Bin ich schon drin? Während viele Marketing- und Vertriebsexperten den Erfolg der neusten Künstlichen Intelligenz (KI) ChatGPT feiern, ist ein Großteil des deutschen Klein- und Mittelstandes auf der Digitalisierungsstufe E-Mail stehengeblieben. Mehr als jeder Dritte gibt sich selbst nur eine befriedigende Note in Sachen Digitalisierung. Gut 10 Prozent der KMU betreiben ihr Business nach eigenem Bekunden aktuell primär analog. Das geht aus dem dritten Gewerbeversicherungsreport von Finanzchef24 hervor.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die digitale Selbsteinschätzung zwar verbessert, allerdings wollen viele Unternehmer die Digitalisierung in den verschiedenen Unternehmensbereichen weniger stark vorantreiben. „Der Wille zur Digitalisierung hat zuletzt etwas abgenommen. Gleichzeitig ist vielen bewusst, dass das hybride Nebeneinander von On- und Offline in einigen Branchen die einzige Chance ist, wirtschaftlich zu überleben“, sagt Payam Rezvanian, Mitglied der Geschäftsleitung bei Finanzchef24.
In Sachen Digitalisierung gibt es laut dem dritten Gewerbeversicherungsreport des Münchener Insurtechs Finanzchef24, an dem 654 Unternehmer und Selbstständige teilgenommen haben, anhaltend deutliche Branchenunterschiede. Dienstleister und Berater wähnen sich öfter gut aufgestellt als etwa Händler. Diese ordnen sich eher im unteren Mittelfeld ein.
Während sich 15 Prozent der Beauty- und Lifestyleunternehmen die Bestnote geben, benoten 15 Prozent ihre Digitalkompetenz als schlecht. Anders in der Gastronomie. Hier sehen sich satte 40 Prozent der Unternehmen im oberen Mittelfeld und die anderen 60 Prozent sogar als sehr gut aufgestellt.
Das größte Potenzial im Ausbau der Digitalisierung sehen Kleinst- und Kleinunternehmen branchenübergreifend im Marketing (2022: 38 Prozent / 2021: 49 Prozent), in der Buchhaltung (2022: 38 Prozent / 2021: 48 Prozent) und im Kundenmanagement / CRM (2022: 27 Prozent / 2021: 48 Prozent). Danach folgen Vertrieb, Materialwirtschaft, Personalwesen und Produktion.
Das Digitalisierungspotenzial für die verschiedenen Bereiche beurteilen die Befragten in der Hierarchie wie im Vorjahr. Es falle jedoch auf, dass die Digitalisierungspriorität derzeit mit bis zu zehn Prozentpunkten niedriger bewertet werde, so Payam Rezvanian.
Fakt ist nach Einschätzung des auf Gewerbeversicherungen spezialisierten Unternehmens: Immer mehr Selbstständige und Kleinunternehmer setzen auf hybrides Arbeiten. Einzelhändler betreiben zusätzlich zum Geschäft einen Onlineshop und Gastronomien bieten digitale Speisekarten an. Das bringt Herausforderungen mit sich. Rezvanian warnt:
Je digitaler die Arbeitswelt wird, desto mehr Risiken treten in Erscheinung. Diese ziehen sich von falschen Inhalten über Softwarefehler und folgeschwere Marketingentscheidungen bis hin zu Hackerangriffen.
Weltweit belaufen sich die Schäden aufgrund von Cyberrisiken auf jährlich mehrere Milliarden Euro. Aus diesem Grund müssen sich selbst kleine Unternehmen, die nur mit einem halben Fuß in der digitalen Welt stehen, mit technischen Maßnahmen wie Firewalls, Spam-Schutz oder automatisierten Backups und Multi-Faktor-Authentifizierungen gegen Cyberangriffe absichern. Immer mehr Selbstständige setzen nach Beobachtungen von Finanzchef24 zudem auf Schulungen, um mögliche Angriffe bereits im Vorfeld umgehen zu können.
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