Zum zweiten Mal seit 2011 hat die Europäische Zentralbank (EZB) heute die Leitzinsen erhöht und zwar um 0,75 Prozentpunkte. Christof Kessler, Vorstandssprecher der Gothaer Asset Management AG, kommentiert diesen Schritt in einem Marktkommentar folgendermaßen:
Die Erhöhung der Leitzinsen um 75 Basispunkte durch die EZB entsprach den Erwartungen des Marktes. Dieser Schritt war mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 Prozent erwartet worden. Eine geringere Erhöhung hätte den Euro und den Rentenmarkt belastet.
In der heutigen Sitzung der EZB ging es jedoch um mehr: Welche Projektionen werden bezüglich der Inflation und des Wachstums gegeben und dienen diese auch dazu, weitere Zinsschritte zu begründen? Aktuell gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass die EZB die Zinsen kontinuierlich weiter erhöht, bis sie im Sommer 2023 über 2 Prozent liegen. Mit ihrer Rede hat Christine Lagarde auch diesen Markterwartungen an die EZB entsprochen.
Die EZB hat ihre Projektionen für die Inflation 2023 und 2024 deutlich angehoben und damit aus unserer Sicht ein realistischeres Bild übernommen. Die entscheidende Frage ist, wie standhaft die EZB mit ihrer Inflationsbekämpfung bleibt, wenn die Eurozone sichtbarer in einer Rezession (und damit näher ihrem eigenen Down-side Szenario ist) statt einer Stagnation steckt und der politische Druck zunimmt.
Neben den Zinssätzen ist es jedoch auch für den Rentenmarkt von großer Bedeutung, ob und wie die EZB mit dem Volumen ihrer Kaufprogramme umgehen will. Dazu gab es keine neuen und relevanten Aussagen.“
Themen:
LESEN SIE AUCH
EZB hebt erneut die Zinsen an: Wann kommt die Atempause?
Die Verbraucherpreise in der Eurozone sanken zuletzt stärker als erwartet. Doch liegt die Kernrate weiterhin bei 5 Prozent und darüber, was darauf hinweist, dass sich der Preisauftrieb verfestigt. Die EZB dürfte also auch nach der jüngsten Zinserhöhung vorerst ihren Kurs beibehalten.
Ist Europa die neue Wachstumslokomotive?
Die deutliche Korrektur der Konjunktur- und Inflationsprognosen nach oben innerhalb nur eines Quartals zeigt unter anderem, dass in diesen besonders bewegten Zeiten Europa in den nächsten Monaten zu den Stabilisatoren der Weltwirtschaft gehören wird.
Leitzinserhöhung: Entrümpelung im eigenen Haus
Europas Währungshüter haben den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Es hätte allerdings auch vieles für einen größeren Zinssprung von 0,75 Prozentpunkten gesprochen. Auf diesen hat die EZB jedoch verzichtet, weil sie ab März 2023 ihren Anleihenbestand reduzieren wird.
Aussicht auf moderates Wachstum bei moderater Inflation
Die Anzeichen für einen nachlassenden Inflationsdruck sind inzwischen an vielen Stellen erkennbar: Sowohl Lieferketten als auch Rohstoff- und US-Immobilienpreise stabilisieren sich. Und für 2024 wird ein positives Wirtschaftswachstum erwartet.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Recyclingbranche unter Feuer: Warum Entsorger kaum noch Versicherungsschutz finden
Brände in Recyclinganlagen nehmen wieder zu – und mit ihnen die Prämien. Für Vermittler stellt sich die Frage: Wer bietet überhaupt noch tragfähigen Versicherungsschutz für diese Hochrisiko-Branche? Die Hübener Versicherung bleibt eine der letzten Adressen mit Branchenspezialisierung.
Insolvenzverfahren bei ELEMENT Insurance AG: Wie über 300.000 Verträgen abgewickelt werden sollen
Die ELEMENT Insurance AG muss nach Überschuldung und Rückversicherer-Aus abgewickelt werden. Über 300.000 Verträge wurden bereits beendet, die Schadenbearbeitung läuft weiter. Insolvenzverwalter Friedemann Schade setzt auf digitale Tools und konstruktive Lösungen – auch im Streit mit einem ehemaligen Dienstleister.
PKV bleibt 2025 stabil – doch Prävention bleibt politische Baustelle
Die private Krankenversicherung (PKV) zeigt sich zum Wahljahr 2025 widerstandsfähig und finanziell solide. Das geht aus der aktuellen SFCR-Studie von Zielke Research hervor: Die durchschnittliche Solvency-II-Quote liegt bei beachtlichen 515,55 Prozent. Kein einziges der untersuchten Unternehmen unterschreitet die gesetzlichen Kapitalanforderungen – ein Signal für Stabilität und Verlässlichkeit in unsicheren Zeiten.
Wüstenrot & Württembergische trotzt Krisenjahr – starker Auftakt 2025 nährt Gewinnhoffnungen
Trotz massiver Unwetterschäden und steigender Kfz-Kosten hat die W&W-Gruppe 2024 mit einem Gewinn abgeschlossen – und startet 2025 mit starkem Neugeschäft optimistisch ins neue Jahr. Vorstandschef Junker sieht die Gruppe auf stabilem Kurs.