Warum Kunstinvestments attraktiv sein können

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Mit Investitionen in Kunst ließen sich in der Vergangenheit attraktive Renditen erzielen. Zudem können solche Objekte, da sie zu den Sachwerten zählen, die einen Inflationsausgleich bieten. Allerdings weisen Kunstinvestments auch Risiken und Besonderheiten auf, weshalb man nicht ohne professionelle Unterstützung investieren sollte.

Gerade in turbulenten Marktphasen und in Zeiten hoher Inflation sind viele Anleger – zurecht – bestrebt, ihr Portfolio bestmöglich zu diversifizieren. Neben den üblichen Sachwertinvestments könnte es sich dabei auch lohnen, einen Blick auf den Kunstmarkt, also Gemälde, Skulpturen, Kunstfotografie oder ähnliches, zu werfen, weiß Klaus Porwoll, Gründer und Inhaber der unabhängigen Honorar-Finanzberatung PecuniArs mit Sitz in Berlin.

„Erstens bietet Kunst, da sie nicht direkt von der Weltwirtschaft oder politischen Turbulenzen beeinflusst wird, einen guten Diversifikator für das Portfolio. Zweitens sind Kunstobjekte Sachwerte, die Inflationsschutz bieten, und drittens war auch deren langfristige Wertentwicklung in der Vergangenheit durchaus ansehnlich“, vertieft der Finanzexperte.

Gemessen am World All Art Index kletterten die Preise für Kunst von 2001 bis 2021 schließlich im Schnitt um 5,26 Prozent pro Jahr. „Allerdings weist der Kunstmarkt Besonderheiten auf, die Anleger kennen sollten, bevor sie dort investieren“, warnt Porwoll.

So bietet Kunst ebenso wie Gold keine laufenden Erträge. Zudem besteht ein wesentlicher Unterschied zu Aktien darin, dass man nicht mit kleineren Summen investieren und somit schwer ein gut gestreutes Portfolio aufbauen kann. 

Um ein annähernd repräsentatives Portfolio etablierter Gegenwartskunst zusammenzustellen, das wie der DAX aus 40 Werken besteht, müsste ein Investor mehrere Millionen Euro aufwenden, erklärt der Honorarberater, der sich intensiv mit alternativen Investments wie Kunst auseinandersetzt.  

Erhebliche Risiken im Kunstmarkt

Auch hat er beobachtet, dass die meist bei Auktionen erzielten, oft spektakulär hohen Preise für stark gefragte Kunstwerke dazu führen, dass die Rendite häufig über- und das Risiko unterschätzt wird.

Dass man das Risiko eines Kunstinvestments nicht unterschätzen sollte, verdeutlicht ein Blick auf die Sharpe Ratio, also die risikobereinigte Rendite, des World All Art Index. Die lag zwischen 1960 und 2013 bei 0,11. Zum Vergleich: Der MSCI World wies in den vergangenen 15 Jahren eine Sharpe Ratio von 0,53 auf – und damit den attraktiveren risikoadjustierten Ertrag. 

Für Investoren ist es deshalb wichtig, ein Kunstinvestment als spekulatives und langfristiges Investment zu betrachten. Als solches sollte es auch nicht mehr als fünf bis zehn Prozent am Portfolio ausmachen. Zudem rät Klaus Porwoll, sich mit dem Kunstmarkt intensiv auseinanderzusetzen. 

„So kann zum Beispiel Kunstfotografie besonders interessant sein“, erklärt er. So ist zuletzt nicht nur der Auktionsumsatz in diesem Bereich von 103 Millionen Euro im Jahr 2000 auf 6,7 Milliarden Euro in 2022 gestiegen, sondern auch der auf diese Kunstform ausgerichtete Post War & Contemporary Index weist zwischen 2001 und 2021 eine Wertsteigerung in Höhe von 10,71 Prozent pro Jahr auf – mehr als der Kunstmarkt insgesamt.

„Vorteilhaft ist auch, dass man im Segment Kunstfotografie den Preis eines Werkes verbindlich feststellen kann, der Markt transparenter ist und man schon ab rund 2.000 Euro einsteigen kann, womit der Aufbau eines gestreuten Portfolios deutlich leichter wird“, fasst Porwoll zusammen. 

Kosten berücksichtigen

Einen zusätzlichen Pluspunkt bei Kunstinvestments liefert die steuerliche Seite. So fällt beim privaten Verkauf eines Kunstwerks, das mindestens ein Jahr in Privatbesitz war, weder Einkommen- noch Umsatzsteuer an. Zudem ist bei der Vererbung oder Schenkung von Kunstgegenständen unter bestimmten Voraussetzungen eine Steuerbefreiung möglich. Es ist deshalb ratsam, sich professionellen Rat zu holen. 

„So gut das alles klingt, Investoren müssen aber die nicht unerheblichen Kosten sowie die Risiken berücksichtigen“, warnt Porwoll. So fallen Kosten für die Versicherung, für Gutachten und die mögliche Einlagerung an. In Kunstgalerien müssen Investoren mit Kosten zwischen zehn und 50 Prozent des Objektwertes rechnen, bei Auktionen sind es im Durchschnitt 25 Prozent.

„Zu den Risiken zählen außerdem die Illiquidität, da der Verkauf eines Kunstwerkes Zeit beansprucht, und dass ein Werk an Wert verlieren kann“, so der Experte. „Letzteres gilt vor allem bei einem langfristigen Investment, da dann die Gefahr groß ist, dass ein Künstler über die Zeit plötzlich nicht mehr angesagt ist.“ 

Fazit

Es gibt gute Gründe, warum die Beimischung von Kunst im Portfolio attraktiv sein kann. Wer es als Ertrag bringendes Investment betrachtet, der kommt jedoch nicht darum herum, sich selbst damit auseinanderzusetzen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Wer das nicht möchte, der kann Kunst aber auch als reines Liebhaberobjekt kaufen“, sagt Porwoll. „Planbare Erträge sind damit aber nicht möglich.“