Arztpraxen profitieren überproportional von der Behandlung Privatversicherter. Warum dadurch die medizinische Versorgung auf dem Land gestärkt wird und wie sich das konkret auf das Saarland auswirkt, zeigt eine neue Studie der Privaten Krankenversicherung.
Privatpatienten tragen im Saarland in ländlichen Regionen stärker zum realen Einkommen der Ärztinnen und Ärzte bei als in den Städten. Das liegt vor allem an den PKV-typischen Mehrumsätzen. Sie entstehen, weil es für die Behandlung von Privatpatienten weniger Budgetbeschränkungen und meist höhere Honorare gibt als in der Gesetzlichen Krankenversicherung.
Im Saarland insgesamt beträgt der Mehrumsatz mehr als 120 Mio. Euro pro Jahr. Dieses Geld können Ärztinnen und Ärzte zusätzlich in Fachpersonal oder moderne Diagnose- und Behandlungsgeräte investieren. Davon profitieren auch alle gesetzlich versicherten Patienten.
Der neue PKV-Regionalatlas schlüsselt die Mehrumsätze nach Regionen und Landkreisen im Saarland auf. Das Ergebnis zeigt, dass vor allem Ärztinnen und Ärzte auf dem Land von den zusätzlichen Finanzmitteln profitieren.
Das liegt daran, dass mehr Privatpatienten auf dem Land als in der Stadt leben und sie in ländlichen Regionen meist älter sind, somit häufiger behandelt werden. Da zudem Praxismieten, Gehälter und andere Kosten auf dem Land geringer sind, fällt der Realwert des Mehrumsatzes dort höher aus.
Bis zu 61.606 Euro zusätzlich pro Jahr und Arztpraxis
Berücksichtigt man diese Faktoren, erzielt zum Beispiel eine Praxis im Großraum Saarbrücken einen realen Mehrumsatz von durchschnittlich 36.200 Euro im Jahr. Im eher ländlichen Kreis Merzig-Wadern sind es 54.702 Euro und im ländlichen Kreis St. Wendel sogar 61.606 Euro.
Gleichwohl ist die Ärztedichte auf dem Land niedriger als in der Stadt: Im Kreis Merzig-Wadern kommen 146 Ärztinnen und Ärzte auf 100.000 Einwohner, im Großraum Saarbrücken sind es 223. Das zeigt: Die geringere Ärztezahl auf dem Land liegt nicht an der Zahl der Privatversicherten. Für die Standortentscheidung von Ärztinnen und Ärzten sind andere Kriterien wie etwa eine gute Infrastruktur maßgebend.
Die Mehrumsätze der Privatpatienten tragen nachweislich zu einer besseren medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen bei, so Thomas Brahm, Vorsitzender des PKV-Verbands. Wie wertvoll eine breite ambulante Infrastruktur sei, habe die Corona-Pandemie gezeigt. Schließlich wurden 90 Prozent der Covid-19-Patienten in Arztpraxen behandelt.
Zugleich werde durch die Mehrumsätze der Privatpatienten die Standortqualität insgesamt gestärkt. Denn ohne ein gutes medizinisches Versorgungsniveau zieht es auch keine jungen Fachkräfte in ländliche Regionen, zieht Brahm Resümee.
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