Das zum 1. Juli in Kraft tretende „Pflegestärkungs- und Entlastungsgesetz“ reicht nach Ansicht des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) bei weitem nicht aus, um die Pflegeversicherung zu stabilisieren. Um gute Pflege nachhaltig und generationengerecht zu finanzieren, sei der Ausbau der kapitalgedeckten Vorsorge unumgänglich.
Es gebe viele konkrete und bezahlbare Konzepte, die mit Hilfe kapitalgedeckter Vorsorge mehr Stabilität in die Pflege bringen - Brahm verwies unter anderem auf das kürzlich vorgelegte Modell des Pflege-Expertenrats unter Leitung von Prof. Jürgen Wasem: „Ein konkret durchgerechnetes Konzept für eine obligatorische und solidarische Pflegezusatzversicherung: Sozial, paritätisch, kapitalgedeckt und geschützt vor staatlichem Zugriff.“
Eine solche Zusatzvorsorge habe die Ampel im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellt. Da es die dafür vorgesehene Expertenkommission bis heute nicht gebe, habe der PKV-Verband diesen Impuls aufgegriffen und mit Prof. Wasem den unabhängigen Expertenrat gegründet. Auch der Wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz rate zu mehr Kapitaldeckung für die Pflege.
„Es liegen also konkrete Konzepte und Ideen auf dem Tisch, die funktionieren“, betonte Brahm. „Wir wollen helfen, das Umlagesystem in der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) mit kapitalgedeckten Elementen zu ergänzen und so zukunftsfest zu machen.“
Leistungsausweitung nicht verantwortbar
Dagegen wären weitere Leistungsausweitungen in der SPV nicht mehr verantwortbar. Stattdessen könne die Politik mit vergleichsweise geringem Aufwand eigenverantwortliche Vorsorge fördern, etwa durch die steuerliche Abzugsfähigkeit der Beiträge für betriebliche und private Pflegezusatzversicherungen.
Auch für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gelte: „Es reicht nicht mehr, dass die Löcher punktuell und nur für einen kurzen Zeitraum gestopft werden“, erklärte Brahm. Die Finanzprobleme in der GKV hätten vor allem mit dem demografischen Wandel zu tun. „Wenn in den kommenden Jahren die Babyboomer in den Ruhestand gehen, werden die finanziellen Probleme des Umlagesystems dramatisch zunehmen.“
Rufe nach immer höheren Bundeszuschüssen auf Kosten der Steuerzahler seien keine tragfähige Lösung. „Das brächte die Gesundheitsversorgung am Ende nur in eine heikle Konkurrenz mit anderen wichtigen Staatsaufgaben wie Bildung, Klimaschutz oder Verteidigungsfähigkeit.“
Schädlich wäre auch die von einigen geforderte starke Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze, warnte Brahm. „Sie würde vor allem Facharbeiter und deren Arbeitgeber belasten und wäre Gift für qualifizierte Arbeitsplätze.“ Eine höhere Versicherungspflichtgrenze würde zudem die Wahlfreiheit der Arbeitnehmer massiv einschränken und den Wettbewerb zwischen PKV und GKV beschädigen.
„Dabei hat die GKV gar kein Einnahmenproblem, sondern eindeutig ein Ausgabenproblem“, so Brahm. Ihre Beitragseinnahmen seien in den letzten Jahren stetig gewachsen, aber gleichzeitig seien die Ausgaben eben viel stärker angestiegen.
„Die Leistungsausgaben der GKV je Versicherten haben binnen 10 Jahren um 50,8 Prozent zugenommen. In der Privaten Krankenversicherung waren es im selben Zeitraum 38,6 Prozent“, berichtete Brahm. „Die PKV ist bereit, mit Hilfe kapitalgedeckter Vorsorge mehr Stabilität in der Finanzierung der Pflege und in der Krankenversicherung zu schaffen“.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Pflegevorsorgefonds: Die Sache mit dem Wurstvorrat
Mit der Einführung des Pflegevorsorgefonds unternahm die Politik einen zarten Versuch, die schlimmsten Folgen des Demografie-Wandels abzufedern. Angesichts der finanziellen Schieflage der SPV ist die Verlockung aber groß, das angesparte Geld gleich heute zu verzehren.
PKV für mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitssystem
PKV-Konzept für Solidarität und Nachhaltigkeit
Trotz steigender Beiträge: Mitgliederplus der PKV hält an
Die privaten Krankenversicherer konnten zum fünften Mal in Folge einen stärkeren Zuwachs aus den gesetzlichen Krankenkassen verzeichnen als umgekehrt. Vor allem der starke Ausbau der Pflegeleistungen hat das Interesse gesetzlich Versicherter weiter verstärkt.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
KIVI-Marktanteilsstudie 2024: Allianz bleibt vorn
Wie verschieben sich die Kräfte im deutschen Erstversicherungsmarkt? Die neue KIVI-Studie zeigt: Hohe Konzentration bei den Top-Anbietern, sichtbare Bewegungen in den Sparten – und methodische Anpassungen, die die Ranglisten verändern.
Feuer bleibt größtes Risiko: GDV warnt vor zunehmenden Schiffsbränden
Brände verursachen weiterhin die größten Schäden in der Seeschifffahrt – Lithium-Ionen-Batterien gelten als zentraler Auslöser. Der GDV fordert verbindliche internationale Standards, um das Risiko einzudämmen.
PKV: Geschäftsklima erholt sich nach schwierigen Jahren
Die private Krankenversicherung zeigt sich im ifo-Konjunkturtest stabilisiert. Nach einer längeren Durststrecke hellt sich die Stimmung langsam auf – doch die Branche bleibt unter Druck.
Lebensversicherung: Unsicherheit bremst laufende Beiträge
Die Lebensversicherung zeigt sich trotz globaler Handelskonflikte stabil – doch die Erwartungen für das Neugeschäft mit laufenden Beiträgen sind eingetrübt. Welche Faktoren jetzt Wachstumspotenzial bieten, verrät ein Blick auf den ifo-Konjunkturtest.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.