Turnusmäßig mindestens alle fünf Jahre soll die europäische Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA überprüfen, ob die Risikofaktoren für Naturgefahren angemessen in der Standardformel des Aufsichtsregelwerks Solvency II abgebildet werden. Dazu legt sie Vorschläge vor, die die verschiedenen Versicherungsverbände in Europa kommentieren.
Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat eine Stellungnahme zu dieser Konsultation des Naturkatastrophen-Moduls in der Standardformel abgegeben. Dazu sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen: „Die sachgerechte Abbildung von Risiken im Naturgefahrenmodul von Solvency II stellt sicher, dass Versicherer im Schadenfall ihre Verpflichtungen erfüllen können.“
In der Konsultation schlägt die EIOPA vor, den Länderfaktor von Deutschland für Hagel (von 0,02 auf 0,03) zu erhöhen. Dieser Faktor gibt einen Anhaltspunkt dafür, mit welcher Wahrscheinlichkeit gravierende Schäden, die nur alle 200 Jahre auftreten, zum Beispiel in der Wohngebäude- oder Hausratversicherung durch Hagel zu erwarten sind. Auch der Faktor für Kraftfahrt Hagel, das ist ein gesonderter Wert für die Kraftfahrzeugversicherung, soll (von 5 auf 10) angehoben werden. Daneben erwägt die EIOPA, perspektivisch Waldbrand, Sturmflut und landwirtschaftliche Dürre als neue Gefahren in die Standardformel aufzunehmen.
Die Anhebung des Faktors für Kraftfahrt Hagel hält der GDV für angemessen. Die Erhöhung des Länderfaktors für Hagel ist dagegen aus Sicht des GDV nicht gerechtfertigt. „Sturm und Hagel spielen als Risiken in der Hausratversicherung eine untergeordnete Rolle”, so Asmussen. “Die Anpassung des Risikofaktors Hagel schießt über das Ziel hinaus, denn der Faktor muss auch für die Hausratversicherung passend sein.
Neben dem Hagelrisiko wurde auch das Überschwemmungsrisiko für Deutschland von der EIOPA unter die Lupe genommen mit dem Ergebnis, dass es keinen Bedarf für eine Anpassung gibt. Aus Verbandssicht wird allerdings das Überschwemmungsrisiko für Kraftfahrt durch die Standardformel aktuell jedoch deutlich überschätzt. Daher spricht sich der GDV für eine Senkung des entsprechenden Faktors für Kraftfahrt (1,5) aus.
Die Auswirkungen durch die Gefahren Waldbrand, Sturmflut und landwirtschaftliche Dürre sind für den deutschen Markt aktuell sehr gering. Der GDV spricht sich daher klar dafür aus, diese Gefahren auf absehbare Zeit für Deutschland nicht in die Risikokalkulation nach Solvency II aufzunehmen.
Alle Details zu den Vorschlägen des GDV für die Nachjustierung der Risikofaktoren durch Naturkatastrophen im Aufsichtsregelwerk Solvency II finden Sie in der Stellungnahme.
Themen:
LESEN SIE AUCH
GDV regt Vertiefung der Kapitalmarktunion an
Die deutsche Versicherungswirtschaft appelliert an die künftige EU-Kommission, den Finanzsektor nicht mit weiteren Vorgaben zu belasten. Um Regulierungen effizienter zu gestalten, sollten diese auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene besser koordiniert werden.
Balkonkraftwerke: Künftig über die Hausratpolice versichert
Strom ist teuer und Nachhaltigkeit liegt im Trend. Viele Menschen denken vor diesem Hintergrund über die Anschaffung einer Mini-Photovoltaikanlage auf dem eigenen Balkon nach. Die gute Nachricht aus Verbrauchersicht: Eine spezielle Photovoltaik-Versicherung benötigt man dafür nicht mehr.
Regionale Naturgefahrenbilanz: Hier gab es die höchsten Schäden
Sturm, Hagel, Blitz und weitere Naturgefahren wie Starkregen und Überschwemmungen haben 2022 Schäden in Höhe von rund vier Milliarden Euro verursacht. NRW und Bayern verzeichnen mit 790 Mio. Euro die höchsten Schadensummen.
Absicherung gegen Elementarschäden auch bei Mietwohnung
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Lebensversicherung: ZZR-Rückflüsse bringen Spielraum
Zinsanstieg, ZZR-Rückflüsse und demografischer Wandel verändern das Geschäftsmodell der Lebensversicherer grundlegend. Die Branche steht finanziell stabil da – doch das Neugeschäft bleibt unter Druck.
Wiederanlage im Bestand: Versicherer verschenken Milliardenpotenzial
In Zeiten stagnierender Neugeschäftszahlen und hoher Leistungsabfüsse rückt der Versicherungsbestand zunehmend in den Fokus strategischer Überlegungen. Das gilt insbesondere für die Lebensversicherung: Dort schlummern ungenutzte Chancen, die Erträge stabilisieren und die Kundenbindung stärken könnten – wenn Versicherer systematisch auf Wiederanlage setzen würden. Der Text erschien zuerst im expertenReport 05/2025.
#GKVTag – Pflegeversicherung unter Reformdruck: Stabilität durch Solidarität
Drei Jahrzehnte Pflegeversicherung – eine sozialpolitische Erfolgsgeschichte mit strukturellen Rissen. Seit ihrer Einführung garantiert sie die Absicherung pflegebedürftiger Menschen und setzt dabei auf das Zusammenspiel von Solidarität und Eigenverantwortung. Doch mit wachsender Zahl Anspruchsberechtigter, einem Ausgabenvolumen von inzwischen 65 Milliarden Euro und einem Beitragssatz von 3,6 Prozent (zuzüglich Kinderlosenzuschlag) gerät das System an seine finanziellen Grenzen.
„Fünf Tierseuchen gleichzeitig – Tierhalter geraten weiter unter Druck“
Mit einem neuen Höchstwert von 96 Millionen Euro Schadenaufwand blickt die Vereinigte Tierversicherung (VTV) auf das bislang teuerste Jahr ihrer Geschichte zurück. Der Großteil der Schäden entstand durch Tierseuchen – allen voran durch die Blauzungenkrankheit, die allein 30 Millionen Euro kostete. Diese betraf 2024 vor allem Wiederkäuer-Bestände in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Hessen. Die VTV ist Marktführer in der landwirtschaftlichen Tierversicherung und Teil der R+V Gruppe.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.