DIVA-Umfrage: Sparer sind bei der Geldanlage überfordert

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Die seit gut einem Jahr sprunghaft angestiegene Inflation hat längst die Zentralbanken auf den Plan gerufen. Die Anleihekaufprogramme wurden eingestellt, auslaufende Anleihen werden nicht ersetzt. Und weltweit wurden die Zinsen zum Teil deutlich angehoben, wobei die EZB wie gewohnt hinter der amerikanischen Fed zurückbleibt, was Umfang und Geschwindigkeit der Zinserhöhungen angeht.

Für die Bürgerinnen und Bürger macht sich die Inflation direkt im Geldbeutel bemerkbar. Aber auch die Zinsen für Geldanlagen und Kredite sind in Bewegung gekommen. Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) wollte im Rahmen des regelmäßig erhobenen Geldanlage-Index DIVAX-GA insbesondere wissen, wie die Menschen mit ihrer Geldanlage auf die Inflation und die gestiegenen Zinsen reagieren.

Schwere Zeiten für Immobilien als Geldanlage und Altersvorsorge?

Besonders gravierend sind die Auswirkungen der inflationsbedingt stark gestiegenen Zinsen für den Immobiliensektor. Dazu Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA: „Die Zinsen für Immobiliendarlehen haben sich binnen Jahresfrist mehr als verdreifacht.“

Ein Durchschnittshaushalt könne sich die monatlichen Raten kaum noch leisten, zumal die Immobilienpreise nicht sinken. Sie steigen zwar nicht mehr flächendeckend, so Heuser weiter, bleiben auf hohem Niveau stabil. Auch die Aufträge für Neubauprojekte seien drastisch zurückgegangen, weil zusätzlich im Zuge der Inflation die Preise für Baustoffe stark gestiegen seien.

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Oliver Mathais, Geschäftsführer des Bundesverbands der Assekuranzführungskräfte VGA, eines der Trägerverbände des DIVA, ergänzt: „Was unser Verband von den Vermittlern und Beratern mit Zulassung zur Immobiliendarlehensvermittlung hört, ist eindeutig: Die Nachfrage nach Immobiliendarlehen ist stark eingebrochen. Das war zu erwarten. Mit Sorge sehen wir Finanzierungen, die in den nächsten Jahren auslaufen, vor allem bei denen mit kürzerer Zinsbindung. Bei der Prolongation könnte es hier böse Überraschungen geben.“

Andererseits sehe man am Markt einen fast schon extremen Anstieg des Neugeschäftes im Bausparen, so Mathais weiter. Die Bürgerinnen und Bürger gehen also offensichtlich von weiter steigenden und anhaltend hohen Zinsen aus und sichern sich jetzt das aktuelle Zinsniveau, um vielleicht erst in einigen Jahren eine Immobilie zu erwerben. Vielleicht auch in der Hoffnung, dass die Immobilienpreise sinken und eine rückläufige Inflation das Bauen wieder erschwinglich mache.

Inflation und Geldanlage: viele Anleger passiv

So stark die Effekte bei Baufinanzierungen und beim Bausparen sind, so schwach sind die Reaktionen bei der Geldanlage. In der aktuellen DIVA-Umfrage gaben über 50 Prozent der Befragten an, nicht gegenzusteuern oder sich mit dem Thema Inflation, Zinsen und Geldanlage nicht zu beschäftigen.

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Nur 13,4 Prozent agieren aktiv, 35,9 Prozent teilweise. Und das obwohl knapp 90 Prozent (89,8 Prozent) der Menschen in Deutschland mit einer weiter steigenden, anhaltend hohen oder höchstens leicht sinkenden Inflation rechnen.

„In diesem Marktumfeld nimmt der Druck auf die langfristige Geldanlage und Altersvorsorge deutlich zu, und dies umso mehr, als viele Banken und Sparkassen auf Einlagen nach wie vor nur magere Zinsen vergüten. Weil die Kunden tatenlos zusehen, können sie die Differenz zu höheren Leit- und Kreditzinsen in voller Höhe für sich einstreichen“, kommentiert Heuser.

Viel Arbeit für die Berater der Finanzbranche

„Letztlich ist der Gewinn der Kreditinstitute der Verlust der privaten Anleger“, sagt Mathais. „Es gilt mehr denn je, die Bürgerinnen und Bürger im Beratungsgespräch aufzuklären und zu motivieren. Geldanlagen in Form von zinsarmen Einlagen verlieren durch die Inflation real massiv an Wert. Gleichzeitig werden Möglichkeiten ignoriert, diesen Realverlust durch festverzinsliche Papiere oder Aktien klein zu halten.“

Immerhin ließen sich hier Guthabenzinsen von bis zu 3 Prozent bei Termingeldern und Dividendenrenditen von bis zu 5 Prozent realisieren, berichtet Mathais. Seines Erachtens handeln die Menschen nicht, weil ihnen die notwendigen Kenntnisse fehlen und sie nicht wissen, was zu tun ist.

So gaben über 54 Prozent der vom DIVA Befragten an, nicht zu wissen, wie sie ihre Geldanlagen vor Inflation schützen können, oder sie beschäftigen sich nicht aktiv damit. Mehr als 20 Prozent meinten sogar, dass Tagesgelder und Sparbücher geeignete Sparformen sind, um der Inflation entgegenzuwirken. „Es ist derzeit eine der wichtigsten Aufgaben der Beraterinnen und Berater, hier tätig zu werden“, so Mathais.

Die Umfrage ist Teil der aktuellen Ausgabe des Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA) und wurde im Auftrag des DIVA von INSA-CONSULIERE mit 2000 Teilnehmern durchgeführt. In die Befragung der präferierten Gegenmaßnahmen wurden lediglich diejenigen Teilnehmer miteinbezogen, die angaben, der Inflation entgegenwirkende Maßnahmen zu ergreifen (etwa 1000).

Bilder (2–3): © Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung GmbH