Erwartungen an die Rechtsschutzversicherung

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Verbraucher*innen wünschen sich einen leichten und schnellen Zugang zum Recht. Bei der Lösung von rechtlichen Problemen erwarten sie eine direkte rechtliche Beratung und eine außergerichtliche Vertretung auch durch juristische Mitarbeiter ihres Versicherers.

Das sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die vom Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft durchgeführt wurde.

An eine Rechtsschutzversicherung haben Verbraucher*innen konkrete Erwartungen: Vier von fünf Befragten ist ein schneller und einfacher Zugang zur Rechtsberatung (86 Prozent) und die Empfehlung von spezialisierten Anwält*innen vor Ort (82 Prozent) wichtig. Für knapp 80 Prozent ist auch eine direkte rechtliche Beratung und außergerichtliche Vertretung beim Kontakt mit dem Versicherer durch dessen Mitarbeiter*innen eine wichtige Option.

Eine direkte Rechtsberatung durch Versicherer sei in Deutschland bislang verboten, erklärt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Der Verband fordere daher im Interesse der Kunden eine entsprechende Anpassung des Rechtsdienstleistungsgesetzes. Der Blick ins benachbarte Ausland, etwa in die Niederlande oder die Schweiz, zeige, dass dies den Zugang zum Recht erleichtern könne.

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Persönliche Beratung besonders wichtig

Eine persönliche individuelle Beratung bei einem Rechtsproblem ist älteren Verbraucher*innen wichtiger als jüngeren (18-24-jährige: 68 Prozent, 55-jährige und älter: 89 Prozent). Auch der Wunsch, das bestmögliche wirtschaftliche Ergebnis zu erzielen, selbst wenn die Lösung etwas länger dauert, ist bei älteren stärker ausgeprägt. Erste Anlaufstelle bei einem rechtlichen Streit ist bei über drei Viertel der Befragten entweder der Konfliktgegner selbst oder sie recherchieren erst einmal im Internet nach einer Lösung ihres Problems. Freunde oder Bekannte, aber auch Anwälte/-innen sind somit nicht die erste Wahl (55 Prozent). Wer eine Rechtsschutzversicherung hat, wendet sich mit seinem Problem gleich an diese (82 Prozent).

Digitalisierung wird immer wichtiger

Bei der Lösung von rechtlichen Problemen wird Digitalisierung immer wichtiger. Die Arbeit von Anwält*innen und Gerichten wird zwar von der Mehrheit als kompetent und gerecht eingeschätzt, aber weniger als die Hälfte meint, dass sie bürgernah, modern und digital genug ist.

„Die Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Verbraucher*innen auch bei rechtlichen Problemen, immer häufiger auch auf digitalem Weg kommunizieren möchte. Darauf stellen wir Rechtsschutzversicherer uns ein, um unseren Kund*innen den Zugang zum Recht zu erleichtern“, sagt Asmussen.

Zum Beispiel bietet die Rechtsschutzversicherung der Generali einen Online-Chat mit Anwälten an. Auch bei der ersten Kontaktaufnahme bei einem rechtlichen Problem wünschen sich Verbraucher eine stärkere Digitalisierung. Erste Wahl ist zwar noch der Kontakt von Angesicht zu Angesicht, die zweite Wahl ist jedoch bereits, nur noch auf digitalem Weg zu kommunizieren. Der klassische Griff zum Telefon ist nur noch die drittliebste Wahl.

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Kosten eines Rechtsstreits wenig überschaubar

Die Kosten eines Rechtsstreits sind für Verbraucher*innen nicht immer überschaubar. Rund 70 Prozent der Befragten ohne Rechtsschutzversicherung befürchten, dass sie mehr Geld investieren müssen, als wirtschaftlich sinnvoll ist und rund 64 Prozent, dass sie keine Klage finanzieren können. Rund 60 Prozent haben Angst, dass sie sich keinen Anwalt leisten können und sie während des Rechtsstreits aufgeben müssen.

Bei Jüngeren ist die Angst vor den Kosten noch größer als bei Älteren. Die Kosten eines Rechtsstreits seien für viele Verbraucher*innen eine große und allzu oft unüberwindbare Hürde. Die Chance zu ihrem Recht zu kommen, müsse aber für alle gleich sein und dürfe nicht an den Kosten scheitern, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Klagebereitschaft hängt von der Höhe der Forderung ab

Die Bereitschaft zu klagen oder auf seinen Anspruch zu verzichten, hängt vor allem von der Höhe des Streitwertes und dem damit verbundenen Kostenrisiko ab. Je höher der Streitwert ist, desto höher sind auch die Kosten, die bei einem Misserfolg auf Rechtsuchende zukommen. Allerdings ist das Kostenrisiko bei einem geringeren Streitwert vergleichsweise höher.

Bei einem Streitwert von 5.000 Euro (Kosten 2.800 Euro) würden nur 44 Prozent der Befragten ohne Rechtsschutzversicherung überhaupt Klage einreichen. Fast jeder Fünfte gibt an, auf die Klage lieber zu verzichten und seinen Anspruch aufzugeben. Bei einem niedrigeren Streitwert von 1.000 Euro (Kosten 830 Euro) wären nur 34 Prozent bereit Klage zu erheben, gleichzeitig würde fast jeder Dritte (29 Prozent) auf eine Klage und auf seinen Anspruch verzichten.

Zur Umfrage: Die Umfrage basiert auf Online-Interviews mit 2.074 Mitgliedern des YouGov Panel Deutschland. Die Ergebnisse wurden zwischen dem 19. und dem 21. Oktober 2022 erhoben und gewichtet und sind repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren in Deutschland.

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