Die Bedeutung der Privaten Krankenversicherung (PKV) für Arztpraxen und andere Leistungsanbieter im Gesundheitswesen hat zugenommen. Der Mehrumsatz durch Privatversicherte stieg 2021 auf 11,68 Milliarden Euro, rund 150 Millionen Euro beziehungsweise 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr.
Mehrumsätze entstehen, weil es für die Behandlung von Privatpatienten weniger Budgetbeschränkungen und meist höhere Honorare gibt als in der GKV. Der größte Teil des Mehrumsatzes 2021 entfiel – wie bereits in den Vorjahren – mit 6,74 Mrd. Euro auf die ambulant-ärztliche Versorgung, zeigt die WIP-Analyse. Gegenüber dem Jahr 2020 ist der Mehrumsatz hier sogar um 5,7 Prozent gestiegen. Die Zunahme ist vor allem eine Folge der etwas stärkeren Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen gegenüber dem ersten Pandemiejahr.
Der PKV-Mehrumsatz je Arztpraxis lag im Schnitt bei 58.849 Euro (Vorjahr: 55.416 Euro). Die Bedeutung der Privatversicherten für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zeigt sich auch darin, dass 20,4 Prozent der Gesamteinnahmen der Arztpraxen auf PKV-Versicherte entfallen und dies bei einem Versichertenanteil von 10,5 Prozent.
Der Mehrumsatz der Privatversicherten ist vermutlich sogar noch deutlich höher als berechnet. In der Praxis kommen zahlreiche Rechnungen hinzu, die Privatversicherte nicht zur Erstattung einreichen, um stattdessen von Beitragsrückerstattungen zu profitieren.
Ein weiteres Ergebnis: Die Leistungsausgaben der PKV je Versicherten stiegen im Zeitraum von 2011 bis 2021 um 38,6 Prozent. Sie bleiben damit im längerfristigen Vergleich weiterhin unter dem Anstieg der GKV (+50,8 Prozent). Die Differenz der Leistungsausgabenentwicklung hat sich zuletzt durch größere Ausgabensteigerungen in der GKV dabei noch deutlich vergrößert. Eine Ursache hierfür sind leistungsausgabensteigernde Gesetze, wie das Terminservice- und Versorgungsgesetz.
Die WIP-Analyse „Mehrumsatz und Leistungsausgaben von PKV-Versicherten – Jahresbericht 2023“ kann online unter www.wip-pkv.de heruntergeladen werden.
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