Wirtschaftskriminalität trifft in Deutschland viele Unternehmen

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Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) waren im vergangenen Jahr 34 Prozent der deutschen Unternehmen mit Wirtschaftskriminalität betroffen. Es handelt sich dabei um den höchsten Wert seit 2014. Ein Großteil der bekannten Vergehen und Verbrechen konnte laut dem IW aufgeklärt werden. Die Wissenschaftler gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.

Grundlage dieser Erkenntnisse ist eine repräsentative Umfrage, bei der im vergangenen Jahr 1.001 deutsche Unternehmen befragt wurden. Zusätzliche Daten der Polizeikriminalstatistik des Bundeskriminalamts (BKA) aus dem Jahr 2022 stützen diese Befunde. Laut IW stieg die Zahl der Wirtschaftsdelikte im Jahr 2022 zum dritten Mal in Folge, was das Institut als alarmierend bezeichnet. Die Anzahl der Fälle belief sich auf 73.114, während der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre bei 52.916 Fällen lag.

Hohe Schäden durch Wirtschaftskriminalität

Im Jahr 2022 belief sich der durch Wirtschaftskriminalität verursachte finanzielle Schaden auf über zwei Milliarden Euro. Obwohl diese Vergehen nur 1,3 Prozent der gemeldeten Straftaten in der polizeilichen Kriminalstatistik ausmachen, entfielen mehr als ein Drittel des gesamten finanziellen Schadens aller Straftaten auf Fälle von Korruption, Schwarzarbeit und Betrug.

Trotz einer Zunahme der gemeldeten Fälle verzeichneten die Schadenssummen einen rückläufigen Trend, wie das Institut der deutschen Wirtschaft unter Berufung auf die Kriminalstatistik berichtet. Besonders betroffen von Wirtschaftskriminalität waren die Abteilungen IT, Vertrieb und Finanz- und Rechnungswesen, die zusammen den Großteil der Vorfälle ausmachten.

Typische Wirtschaftskriminelle in Deutschland

Die Studienautoren haben auch verfügbare Daten über die Täterprofile analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass es vor allem Personen in höheren Managementpositionen sind, die wirtschaftskriminelle Handlungen begehen. Diese Täter sind überwiegend männlich, Ende 30 bis Mitte 40, weiß und meist deutscher Herkunft. Dies bestätigt auch der erfahrene Anwalt Markus Sittig, Strafverteidiger in Hamburg, der regelmäßig mutmaßliche Wirtschaftskriminelle außergerichtlich und gerichtlich vertritt.

„Zusammenfassend ist der Wirtschaftskriminelle in Deutschland zumeist männlich, Ende 30 bis Mitte 40, weiß, meist deutscher Herkunft und weist ein hohes Bildungsniveau in Kombination mit einer mehrjährigen Berufserfahrung in einer Führungsposition auf.“

Typischerweise verfügen sie über ein hohes Bildungsniveau und haben mehrere Jahre Berufserfahrung in Führungspositionen. Charakterlich zeichnen sich diese Täter durch eine Kombination von Eigenschaften aus: Sie sind tendenziell neurotisch, extrovertiert und offen für neue Erfahrungen, jedoch wenig gewissenhaft und sozial unverträglich.

Geografische Verteilung der deutschen Wirtschaftskriminalität

Im Jahr 2022 verzeichnete Schleswig-Holstein mit 34.800 Wirtschaftsdelikten die höchste Fallzahl unter den deutschen Bundesländern. Laut dem Portal nrw-aktuell.net liegt Nordrhein-Westfalen (NRW) bei der Anzahl der Wirtschaftsdelikte mit 8.245 auf dem zweiten Platz. Danach folgt Berlin mit 6.517 gemeldeten Wirtschaftsstraftaten. Am wenigsten betroffen von wirtschaftskriminellen Handlungen waren Sachsen-Anhalt mit 620, Thüringen mit 611, Mecklenburg-Vorpommern mit 538 sowie das Saarland mit 409 Fällen. Diese regionalen Unterschiede verdeutlichen, dass Wirtschaftskriminalität in Deutschland ungleich verteilt ist und einige Bundesländer stärker betroffen sind als andere.

Aufklärungsquote bei Wirtschaftskriminalität erreicht Rekordniveau

Im Jahr 2022 konnte eine beeindruckende Aufklärungsquote von 91,8 Prozent der bekannt gewordenen Fälle von Wirtschaftskriminalität erreicht werden. Bereits im Vorjahr lag diese Quote mit nahezu 89 Prozent auf einem hohen Niveau. Die hohe Aufklärungsrate wird maßgeblich dadurch begünstigt, dass die Verdächtigen häufig von den Anzeigenden identifiziert werden können, wie aus den Daten des Bundeskriminalamts hervorgeht.

Experten weisen jedoch darauf hin, dass trotz der hohen Aufklärungsquote von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen ist. Zukünftig könnten neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML), die unter anderem das sogenannte Predictive Policing ermöglichen, dazu beitragen, die Aufklärungsquote weiter zu steigern, indem sie die Ermittlungsarbeit effizienter und präziser gestalten.

Wirtschaftskriminalität weltweit auf dem Vormarsch

Die Analysten des IW erklären zudem, dass die Zahl der weltweit von Wirtschaftskriminalität betroffenen Unternehmen noch höher als in Deutschland. Einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC zufolge sahen sich weltweit 46 Prozent der Firmen mit Wirtschaftskriminalität konfrontiert. Unternehmensbefragungen, die auch das Dunkelfeld berücksichtigen, zeigen, dass Korruption, Kartelle und Schwarzarbeit jährlich durchschnittliche Umsatzeinbußen von jeweils 4,7 bis 7,1 Prozent verursachen.

Wirtschaftskriminelle Aktivitäten beeinträchtigen nicht nur die Unternehmen selbst, sondern auch das Vertrauen in deren Integrität. Um dem entgegenzuwirken, sollten Firmen präventive Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören die Einführung eines Wertemanagementsystems, die Einrichtung von Compliance-Anlaufstellen, regelmäßige Erinnerungen an Verhaltenskodizes und die Förderung von Vorbildverhalten.

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