China hat früher als erwartet wiedereröffnet, und obwohl die Corona-Infektionsraten in den meisten Städten ihren Höhepunkt erreichen, was sich kurzfristig auf die Wirtschaftstätigkeit auswirkt, rechnen wir damit, dass sich die Wirtschaft früher erholt als ursprünglich prognostiziert.
Ein Beitrag von Cosmo Zhang, Analyst Emerging Markets Fixed Income, Vontobel
Die innerstädtische Mobilität ist bereits wieder auf etwa 75 Prozent des Niveaus vor der Pandemie gestiegen, zugleich lösten sich Logistikengpässe rasch auf. Während die U-Bahn-Passagierzahlen in 18 Städten 10–15 Prozent und die Verkehrsstaus in 46 Städten rund 25 Prozent unter dem Vor-Covid-Niveau blieben, stiegen der Bahn- und Straßengüterverkehr und der Warenumschlag in den großen Häfen in der vergangenen Woche stark an. Auch Inlands- und Auslandsreisen nahmen in den letzten Wochen mit der Rückkehr zum regulären Arbeitsleben deutlich zu.
Obwohl die große Covid-Welle abzuflachen scheint, besteht weiterhin Unsicherheit über zukünftige Infektionswellen oder neue Virusvarianten; nach dem chinesischen Neujahr am 22. Januar ist jedoch eine Rückkehr zur Normalität in den meisten Wirtschaftsbereichen wahrscheinlich.
Wirtschaftsaktivität dürfte sich rasch erholen
Unter Berücksichtigung saisonaler Effekte erwarten wir, dass sich die Wirtschaftsaktivität nach Februar erholen wird. Bedenken hinsichtlich möglicher Unterbrechungen der globalen Lieferketten halten wir für übertrieben, da das Risiko von Produktionsausfällen aufgrund der saisonal geringen Auslastung und auch der hohen Lagerbestände begrenzt ist.
Wir sehen auch Produktionsengpässe und hohe Inflation nur als begrenzte Risiken. Unsicher sind wir aber hinsichtlich der Frage, wann und wie rasch sich das Konsumentenvertrauen, die Kaufkraft und Nachfrage insbesondere nach hochpreisigen Gütern wie Autos und Immobilien erholen werden.
Auf die Änderung von Chinas Politik ab Ende 2022 hin reagierten die wichtigsten Märkte positiv und fast alle Sektoren, insbesondere aber Fluggesellschaften, Gesundheitswesen, Immobilien und auch der Glücksspielsektor in Macau haben profitiert. Auch nach der jüngsten starken Kursrallye in der Region Greater China ist unser Ausblick für die nächsten sechs Monate positiv.
Die chinesische Regierung wird alle Anstrengungen unternehmen, um das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 durch geld- und fiskalpolitische Maßnahmen anzukurbeln. Die Finanzierungsbedingungen werden sich erheblich verbessern, wobei die Inflation in Zukunft noch weiter steigen könnte.
Die Kombination aus der zunehmenden Mobilität und der Lockerung der Regulierungsvorschriften für die Sektoren Immobilien und Big-Tech deutet darauf hin, dass die Erholung früher und stärker als erwartet ausfallen könnte. Zwar dürften die Exporte und die Infrastrukturinvestitionen trotz staatlicher Unterstützung zurückgehen.
Die Auflösung überschüssiger Ersparnisse aus der Pandemiezeit und die Wiederaufnahme der Aktivitäten kleiner und mittlerer Unternehmen kann aber die Beschäftigung und das Haushaltseinkommen fördern. Beides sollte das Konsumwachstum im Jahr 2023 ankurbeln.
Chinesische Hochzinsanleihen sind auch 2023 attraktiv
Früher oder später dürfte sich der Marktfokus von sinkender Inflation auf das Tempo des Wirtschaftswachstums verlagern. Bis dahin bestehen aber zunächst Unsicherheiten in Bezug auf Inflation und Zinsen.
Starke Kreditkennzahlen deuten darauf hin, dass Emittenten aus Schwellenländern gut positioniert sind angesichts eines sich fundamental eintrübenden globalen Umfelds. Wir glauben auch, dass der chinesische Immobiliensektor die Wende geschafft hat. auch wenn es bis zu einer nachhaltigen Erholung noch etwas dauern wird. Wir sind der Ansicht, dass die Anleihekurse immer noch günstig sind. Unsere Einschätzung für den Sektor ist daher weiter positiv.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Weitere Verschärfung bei der Vergabe von Krediten
Während Banken weiter ihre Kreditvergabebedingungen verschärfen, sinkt kontinuierlich die Kreditnachfrage von Unternehmen und Verbrauchern. Dies deutet darauf hin, dass die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung noch nicht in vollem Umfang im System angekommen sind.
Erster Silberstreif am Horizont für die deutsche Konjunktur
2024 dürfte die deutsche Wirtschaft zu einem moderaten Realwachstum von 0,6 Prozent zurückkehren. Vor allem eine Wiederbelebung der privaten Kaufkraft stützt die Konjunktur. Die Konsumerholung wird allerdings etwas später einsetzen als bisher angenommen.
Zukunft der Arbeit: Gewinner und Verlierer in einer neuen Ära
Auf den globalen Arbeitsmärkten finden strukturelle Veränderungen statt, die künftig zu Arbeitskräftemangel, Inflation und negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum führen werden. Welche Auswirkungen dies auf die regionalen Arbeitswelten haben wird.
DIVA-Umfrage: Sparer sind bei der Geldanlage überfordert
Die Inflation macht sich inzwischen für viele direkt im Geldbeutel bemerkbar. Aber auch die Zinsen für Geldanlagen und Kredite sind in Bewegung gekommen. Wie die Bundesbürger mit ihrer Geldanlage auf die stark veränderten Rahmenbedingungen reagieren.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
BFH-Urteil zum freiwilligen Wehrdienst: Wann Kindergeld trotz Soldatendienst gezahlt wird
Der Bundesfinanzhof schafft Klarheit: Ein freiwilliger Wehrdienst allein begründet keinen Anspruch – doch wer ausbildungswillig ist und keinen Platz findet, kann profitieren. Was das Urteil für Familien bedeutet.
Geldanlage: Sicherheit vor Rendite – aber mit wachsender Risikobereitschaft
Für die meisten Deutschen steht Sicherheit bei der Geldanlage weiterhin an erster Stelle. Das zeigt eine aktuelle repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der BarmeniaGothaer. Während klassische Sparformen dominieren, gewinnt das Interesse an renditestärkeren Alternativen wie Fonds und Aktien langsam an Bedeutung.
Insolvenzverfahren der P&R-Gruppe: Über 666 Millionen Euro an Gläubiger verteilt
In den Insolvenzverfahren der vier deutschen P&R-Containerverwaltungsgesellschaften wurde nunmehr die vierte Abschlagsverteilung vorgenommen. Insgesamt rund 122 Millionen Euro wurden an mehr als 54.000 Gläubiger ausgezahlt.

Steuerbonus aus der Nebenkostenabrechnung
Versteckte Steuerersparnis in der Betriebskostenabrechnung: Wer haushaltsnahe Dienstleistungen und Handwerkerleistungen gezielt nutzt, kann jährlich mehrere hundert Euro direkt von der Steuer abziehen. Was § 35a EStG erlaubt, wie man eine Bescheinigung bei der Hausverwaltung anfordert – und worauf Mieter und Eigentümer jetzt achten sollten.