Die Schweiz und ihre Banken genießen seit Langem einen guten Ruf und werden oft als Steuerparadies bezeichnet. Angesichts der steigenden Anzahl von Menschen, die von zu Hause aus arbeiten können, ist die Idee, in die Schweiz zu ziehen oder zumindest das Geschäft dort anzumelden, verlockend. Bevor jedoch dieser Schritt gewagt wird, gibt es einige wichtige Aspekte zu beachten.
Ein Beitrag von Henrik Telepski ist Geschäftsführer und Inhaber der Telepski Treuhand GmbH
Die Schweiz hat natürlich einige attraktive Vorteile für wohlhabende Menschen – auch steuerlich. Aber es ist kein Selbstläufer, die Schweiz hat ihre eigenen Regeln, die man vorher kennen sollte. Doch für wen lohnt sich die Schweiz als Steuerparadies wirklich und welche Aspekte dabei sollten dabei berücksichtigt?
Die Vorteile der Schweiz als Standort für Unternehmen und Anleger
Die Schweiz wird oft als Steueroase bezeichnet, da sie vergleichsweise niedrige Steuersätze und hohe Anonymität für Anleger bietet. Innerhalb der Schweiz ist es schwierig, die Teilhaber von Schweizer Aktiengesellschaften zu identifizieren, aber durch Transparenzregister müssen Unternehmen, die auch im Ausland gehandelt werden, mehr Offenheit zeigen. Im Gegensatz zu anderen Steuerparadiesen bietet die Schweiz jedoch mehrere Vorteile, die mögliche Nachteile mehr als ausgleichen.
Schweizer Unternehmen genießen aufgrund ihrer hochwertigen Produkte und Verlässlichkeit ein positives Image, das auf andere Branchen überträgt wird. Darüber hinaus existieren in der Schweizer Politik verschiedene Mechanismen, die Anleger schützen, wie etwa die Konkurrenz zwischen den Kantonen, die es diesen ermöglicht, eigene Steuersätze festzulegen und Förderprogramme zu schaffen.
Auch haben die Bürgerinnen und Bürger der Schweiz durch Referenden ein größeres Mitspracherecht, um unpopuläre Gesetzesentwürfe abzulehnen.
Kein rechtsfreier Raum für Steuersünder
Obwohl die Schweiz als Steuerparadies bekannt ist, müssen Unternehmen einige bürokratische und finanzielle Hürden überwinden, bevor sie sich dort niederlassen können.
Für die Gründung von Kapitalgesellschaften wie der AG oder der GmbH sollte mindestens einer der Gesellschafter einen festen Wohnsitz und einen Handelsregistereintrag in der Schweiz haben, da der Geschäftsführer in der Schweiz tatsächlich vor Ort sein muss. Zudem müssen 20.000 Schweizer Franken als Startkapital im Firmenvermögen vorhanden sein. Somit ist die Schweiz kein rechtsfreier Raum für Steuersünder.
Die Alternative ist die Gründung einer Einzelfirma, die schneller umgesetzt werden kann, aber eine Haftung des Inhabers mit seinem eigenen Vermögen bedeutet und weniger Steuervorteile mit sich bringt. Von der Gründung einer Briefkastenfirma, die in einem Schweizer Kanton gemeldet ist, aber anderswo geführt wird, ist abzuraten, da dies illegal ist und strafrechtliche Konsequenzen haben kann.
Für wen sich die Schweiz als Wirtschaftsstandort lohnt
Obwohl die Schweiz in den letzten Jahren Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung ergriffen hat, bleibt sie aufgrund hoher Rechtssicherheit und niedriger Gewinnsteuern für Unternehmen und sichere Investments für Privatpersonen ein attraktiver Wirtschaftsstandort.
Diejenigen, die bereit sind, in die Schweiz zu ziehen oder ihren Firmensitz dorthin zu verlegen, profitieren am meisten von den Steuervorteilen, die nur dann vollständig genutzt werden können, wenn sämtliche Einkünfte in der Schweiz erzielt und versteuert werden.
Dennoch können auch ausländische Anleger von einer Investition in die Schweiz profitieren, jedoch sollten vor einer Verlagerung von Eigenkapital oder Unternehmenswerten unbedingt Rücksprache mit einem Treuhänder gehalten werden, um informierte Entscheidungen zu treffen.
Zum Autor
Henrik Telepski ist Geschäftsführer und Inhaber der Telepski Treuhand GmbH. Mit einem Team aus Experten hat sich der Finanzprofi der Aufgabe verschrieben, digitale Unternehmen dabei zu unterstützen, sich im Steuerdschungel zurechtzufinden. Dabei setzt er auf eine ganzheitliche, digitale Unternehmensberatung in Finanzfragen. Sein übergeordnetes Ziel ist, eine funktionierende Steuerstrategie auszuarbeiten.
Themen:
LESEN SIE AUCH
So sollen Notare helfen, Geldwäsche zu verhindern
Gelder aus illegalen Geschäften werden in Deutschland besonders durch Kauf und Verkauf von Immobilien „gewaschen“. Um dies zu erschweren hat der Staat Notare dazu verpflichtet, Verdachtsfälle zu melden. Doch ist die Recherche von potenziell Kriminellen mühsam und zeitraubend und somit kaum möglich.
Voll versteuert!? Drei Stolperfallen, die Unternehmen mühelos vermeiden können
Teure Materialien sowie steigende Energie- und Transportpreise führen in zahlreichen Unternehmen zu Sparmaßnahmen. Unvorhergesehene und potenziell kostspielige Steuernachzahlungen können in einer angespannten Situation den Druck auf die finanziellen Ressourcen empfindlich erhöhen. . Dabei lassen sich einige steuerliche Stolperfallen umgehen.
Mit der Rente ist nicht Schluss: So sollte man nach Renteneintritt wirklich investieren
Pascal Groß und Christopher Eisele sind Experten für Versicherung und Altersvorsorge. Gemeinsam mit ihrem Team stellen sie die Methoden der Altersvorsorge in Deutschland neu auf. Ihr Ziel: Kunden sollen im Alter finanziell unabhängig sein.
Steuerparadiese im Vergleich
"Steueroasen" bieten eine Vielzahl von Vorteilen, die es Unternehmern ermöglichen, Gewinne zu maximieren. Unter anderem entfällt häufig die persönliche Einkommenssteuer oder auch die Körperschaftssteuer. Doch in welchem Land lassen sich die meisten Steuern sparen?
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
In der Steuerung des Kreditrisikos liegt ein strategischer Hebel
Protektionismus, Handelskonflikte, geopolitische Risiken – die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Passive Kreditstrategien stoßen in diesem Umfeld schnell an ihre Grenzen. Warum gerade aktives Management und ein gezielter Umgang mit Kreditaufschlägen den Unterschied machen können, erklärt Jörg Held, Head of Portfolio Management bei Ethenea.
Mehrheit befürwortet Rüstungsinvestments – Akzeptanz steigt auch bei nachhaltigen Fonds
Private Geldanlagen in Rüstungsunternehmen polarisieren – doch laut aktueller Verivox-Umfrage kippt die Stimmung: 56 Prozent der Deutschen halten solche Investments inzwischen für legitim. Auch nachhaltige Fonds greifen vermehrt zu.
PKV-Initiative „Heal Capital 2“: Neuer Fonds, neue Investoren, neue Start-ups
Digitale Wartung, KI-Zertifizierung, stärkere europäische Vernetzung: Der PKV-Investitionsfonds Heal Capital geht mit neuer Schlagkraft an den Start – und will die digitale Versorgung nachhaltig verändern. Doch welche Start-ups profitieren zuerst?
„Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meistens auch“
Von unseriösen Werbeversprechen bis KI-Euphorie: Im zweiten Teil des Interviews mit Tim Grüger geht es um Trends im Daytrading, die Erwartungen von Kunden und den Kampf gegen Finanz-Fake-News. Plus: Was TradingFreaks für die Zukunft plant – und welchen Rat der Gründer Anfängern mit auf den Weg gibt.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.