deutsche Wirtschaft steht auch im nächsten Jahr vor enormen Herausforderungen. Die Unberechenbarkeit künftiger Entwicklungen verändere auch die Risikoabsicherung und die Gewerbeversicherungen.
Tobias Wenhart, Co-CEO Finanzchef24, skizziert fünf Trends:
Trend 1: Hybridisierung von Tätigkeiten
Eine direkte Folge der Pandemie ist der Trend zur Hybridisierung des Arbeitsplatzes. Dabei bringt das Nebeneinander verschiedener Tätigkeiten, On- und Offlinearbeit und der Trend zur Digitalisierung neue Herausforderungen mit sich. Viele Berufsgruppen müssen zusätzlich zu analogen Risiken auch digitale Risiken absichern.
Doch nicht nur das: Wo auf der einen Seite der verstärkte Einsatz von Software und digitalen Lösungen das Risiko von Softwarefehlern und Hackerangriffen erhöht, verändert die Tendenz zum Einzelunternehmen beispielsweise im Handwerkerbereich die Nachfrage nach individuelleren Versicherungsprodukten. Ob Handwerker, Messebauer oder andere Dienstleister: Viele bieten heute ein breiteres Leistungsportfolio an. Wenhart erklärt:
Versicherern muss es gelingen, kleine Unternehmen, die viele Produkte und Dienstleistungen anbieten, gut abzubilden.
Trend 2: Cyberrisk geht alle an
Laut aktuellen Zahlen wird rund jedes zweite deutsche Unternehmen mindestens einmal Opfer einer Cyberattacke. Der Grund dafür liefert gleichzeitig die Herausforderung an die Branche: Insbesondere für klein- und mittelständische Unternehmen sind entsprechende Versicherungslösungen (noch) zu teuer und zu kompliziert. Der Finanzchef24 Co-CEO erläutert:
Aktuell funktioniert Cyberrisk als Baustein anderer Produkte in diesem Bereich besser. Während Konzerne sich besser absichern, hadern Kleinunternehmen – und gehen enorme Risiken ein.
Trend 3: Mehr Digitalisierung – mehr Vergleichbarkeit
Digitalisierung und Pandemie haben nicht nur das Onlinegeschäft insgesamt befeuert, sie führen auch im Bereich der Gewerbeversicherung zu einer neuen Form von Vergleichbarkeit, wie sie etwa im Kfz-Bereich längst gang und gäbe ist.
Zunehmend überarbeiten Anbieter ihr Wording und Produkte und sorgen so dafür, dass sich der Trend zu überwiegend guten und besser vergleichbaren Produkten auch in die Zukunft hinein zu festigen scheint. Versicherungsnehmer profitieren von der Entwicklung.
Trend 4: Klimaereignisse
Während der Trend zu mehr Nachhaltigkeit mit der Ampelkoalition auch in der Mitte der künftigen Regierung angekommen ist, setzt die Versicherungsbranche zunehmend auf grüne und nachhaltige Versicherungsprodukte.
CO2-Vermeidung und die Pflanzung von Bäumen sind hier nur der Beginn einer Entwicklung, die sich mittlerweile auch in höheren Prämien für grüne Produkte und Versicherungslösungen für etwa Photovoltaik, Geothermie und E-Ladestationen weiter fortsetzt.
Allein die Nachfrage nach Powerwalls ist in den letzten sechs Monaten enorm gestiegen und liegt mittlerweile bei mehr als 250.000 Powerwalls weltweit.
Trend 5: Dienstleister werden entdeckt
Resultierend aus der Digitalisierung wird ein jahrelang vernachlässigter Kundenstamm neu entdeckt: Klein- und Mittelständler. Sie waren über Jahrzehnte hinweg überwiegend bei lokalen Sparkassen und Raiffeisenbanken verortet. Nun löst das Internet dieses Regionalitätsprinzip zunehmend auf.
Anbieter aus völlig neuen Bereichen unterstützen Kleinunternehmer immer mehr mit Softwareprodukten für Human Resources, Vertrieb und Marketing. Wenhart sagt dazu:
Kleinunternehmer können völlig neu skalieren, indem sie in eigene Ökosysteme eintreten, die bisher eher der Konzernwelt vorbehalten waren.
Sie hätten sich die digitale Absicherung von Gewerbetreibenden in diesem Segment von Anbeginn auf die Fahnen geschrieben und gäben die Erfahrungen aus ihrer täglichen Arbeit an ihre Kunden und Partner weiter, ergänzt Wenart.
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