Lediglich ein Viertel aller Frauen in Deutschland geht davon aus, im Ruhestand ihr gewünschtes Einkommen tatsächlich zu erreichen. Das ist ein zentrales Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Fidelity International. Die männlichen Befragten sind zuversichtlicher: Annähernd die Hälfte von ihnen erwartet, ihr angestrebtes Wunscheinkommen für die Rente zu schaffen.
Das prekäre an der Situation: Frauen wählen bei der Frage nach ihrem jährlichen Wunscheinkommen im Ruhestand einen deutlich niedrigeren Wert als Männer (durchschnittliches Wunscheinkommen pro Jahr: Männer: 35.320 Euro; Frauen: 30.230 Euro). Trotzdem geht ein erheblicher Teil davon aus, nicht mal dieses zu erreichen.
Fehlende finanzielle Mittel halten Frauen vom Sparen ab
Dass die private Vorsorge ein wichtiger Baustein zur Finanzierung der im Alter angestrebten monetären Mittel ist, haben die meisten Deutschen der Umfrage zufolge erkannt: Etwa zwei Drittel der Deutschen (62 Prozent) besitzen mindestens eine betriebliche und / oder eine private Altersvorsorge (Frauen: 61 Prozent; Männer: 65 Prozent).
Der in die Altersvorsorge eingezahlte Betrag von Frauen und Männern geht jedoch auseinander: Während Männer in den letzten zwölf Monaten durchschnittlich 2.076 Euro für ihre Altersvorsorge aufwendeten, waren es bei den Frauen 1.534 Euro (Differenz: 542 Euro). Als Grund, warum sie nicht mehr für die Rentenzeit sparen, nennen 42 Prozent der Frauen, dass ihnen das Geld fehlt.
Wichtige Faktoren bei der Ruhestandsplanung
Eine weitere wichtige Erkenntnis: Frauen vernachlässigen wichtige Faktoren, wenn sie ihre Rücklagen fürs Alter planen. Gerade mal etwas mehr als jede dritte Befragte (36 Prozent) kalkuliert den gewünschten Lebensstandard nach Renteneintritt mit ein. Ein weiterer Stolperstein bei der Ruhestandsplanung ist, dass die Lebenserwartung oft nicht einbezogen wird. Diese stellt bei Frauen aufgrund ihrer längeren Lebensdauer jedoch eine entscheidende Größe dar.
So werden Frauen laut Statistischem Bundesamt im Schnitt circa 83 Jahre alt - und somit knapp fünf Jahre älter als Männer. Trotzdem berücksichtigen bloß 18 Prozent der weiblichen Befragten eine mögliche längere Lebensdauer nach Eintritt ins Rentenalter bei ihren Vorsorgeüberlegungen.
Zum Vergleich: Bei den Männern ist es immerhin jeder Vierte (26 Prozent). Auch die Kosten für eine eventuelle Langzeitpflege werden bei beiden Geschlechtern ausgeblendet. Lediglich jeder Zehnte berechnet diese in seine benötigten finanziellen Mittel für den Ruhestand mit ein (Frauen: 10 Prozent / Männer: 12 Prozent).
„Wir werden immer älter. Diese demografische Messgröße wird bei der Planung der persönlichen Altersabsicherung oft nicht beachtet. Das belegt unsere Umfrage", so Jan Schepanek, Head of Personal Investing & Advisory bei Fidelity International in Deutschland.
Insbesondere bei Frauen gebe es hier ein Gap, da sie durchschnittlich fünf Jahre älter werden als Männer, so Schepanek weiter. Folglich müssen Frauen dafür sensibilisiert werden, eine längere Ruhestandsdauer einzukalkulieren. Ebenso sollte ein eventueller Pflegebedarf in die Berechnung der benötigten Finanzen nach Renteneintritt einfließen.
„Unserer Umfrage zufolge kalkulieren Frauen für den Ruhestand defensiver und streben ein niedrigeres Wunscheinkommen an als Männer. Und dennoch sind sie wenig optimistisch dieses zu erreichen", ergänzt Tina Kern, Head of Personal Investing & Advisory Operations bei Fidelity International in Deutschland.
Es liege nun an der Politik und der Finanzbranche Lösungen aufzuzeigen, wie Frauen ihre gewünschte Rente erreichen können, fordert Kern. Neben einer besseren finanziellen Allgemeinbildung in Deutschland werden auch konkrete Verpflichtungen benötigt, die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu schließen.
Über die Umfrage
Die Umfrage wurde im Auftrag von Fidelity International vom Marktforschungsinstitut Kantar durchgeführt. Über eine bevölkerungsrepräsentative Quotenauswahl wurden insgesamt 2.015 Personen ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt. Die Online-Interviews (CAWI) fanden im Zeitraum vom 13.01.2023 bis 23.01.2023 statt.
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