Laut einer gemeinsamen Erhebung des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh), des Handelsverbands – Verband österreichischer Handelsunternehmen und des Handelsverband.swiss hat der Umsatz im B2C E-Commerce im D-A-CH-Raum 2020 erstmals die Grenze von 100 Milliarden Euro übertroffen. Der deutschsprachige E-Commerce-Markt ist somit etwa ein Viertel so groß wie der E-Commerce-Markt der USA.
Das prozentual größte Umsatzwachstum gab es 2020 in der Schweiz (27,9 Prozent), gefolgt von Österreich (17,4 Prozent) und Deutschland (14,6 Prozent). In allen drei untersuchten Märkten hat der Anteil des E-Commerce am Einzelhandel somit weiter zugenommen. Deutlich Unterschiede gibt es laut den Branchenverbänden jedoch beim Einkaufsverhalten der Konsumenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Dreijahressprung beim E-Commerce in der Schweiz
der Schweiz konnte die Branche 2020 einen Umsatz von 11,84 Milliarden Euro erzielen. Dies entspricht einer Umsatzverdoppelung in nur sechs Jahren.
„Der Onlinehandel hat 2020 in der Schweiz einen Dreijahressprung gemacht. Wir sind positiv beeindruckt wie Händler als auch die nachgelagerte Zustellung über Monate solche Leistungen auf hohem Niveau erbringen konnte. Selbst während der Weihnachtszeit hat alles fast perfekt funktioniert. Interessant zu beobachten war, dass insbesondere Omni-Channel Anbieter in den Schließungsphasen Wachstumsquoten von Faktor fünf bis zehn absorbieren konnten“,
erklärt Patrick Kessler, Geschäftsführer des Handelsverband.swiss.
Mobile-E-Commerce in Österreich mit rapidem Wachstum
In Österreich erreichte der B2C E-Commerce 2020 einen Umsatz von 8,5 Milliarden Euro. Auffällig ist vor allem das starke Wachstum beim über mobile Endgeräte generierte Umsatz, der innerhalb eines Jahres um 50 Prozent gewachsen.
„Der Onlinehandel ist im Corona-Jahr 2020 in Österreich mit 17,4 Prozent so stark gewachsen wie nie zuvor. Damit hat die Pandemie den E-Commerce hierzulande noch weit stärker befeuert als in Deutschland. Mittlerweile shoppen alle Altersklassen im Internet und das wird auch nach Covid so bleiben. Der Trend zum regionalen Einkauf hält ebenfalls an – eine große Chance für die Webshops der DACH-Region, mit europäischer Qualität zu überzeugen“,
erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des österreichischen Handelsverbands.
Der mobile E-Commerce ist im gleichen Zeitraum in Deutschland, wo 2020 ein Gesamtumsatz von 83,3 Milliarden Euro erreicht wurde, um 11,1 Prozent gewachsen. Der Gesamtanteil des mobilen E-Commerce am gesamten E-Commerce ist in Deutschland aber noch immer doppelt so hoch wie in Österreich.
Online-Lebensmittelhandel mit starkem Wachstum
In allen drei Ländern ist der Onlinehandel mit Lebensmitteln prozentual das stärksten gewachsen. Laut den Branchenverbänden ist dies überraschend, weil auch während der Covid-19-Pandemie im D-A-CH-Raum der Lebensmittelhandel nie geschlossen war. Den größten Pro-Kopf-Umsatz im E-Food-Sektor hat die Schweiz (175 Euro), gefolgt von Österreich (78 Euro) und Deutschland (33 Euro). Das größte prozentuale Wachstum in diesem Teilbereich des B2C E-Commerce gab es 2020 in Deutschland (67 Prozent), gefolgt von der Schweiz (43,75 Prozent) und Österreich (20,9 Prozent).
Modehandel und Heimelektronik weiterhin wichtig
Den größten Umsatzanteil im B2C E-Commerce in Deutschland hat weiterhin das Fashion-Segment. Von der dort steigenden Umsätzen profitieren neben herkömmlichen Modehändlern auch Unternehmen wie PRINTFUL, bei denen Kunden T-Shirts gestalten und verkaufen können. Auf dem zweiten Platz liegt in Deutschland die Haus- und Heimelektronik (Braune und Weiße Ware sowie Telekommunikation).
„Diese beeindruckenden DACH-Zahlen zeigen, dass – bei allen regionalen Unterschieden im Detail – E-Commerce überall der Motor für den Handel ist. Noch gar nicht enthalten sind hier zahlreiche online eingekaufte Dienstleistungen wie etwa Reisen oder Events, ebenso wenig der viel größere E-Commerce zwischen Unternehmen. Die daraus resultierenden Chancen für die Wertschöpfung und das Wirtschaftswachstum gilt es vielfach noch zu heben, wie auch unsere Studie zur Bedeutung des E-Commerce für die deutsche Wirtschaft gezeigt hat“,
erklärt Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des bevh.
Der Bekleidungssektor lag bei den Waren-Volumina 2020 vor dem Bereich Elektronikartikel und Telekommunikation
In der Schweiz hat hingegen die Kategorie Heimelektronik den größten Umsatzanteil im E-Commerce. Dies zeigt auch die hohe Wachstumsrate (48 Prozent), die noch deutlich über dem ohnehin schon hohem Durchschnitt liegt. Im Bereich Bekleidung und Schuhe wurde ein deutlich geringes Umsatzwachstum (15 Prozent) in der Schweiz erzielt.
Bilder: (1) © alphaspirit – stock.adobe.com (2) Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh)
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