Noch Aufholbedarf bei Nachhaltigkeit bei Versicherungen und Banken

Nachhaltigkeit wird in Versicherungsunternehmen und Banken punktuell bereits gelebt, aber die Verankerung ist nicht über alle Dimensionen hinweg – ökologische, ethisch-soziale und ökonomische – gleich ausgeprägt.

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Haende-Stadt-45090824-AS-lassedesignenHaende-Stadt-45090824-AS-lassedesignenlassedesignen – stock.adobe.com

Das zeigt eine aktuelle Studie, die emotion banking, das Mindful Finance Institute, die Bankenforen und die Versicherungsforen Leipzig gemeinsam in Deutschland, Österreich und Südtirol online durchgeführt haben. Analog zu den ESG-Dimensionen (Environment, Social und Governance) hat die Studie ökologische, ethisch-soziale und ökonomische Verantwortungsbereiche untersucht.

Nachhaltiges Wirtschaften ist nicht mehr optional, sondern wird von Politik und Gesellschaft zunehmend eingefordert.

Jens Ringel, Geschäftsführer der Bankenforen und der Versicherungsforen Leipzig, sagt:

„Nachhaltigkeit ist längst kein Nischenthema mehr, sondern trägt in wirtschaftlich turbulenten Zeiten zum Unternehmenserfolg und zum Vertrauen der Bevölkerung in die Finanzwirtschaft bei.“

So sind das Erfüllen der regulatorischen Auflagen und das Vermeiden von Reputationsrisiken bezogen auf die Gesamtheit der Befragten die wesentlichen Motivationen für nachhaltige Aktivitäten (jeweils über 73 Prozent Zustimmung), dicht gefolgt von der Übernahme von Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft.

Hier zeigen sich aber Unterschiede im Vergleich zwischen Banken und der Gruppe der Versicherer, für die die Regulatorik deutlich präsenter ist.

Aufholbedarf bei Ökologischer Dimension

Bestehende Aktivitäten konzentrieren sich derzeit vor allem auf die soziale und die ökonomische Dimension. In puncto Klimaschutz und Ressourcenschonung existiert der größte Aufholbedarf.

Dr. Christian Rauscher, Geschäftsführer von emotion banking, dazu:

„Für uns zeigt sich ein Bild, dass praktisch alle Institute erste Maßnahmen gestartet haben. Und da greift man häufig zu Naheliegendem wie beispielsweise Förderung der betrieblichen Gesundheit oder Vertrieb nachhaltiger Fonds. Aber nun sollte die zweite Stufe gezündet werden, denn es gibt große Chancen für das Geschäftsmodell und die Marktpositionierung, die man nicht übersehen sollte. Da schmerzt es, dass zwar über drei Viertel der Befragten angeben, unternehmensintern auf Umweltschutz und einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu achten, jedoch die Maßnahmen selten überprüft und gesteuert werden. Jene, die warten, bis alles durch Regulatorik vorgeschrieben ist, werden nur Aufwand buchen.“

Selten verbindliche Handlungsrichtlinien und Ziele im Bankensektor

Um gerichtete Aktivitäten hervorzurufen, sind für die Umsetzung von nachhaltigkeitsbezogenen Maßnahmen normative, strategische und kulturelle Rahmen hilfreich.

Drei Elemente zur Ausgestaltung einer nachhaltigen Organisation wurden im Rahmen der Studie abgefragt. Dabei fiel auf, dass innerhalb des Bankensektors bislang kaum verbindliche Handlungsrichtlinien für Klimaschutz und Nachhaltigkeit existieren: Nur 23 Prozent haben dies angegeben. Versicherungsunternehmen sind hier besser aufgestellt (42 Prozent). 65 Prozent der Versicherer verfügen überdies über einen Nachhaltigkeitsbeauftragten oder eine ähnliche Rolle, bei Banken sind es 45 Prozent.

Die Umsetzung der regulatorisch geforderten Nachhaltigkeitsmaßnahmen wird bei den Befragten vor allem mit Aufwand und Kosten verbunden. Nur jeder Fünfte erwartet einen positiven Beitrag auf die Ertragslage im eigenen Unternehmen.

Eine proaktive Beschäftigung mit dem Thema und insbesondere die Suche nach Chancen aus der Nachhaltigkeit für das eigene Geschäftsmodell sind hier wesentliche Handlungsfelder, um Nachhaltigkeit nicht nur als Erfüllung der Pflicht zu verstehen, sondern langfristig zu leben und in Unternehmensstrategie und -kultur zu übersetzen.

Dr. Christian Rauscher fasst zusammen:

„Das Shareholder-Value-Konzept als einziger Parameter guten Managements hat längst ausgedient. Wir müssen Verantwortung übernehmen, für unsere Mitarbeiter, für unsere Kundenbeziehungen, für unsere Produkte und Dienstleistungen, für unser Tun und Unterlassen. Dies sind tiefe Veränderungen in unserer Unternehmenskultur, die wir beherzt anpacken sollten.“

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