Digitalisierung wird noch viel zu oft als rein technologischer Fortschritt angesehen, der Aufwände reduziert. Warum dies der falsche Ansatz ist und was Digitalisierung mit neuen Geschäftsmodellen zu tun hat, darauf gibt Board Deutschland GmbH eine Antwort.
Dieser Gastbeitrag der Board Deutschland GmbH basiert auf den Messeauftritt auf der siebten InnoVario der V.E.R.S. Leipzig GmbH am 16./17. November 2021 in Siegburg/Bonn.
Wie in allen anderen Branchen, hält die digitale Transformation auch im Versicherungsbereich Einzug. Dabei geht es um die Modernisierung vorhandener Alt-Systeme, zum Beispiel für die Verwaltung von Bestandskunden und Partnern, um Schadensmanagement oder um die Gestaltung neuer Customer Journeys, um Kunden zeitgemäß anzusprechen.
Allerdings scheint der Druck für diese digitalen Veränderungen im Versicherungsbereich nicht besonders hoch zu sein. Das allgemeine Geschäftsmodell – Risiken absichern – scheint weiterhin intakt zu sein, die hohen Regulierungshürden halten neue Wettbewerber ab.
Das gipfelt häufig in der Aussage: „Google wird nicht in den Versicherungsmarkt eintreten, weil die regulatorischen Aufwände zu hoch und die Margen zumindest aktuell zu niedrig sind.“
Die Folge ist, dass Digitalisierung als rein technologischer Fortschritt angesehen wird, den man mitnimmt, wenn er Aufwände reduziert. Digitalisierung wird aber nicht als Treiber für neue Geschäftsmodelle angesehen, die die Zukunft der Unternehmen sichern.
Die andere Sicht auf Versicherungsmarkt und Digitalisierung
Doch kann sich die Versicherungswirtschaft beim Thema digitale Transformation wirklich zurücklehnen? Schaut man mal genauer hin, was Digitalisierung bedeutet, dann merkt man schnell, dass es zuallererst um Vernetzung geht: Vernetzung von Prozessen, Unternehmen, Systemen, Kunden, Partnern und Geschäftsmodellen auf Basis von Technologie und letztendlich auf Basis von Daten.
Und nimmt man dann noch den Versicherungsmarkt genauer unter die Lupe, dann entdeckt man auch dort geschäftsgefährdende Veränderungen.
Ein Beispiel ist der Aufbau des sogenannten Mobility Eco Systems im Kraftfahrzeugbereich:
Experten schätzen, dass im Jahr 2030 bis zu 20 Prozent der Neuzulassungen über das Ökosystem der Automobilhersteller laufen, 2040 sogar bis zu 50 Prozent. Das bedeutet: 20 Prozent bis 50 Prozent der möglichen Beitragseinnahmen im wichtigen Kfz-Versicherungsbereich werden über ein exklusives Ökosystem generiert, an dem nur einige wenige Versicherungen partizipieren.
Die Frage ist, wer mit seinem Geschäftsmodell und seinen technologischen Möglichkeiten die Anforderungen des Ökosystems erfüllen kann und damit in der Lage ist, an diesem Markt zu partizipieren?
Ein kleiner werdender Gesamtmarkt mit unveränderbaren Schaden-Kostenquoten bedeutet weniger Beitragseinnahmen bei konstanten Fixkosten. Das ergibt eine explosive Mischung und sollte Grund genug sein, das Thema Digitalisierung in der Versicherungsbranche noch mal neu und unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Denn es sind nicht die üblichen Verdächtigen wie Google, die eine Disruption im Markt anstoßen, sondern es sind Unternehmen, die neue Ökosysteme orchestrieren, wie in unserem Beispiel die Automobilkonzerne.
Die strategischen Chancen der Digitalisierung
Das Ziel für die Versicherungsunternehmen muss es sein, sich erstmal dieser neuen Modelle anzunehmen und die Konsequenzen für das eigene Geschäft zu eruieren. Darauf aufbauend ist das Management gefordert, die gesetzten Ziele und Transformationsprogramme neu zu beleuchten und
einen Kurswechsel in der (digitalen) Transformation einzuleiten.
Das bedeutet eine Abkehr von Digitalisierung rein zur Kostenoptimierung und Hinwendung zu strategischen Maßnahmen. Dazu gehört, nicht mehr lukrative Bestände aufzugeben und sich auf neue Geschäftsmöglichkeiten zu fokussieren.
Dazu sind die Digitalisierungsmaßnahmen neu zu definieren. Erforderlich ist eine vernetzte Planung der digitalen Transformation auf allen Ebenen, von der langfristigen Megatrendplanung über die Mehrjahresplanung bis hinein ins aktuelle Project Management Office, um den Status Quo als Grundlage zu erfassen.
Das Management muss mit Hilfe von Szenarienbildung, Simulation und Was-wäre-wenn-Analysen datenbasierte Entscheidungen treffen und auf Basis vernetzter Planungsmodelle die Zukunft neu gestalten.
Die Ausrichtung der digitalen Transformation an den sich ändernden Marktgegebenheiten muss auf der Agenda der Versicherungsunternehmen ganz oben stehen!
Einen genaueren Einblick gibt Board Deutschland GmbH auf der 7. InnoVario am 16./17. November 2021 in Siegburg/Bonn. Die InnoVario ist eine Innovationsmesse für die Versicherungsbranche die das Ziel hat, den Austausch untereinander und den Dialog miteinander zu fördern. Neben einem klassischen Ausstellerbereich, gibt es auf der InnoVario verschiedene Fachvorträge zu dem aktuellen Konzept.
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