Die Folgen der FTX-Insolvenz für die Krypto-Welt

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In den letzten Monaten mussten Krypto-Fans schon viel einstecken. Und es geht weiter mit den schlechten Nachrichten: Die bekannte Kryptobörse FTX gab zuletzt ihren Pleitegang bekannt. Ein Schock für alle Nutzer dieser Plattform, denn dessen Anlagen sind dort zurzeit eingefroren. Es stellt sich nun die Frage, ob die Insolvenz negative Auswirkungen auf die Krypto-Welt hat oder eventuell sogar Vorteile. Was sind die Folgen der FTX-Insolvenz? Und worauf müssen sich Anleger einstellen?

Ein Beitrag von Jacqueline Lehmann ist Managerin für Crypto Assets bei Green Capital und Beteiligungen AG

Jacqueline Lehmann, Managerin für Crypto Assets, Green Capital und Beteiligungen AG © Green Capital und Beteiligungen AG

Nachdem bei FTX Zweifel bezüglich der Kapitalreserven aufgekommen waren, musste das Unternehmen Mittelabzüge und Kundenrückgang in Kauf nehmen. Daraufhin kam es zu Zahlungsschwierigkeiten, die schlussendlich zur Insolvenz geführt haben.

Das Wertpapierunternehmen auf den Bahamas – wo FTX seinen Hauptsitz hat – beschuldigt die Börse der Veruntreuung von Kundengeldern. FTX-Chef Bankmann-Fried behauptet im Gegenzug, dass nicht autorisierte Transaktionen bemerkt wurden und für die Pleite verantwortlich sind.

Die zuständigen Behörden sind derzeit mit der Ermittlung beschäftigt. Der Täter soll laut „Der Standard“ bereits bekannt sein. Dennoch ändert dies nichts daran, dass die Handelsplattform nun insolvent ist und ein Schaden in Milliardenhöhe erwartet wird. Falls die illegalen Transaktionen bestätigt werden, könnte sich der Schaden unter Umständen verringern, doch er wird in gewissem Maße bleiben. Und viele Kunden sowie Unternehmen erleiden dadurch finanzielle Verluste.

Großes Risiko weiterer Insolvenzen

Einige Unternehmen aus dem Kryptobereich haben mit FTX zusammengearbeitet und leiden aktuell genauso wie Privatanleger an großen Geldverlusten. Der Lending-Dienst Celsius beendete zwar schon vor der FTX-Insolvenz die Kooperation, jedoch konnte das nicht vor dem eigenen Pleitegang retten.

Auch ein weiterer Krypto-Verleiher, Voyager, muss mit negativen Auswirkungen rechnen. FTX sollte Gelder in Höhe von 1,4 Millionen Dollar übernehmen, woraufhin Genesis dem Unternehmen keine weiteren Kredite gewährte. Derzeit sind 175 Millionen Dollar von Voyager auf einem FTX-Konto eingefroren. Voyager sucht nach Möglichkeiten, weitere Mittel zu beschaffen, damit die Pausierung der Rückzahlungen beendet werden kann. Hilfe wurde bereits von der Muttergesellschaft Digital Currency Group in Höhe von 140 Millionen Dollar angeboten.

Infolge der FTX-Insolvenz meldete nun auch die Kryptobörse BlockFi ihre Insolvenz an. Und auch Singapurs Staatfonds musste negative Auswirkungen erleiden. Der Staatsfonds hat in der Vergangenheit schätzungsweise 200 bis 300 Millionen Dollar in FTX investiert. Finanzielle Schwierigkeiten sind demnach auch hier an der Tagesordnung. Insgesamt ist es wahrscheinlich, dass weitere Kryptounternehmen in die Insolvenz folgen werden.

Eine Chance für lokale Börsen

Doch es gibt auch Hoffnung – und zwar für lokale Börsen. Anleger achten jetzt mehr denn je auf die Unternehmen, denen sie Vertrauen schenken. Kleine, lokale Börsen bieten eine gute Alternative und erhalten derzeit großen Zulauf. CEO der österreichischen Kryptobörse Bitpanda, Eric Demuth, berichtet von einem beachtlichen Kundenzufluss seit der FTX-Insolvenz.

Und Ulli Spankowski, CEO der Börse Bison mit Sitz in Stuttgart, erklärt, dass Anleger jetzt auf der Suche nach vertrauensvollen Plattformen seien. Das Risiko bei ausländischen Unternehmen sei immer groß. Änderungen der Regeln werden nicht so deutlich wahrgenommen wie im eigenen Land. Der CEO erklärt, dass Bison mit Transparenz habe überzeugen können und aktuelle über viele App-Downloads freue. Das gleiche Schicksal trifft das Schweizer Start-up-Unternehmen Relai. Hier erhöhen sich derzeit nicht nur die Zahl der App-Downloads, sondern auch des Handelsvolumens und des Datenverkehrs. Nach der FTX-Insolvenz haben sie bereits über 120 Bitcoins an den Mann bringen können.

Tipps für Anleger

Damit man sich als Anleger bestmöglich absichern kann, gilt es einige Punkte zu beachten. Zuerst ist eine zusätzliche Aufbewahrung per Hardware-Wallet lohnenswert. Dazu eignet sich unter anderem das Wallet von Trezor, worin man seine Coins offline aufbewahren kann.

Um sich weiterhin vor Folgen einer Insolvenz schützen zu können, sollte man eine lokale Börse wählen. Transparenz und Vertrauenswürdigkeit spielen dabei eine große Rolle. Mit ein wenig Recherche kann man Klarheit darüber erlangen. Zum Beispiel kann man fragen, was mit den Krypto-Assets im Falle einer Insolvenz passiert und mit welchen Banken die Kryptobörse zusammenarbeitet. Auch ein Blick in die AGS lohnt sich. Wenn man all das beachtet, kann die größte Gefahr bereits ausgeschlossen werden.

Fazit

Die Insolvenz der Handelsplattform FTX hat für Kunden sowie kooperierende Unternehmen negative Folgen. Weitere Unternehmen aus der Branche stehen ebenfalls kurz vor einer Insolvenz oder mussten diese schon anmelden. Es wird erwartet, dass noch einige Pleiten folgen werden.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass neue Chancen für lokale Börsen entstehen, die aktuell viele Anleger anziehen, da sie mit Transparenz und Vertrauen punkten. Als Anleger sollte man sich zusätzlich mit einem Offline-Wallet absichern und potenzielle Börsen vor einer Investition unter die Lupe nehmen. So kann man einem finanziellen Schaden weitestgehend aus dem Weg gehen.

Insgesamt wird der Krypto-Winter wahrscheinlich noch einige Monate andauern. Daher ist eine gute Vorbereitung als Anleger derzeit unerlässlich.

Bild (2): © Green Capital und Beteiligungen AG