Aufgrund einer kleinen Anfrage der FDP-Fraktion wird deutlich, dass die Bundesregierung keine Übersicht über die Verrentungskonditionen bei staatlich geförderten Renten hat.
Dies spielt dem Bund der Versicherten e. V. in die Karten, der schon seit einigen Jahren warnt, dass die Verrentung bei Riester- und Rürup-Renten sehr verbraucherunfreundlich ist.
Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV, erklärt:
„Auch wer erfolgreich und viel spart, bekommt trotzdem nur eine niedrige Riester-Rente, weil die Versicherungsunternehmen mit massiv überzogenen Lebenserwartungen kalkulieren.“
So würden die Unternehmen zum Beispiel für heute 37-Jährige mit einer Lebenserwartung von etwa 100 Jahren bis hin zu 150 Jahren kalkulieren.
„Wir fordern die Bundesregierung auf, bei einer Neureglung der Riester-Rente auf die Zwangsverrentung zu verzichten.“
Bisher werden bedingungsgemäß alle Riester-Sparer gezwungen, eine Verrentung über eine Lebensversicherung vorzunehmen.
Unter anderem fragte die FDP, welche Kenntnisse die Bundesregierung über die Rentenfaktoren hat, mit denen die Lebensversicherer die Renten kalkulieren und welche Lebenserwartung dabei zugrunde gelegt wird. Die Rentenfaktoren geben an, wie viel Monatsrente die Sparer pro 10.000 Euro Kapital bekommen.
Unrealistische Lebenserwartung
Unterstellt ein Versicherer für einen 67-Jährigen etwa eine Lebenserwartung von 97, so muss das angesparte Geld für 30 Jahre Rente ausreichen. Wenn er aber bis 117 kalkuliert, so muss das gleiche Geld auf 50 Jahre verteilt werden. Die Rente kann dann nur noch etwas mehr als die Hälfte im Vergleich zum ersten Szenario betragen.
Axel Kleinlein dazu:
„Wir sehen eine immense Spreizung zwischen 15 und 29 Euro garantierter Monatsrente pro 10.000 Euro angespartem Kapital. Damit haben die Rentenfaktoren deutlich mehr Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg einer Riester-Rente als die Kapitalanlage.
Die von den Lebensversicherern unterstellten Rentenfaktoren entsprechen einer Lebenserwartung von 95 bis 142 Jahren.“
Das Statistische Bundesamt geht jedoch in seinen Prognosen nur von 87 bis 91 Jahren aus.
Am auffälligsten weicht der Marktführer von den Werten der staatlichen Behörde ab.
Axel Kleinlein erläutert:
„Die Allianz kalkuliert sehr intransparent, indem sie in einem einzigen Vertrag mit unterschiedlichen Faktoren kalkuliert und dabei zum Teil eine Lebenserwartung von über 140 unterstellt.“
Dadurch fielen die garantierten Renten extrem gering aus. Eine rentable Altersvorsorge ist so unmöglich. Deswegen fordert der BdV, dass die Verrentung der staatlich geförderten Produkte klar reguliert wird. Alternativ wäre aber auch der Verzicht auf den Verrentungszwang eine Lösung.
Axel Kleinlein sagt:
„Es ist nicht einzusehen, warum Menschen, die ein Arbeitsleben lang gespart haben, ab 67 bevormundet werden und gezwungen sind, das Angesparte bei einem Versicherer zu verrenten.
Finanzielle Freiheit darf nicht im Alter 67 enden. Wer verantwortungsbewusst gespart hat, soll auch im Alter über das eigene Geld frei entscheiden können.“
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