Steigende Zahlungsrisiken bei Geschäften mit China

Nach der Veröffentlichung des 14. Fünfjahresplans Chinas wird von Abnehmern in diversen chinesischen Branchen künftig ein höheres Forderungsausfallrisiko ausgehen. Das ist das Ergebnis einer internen Analyse des internationalen Kreditversicherers Atradius.

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Unternehmen mit überholten Technologien sowie aus Bereichen mit Überkapazitäten, unter anderem in traditionellen Branchen wie Stahl, Metallverarbeitung, Schiffbau, Chemie und Teile der Elektroindustrie, dürften fortan nicht mehr im Fokus der chinesischen Regierung stehen und vermehrt Liquiditätsprobleme bekommen.

In der Folge steigt die Wahrscheinlichkeit, mit Kunden aus diesen Bereichen einen Zahlungsausfall zu erleiden. Auf der anderen Seite sollen stärkere Wachstumsimpulse von Firmen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Computertechnik, Umwelttechnik, Erneuerbare Energien und Infrastruktur kommen.

Doch auch hier bestehen Unsicherheiten: Viele dieser Unternehmen benötigen in der jetzigen Phase enorme Kapitalmengen. Schaffen sie es nicht in die Gewinnzone, drohen auch hier Zahlungsausfallrisiken für ihre Lieferanten.

Dr. Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa der Atradius Kreditversicherung, fasst die Entwicklung zusammen:

Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden sich für die chinesischen Old-Economy-Bereiche Stahl, Metallverarbeitung, Schiffbau, Chemie und Teile der Elektroindustrie weiter verschlechtern. Viele dieser Unternehmen sind schon seit längerem hoch verschuldet.

Deutsche Exporteure müssen hier mit steigenden Zahlungsrisiken rechnen.

Traditionsindustrien: Ohne staatliche Unterstützung drohen Liquiditätsengpässe

China dürfte mit seiner jüngsten Strategie das Ziel weiterverfolgen, sich in Hochtechnologiebereichen unabhängiger von westlichen Volkswirtschaften zu machen und eigene Kompetenzen beispielsweise bei Computerchips, Erneuerbaren Energien und im Umweltschutz aufzubauen.

Ferner spielen auch die zuletzt bekanntgegebenen Klimavorhaben eine wichtige Rolle.

Chinas Regierung strebt an, spätestens im Jahr 2060 CO2-neutral zu sein. Auch aus diesem Grund dürfte sich China sukzessive aus den traditionellen Industriebranchen zurückziehen und Unternehmen mit ressourcen- und schadstoffintensiven Industrieanlagen aus der Stahl-, Metall- und Maschinenbaubranche sowie der Grundstoffchemie zunehmend den Risiken des Marktes überlassen.

Für die Firmen in diesen Bereichen bedeutet dies, dass sie ihre Geschäfte unter deutlich schwereren Bedingungen als in den vergangenen Jahren fortführen müssen, unter anderem, weil sich ihre Finanzierungskonditionen verschlechtern.

Auf die Lieferanten und Dienstleister dieser Unternehmen dürften damit vermehrt Zahlungsverspätungen und -ausfälle zukommen.

Immer noch gute Exportchancen für Autos und Maschinen

Chinas veränderte Wirtschaftspolitik wird sich auch auf Deutschlands Ausfuhrgeschäft auswirken. Die drei größten deutschen Exportbranchen ins Reich der Mitte - die Automobilbranche, die Maschinenbauindustrie und Anbieter von Datenverarbeitungssystemen, Computern und Elektroteilen - dürften zunächst noch an vielen Stellen von den Plänen Chinas profitieren und eine anhaltend hohe Nachfrage erfahren.

Auf der anderen Seite wird aber der Konkurrenzdruck in den kommenden Jahren durch neue chinesische Akteure steigen.

Trotz Corona verzeichnete der Konsumsektor in China zuletzt einen Anstieg in Höhe von 3,4 Prozent, wovon insbesondere die Automobilbranche profitierte. Dank der stabilen Nachfrage chinesischer Verbraucher sowie dem starken Absatz von Transportfahrzeugen sind hier die Absatzchancen auch im laufenden Jahr gut.

Allerdings muss in der Branche mit teilweise extremen Wartezeiten bis zum Zahlungseingang von bis zu einem Jahr gerechnet werden.

Große Nachfrage nach Umwelttechnologien wie Filteranlagen

Allerdings steigt aufgrund der zunehmenden Eigenentwicklung solcher Produkte durch chinesische Hersteller auch hier der Wettbewerbsdruck,

schränkt Dr. Thomas Langen ein. Hinzu kommen die für die Branche oft langen Zahlungsverzögerungen von teilweise mehreren Jahren, bedingt durch die oft jahrelangen Projektlaufzeiten und die sehr großzügig bemessenen Zahlungsziele staatlicher Auftraggeber.

Datenverarbeitungssysteme sowie elektronische und optische Ausrüstungsgüter bilden die drittgrößte Warengruppe des deutschen Außenhandels. Hier erwarten die Atradius Experten ein gemischtes Bild: Während Computerchips und Leiterplatten nach wie vor stark gefragt sind, zeichnet sich bei Komponenten wie LEDs ein Nachfragerückgang ab.

Zudem könnte der im Zuge der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China forcierte Aufbau eigener Produktionskapazitäten Chinas in technologisch sensiblen Bereichen die Importnachfrage in den kommenden Jahren verringern.

BIP-Wachstum von rund 8,4 Prozent erwartet

Die für den weiteren Strukturwandel der Wirtschaft notwendigen Investitionen kann das Reich der Mitte dank stabiler Wachstumsraten und einer moderaten Staatsverschuldung ohne größere Mühen finanzieren.

Während selbst im Pandemiejahr 2020 die Wirtschaft noch um 2,3 Prozent wuchs, erwarten die Atradius-Ökonomen für das laufende Jahr derzeit einen Anstieg des BIP von rund 8,4 Prozent.

Sollte China bei der Eindämmung der Covid-19-Infektionen weiterhin so effektiv sein wie bisher, dürften sich auch die vom Lockdown stark betroffenen Branchen Tourismus, Unterhaltung und Gastronomie wieder erholen.

Im Blick behalten sollten Exporteure branchenübergreifend den relativ hohen Verschuldungsgrad vieler kleiner und mittlerer, aber zunehmend auch größerer chinesischer Firmen. Diese stellt Unternehmen zunehmend vor Probleme: So verdreifachte sich das Volumen ausgefallener Firmenanleihen von chinesischen Unternehmen 2020 gegenüber 2019.

Die Kreditaufnahme wird schwieriger. Das führt vermehrt dazu, dass sich Unternehmen bei sogenannten Schattenbanken, die außerhalb des regulären Bankensystems agieren, verschulden müssen, häufig zu deutlich höheren Zinsen. Das wiederum beeinträchtigt ihre Profitabilität und birgt höhere Risiken für Zahlungsverzögerungen und -ausfälle.

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