Betriebe und Selbstständige digitalisieren Buchhaltung, Marketing und Vertrieb
Photo credit: depositphotos.com
Kleinst- und Kleinunternehmen in Deutschland wollen trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten verstärkt in die Digitalisierung investieren. Insbesondere in den Bereichen Buchhaltung (49 Prozent), Marketing (37 Prozent) und Vertrieb (30 Prozent) planen Selbstständige die Digitalisierung voranzutreiben. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von Finanzchef24, dem führenden Absicherungsspezialist für Selbstständige.
„Der digitale Wandel ist für viele Kleinunternehmer überlebenswichtig. Das verlangt zugleich einen entsprechenden Bedarf an Absicherung, insbesondere bei Cyberversicherungen,“ sagt Payam Rezvanian, Mitglied der Geschäftsleitung bei Finanzchef24.
Nach eigenem Bekunden sehen sich Deutschlands Kleinst- und Kleinunternehmen bei der Digitalisierung nicht nur weiterhin gut aufgestellt – sie attestieren sich sogar Fortschritte. Auf einer Skala von 0 bis 10 – wobei die 0 für Brieftaube steht und 10 für Amazon-like, verorten sich im Ende 2023 bereits 11 Prozent auf digitaler Augenhöhe mit Jeff Bezos – das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr (2022: 9 Prozent). Als digital sehr gut aufgestellt (Skala 9) bezeichnen sich bereits knapp 10 Prozent – ein deutliches Plus von 3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr (2022: 7 Prozent).
Auf dem Skalenwert 8 ordnen sich aktuell wie bereits 2022 erneut 21 Prozent ein. Im digitalen Mittelfeld wähnen sich laut der Finanzchef24-Erhebung (Skala 6 + 7) nur noch 26 Prozent und damit weniger als 2022 (30 Prozent). „Damit zeigt sich, dass bisher mittelgut aufgestellte Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht haben und auf der Skala nach oben aufschließen konnten“, konstatiert Rezvanian mit Blick auf die Befragung von mehr als 750 Selbständigen im Rahmen des Gewerbeversicherungsreports.
Selbstständige sehen KI als Chance, aber Umsetzung ist nicht weit fortgeschritten
Die Selbstbewertung der Unternehmen in Bezug auf ihre Digitalisierungsbemühungen zeigt Fortschritte. Jedoch spielt KI noch eine untergeordnete Rolle, insbesondere bei Kleinst- und Kleinunternehmen. 43 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass KI ihre Geschäftsprozesse nicht stark beeinflussen wird. 55 Prozent glauben nicht, dass sie durch KI neue Geschäftsfelder erschließen werden. Auch die Angst vor Disruption ist bei vielen Selbstständigen nicht angekommen. Knapp die Hälfte (47 Prozent) erwartet nicht, dass durch KI neue Wettbewerber in den eigenen Markt dringen. Entsprechend hatten 68 Prozent der Befragten bis zum Sommer 2023 – ein halbes Jahr nach dem fulminanten Start von ChatGPT, keine Maßnahmen ergriffen, KI im eigenen Unternehmen einzusetzen.
Dennoch gibt es auch bei den Selbstständigen Firmenlenker, die KI nutzen wollen. 46 Prozent der Unternehmen sehen KI als Chance. 38 Prozent glauben, dass KI ihre Geschäftsprozesse stark verändern wird und 19 Prozent erwarten, durch KI Personal einzusparen.
„Ob Spracherkennung, Übersetzungen, Recherchen, Chatbots, Videos oder Datenanalysen: Digitalisierte Tools halten jetzt schon bei den kleinen Unternehmen Einzug und werden sich weiter verbreiten“, sagt Rezvanian. Kassen- und Terminbuchungssysteme in Beautysalons, digitale Lösungen für Recruitment oder Verwaltung von Krankheits- und Urlaubstagen bis zur Abrechnung würden schon jetzt verstärkt eingesetzt. Doch wer "digital“ sagt, muss auch Risiken berücksichtigen. Die Gefahr bei gerade kleineren Unternehmen ohne eigene IT-Abteilung ist, dass die digitalen Helfer im Alltag einfach integriert und sofort genutzt werden. „Gerade weil die Tools sehr nützlich sind, wird das Sicherheitsthema im Alltag übersehen. Die Risikofrage wird weniger kategorisch ausgeblendet als vielmehr vergessen“, warnt der Experte.
Digitale Helfer: Chancen und Risiken – warum Sicherheitsinvestitionen entscheidend sind
„Aus unseren Erfahrungen wissen wir, dass bereits die Beschäftigung mit den möglichen Risiken helfen kann, eigene Prozesse und Bedrohungen besser zu verstehen. Die beste Cyberversicherung ist jene, die nie zum Einsatz kommen muss,“ sagt Rezvanian. Insbesondere kleinere und mittelgroße Firmen, die noch nicht stark für die Gefahren aus dem Internet sensibilisiert sind, werden häufig zur leichten Beute. Er rät kleinen Unternehmen, in Sicherheitstechnologien und -schulungen zu investieren, um die Geschäftsdaten und finanzielle Stabilität vor den wachsenden Cyberbedrohungen zu schützen. Im Zuge der Versicherungsprüfung stellen Versicherer konkrete Fragen zur IT-Nutzung und formulieren klare Ausschlusskriterien. Wer sich dies zu Herzen nimmt, kann grobe Datenlecks frühzeitig schließen.
Branchenunterschiede: klassisch analoge Berufsgruppen weniger digitalisiert
Handel und Berater besonders fortschrittlich: Die Umfrage zeigt branchenspezifische Unterschiede in der Digitalisierungseinschätzung. Während sich der Handel als digital gut aufgestellt betrachtet (20 Prozent auf Skala 8 und 29 Prozent auf Skala 9 und 10), zeigen sich Berater besonders fortschrittlich (36 Prozent auf Skala 8 und 23 Prozent auf Skala 9 und 10).
Bau und Handwerk: Hingegen sehen sich Handwerker als weniger digitalisiert und betrachten KI vielfach noch als Randerscheinung. Wenig digital bezeichnen sich laut Studie viele Unternehmen aus dem Bau mit 29 Prozent auf Skala 4 und 5, gefolgt von der Beauty– und Lifestylebranche mit 20 Prozent (Skala 4 und 5).
Food- und Dienstleistung: Im Mittelfeld befindet sich die Food-Branche. So bezeichnen sich Gastronomen mit 42 Prozent (Skala 7) als digital ordentlich aufgestellt. Als digital gut unterwegs mit 19 Prozent (Skala 8) fühlen sich Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche.
Themen:
LESEN SIE AUCH
IT-Schutz als Türöffner: Cyberversicherungen trotz steigender Hürden
Unternehmen müssen im ersten Schritt ihre IT schützen, bevor der Abschluss einer Cyberversicherung möglich ist. Versicherer fordern dafür immer mehr, dass die Unternehmen Mindeststandards einhalten. Bei neuen Verträgen gelten somit auch verschärfte Bedingungen. Finanzchef24 beobachtet die Entwicklung und erklärt aktuelle Trends.
IT-Hausaufgaben fürs Homeoffice: Wer remote arbeitet, riskiert andere Cybergefahren
Die Zeitspanne zwischen dem Aufdecken von Sicherheitslücken und deren Ausnutzung durch Kriminelle wird immer kürzer. Die hohe Homeoffice-Quote fordert die IT-Sicherheit bei Unternehmen zusätzlich heraus. Mehr Arbeit im Homeoffice erfordert starke Passwörter, VPNs und regelmäßige Updates zum Schutz vor Cyberangriffen.
Epochenwandel in der Kreditrisikobewertung?
Die Qualität der Daten avanciert im Kreditrisikomarkt der Zukunft zum Königsmacher. Es werden also in einem zunehmend regulierten Marktumfeld vor allem die Anbieter erfolgreich sein, die ihre Daten intelligent nutzen und die Balance zwischen Datenschutz und Kundenerlebnis meistern.
Cyberkriminalität trifft Mittelstand
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Digitale Sichtbarkeit neu gedacht – ERGO und ECODYNAMICS analysieren LLM-Suchverhalten
Große Sprachmodelle wie ChatGPT verändern die Online-Suche grundlegend – auch für Versicherer. Ein neues Whitepaper von ERGO Innovation Lab und ECODYNAMICS zeigt, wie sich die Regeln digitaler Sichtbarkeit verschieben und wie sich Unternehmen vorbereiten können.
KI im Kundendialog: Zwischen Game Changer und Beziehungskiller
Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie verändert die Customer Journey in der Assekuranz bereits heute. Doch sind Kunden wirklich bereit, auf KI-gestützte Services zu setzen? Antworten liefert der neue „KI-Monitor-Assekuranz 2025“ des Marktforschungsinstituts HEUTE UND MORGEN.
Digitale Kluft bleibt groß: 38 Prozent zögern bei Online-Angeboten
Datenschutzsorgen, fehlendes Wissen und Angst vor Fehlern: Eine aktuelle Umfrage zur digitalen Teilhabe zeigt, dass viele Menschen mit der Digitalisierung fremdeln – vor allem Ältere. Der bevorstehende Digitaltag will genau hier ansetzen.
Wunsch nach digitaler Schadenabwicklung steigt
Immer mehr Versicherte wünschen sich eine vollständig digitale Abwicklung von Schadensfällen – doch bei der Automatisierung ziehen viele eine klare Grenze. Eine aktuelle Bitkom-Umfrage zeigt: Während digitale Services zunehmend gefragt sind, bleibt der Wunsch nach persönlicher Kontrolle bestehen. Für Versicherer ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.