THC-Patienten gibt es in Deutschland zur Genüge. Doch richtig aufgeklärt sind die wenigsten. Das betrifft auch den Versicherungsschutz beim Autofahren. Kommt es unter dem Einfluss von THC zu einem Unfall, kann das für den Patienten einen hohen finanziellen Schaden bedeuten. Wer aus medizinischen Gründen THC konsumiert, sollte sich daher ein fachärztliches Gutachten und grünes Licht von der Führerscheinstelle einholen.
"Zu oft wissen THC-Patienten nicht, welche Pflichten sie durch den medizinischen Konsum auch im Straßenverkehr einhalten müssen. Das liegt an der kaum betriebenen Aufklärung – ein Missstand, den es so nicht geben dürfte", erläutert MPU-Berater Dustin Senebald.
Im folgenden Gastbeitrag gibt er Auskunft darüber, warum THC-Patienten oft nicht aufgeklärt werden und wie sie an ein fachärztliches Gutachten gelangen können.
Der Schutz der Versicherung fehlt
Menschen, die unter derart starken Krankheiten leiden, dass ihnen mit THC – gemeint ist der pflanzliche Wirkstoff Tetrahydrocannabinol – versetzte Produkte verschrieben werden, sind in der Regel ohnehin wirtschaftlich zu keinen großen Schritten fähig. Oftmals ist es ihnen kaum möglich, über den Beruf ein hohes Einkommen zu realisieren.
Kommt es zu einem Unfall im Straßenverkehr, bei dem sie aufgrund des THC-Konsums den Versicherungsschutz verlieren, könnte sich daraus ein finanzieller Schaden entwickeln, den der Betroffene nicht stemmen kann. Leider klären die Ärzte ihre Patienten über diesen Umstand zu selten auf.
Darum greift der Versicherungsschutz nicht
Die Cannabis-Einnahme verursacht Rückstände des Tetrahydrocannabinols im Körper. Kommt es nach einem Unfall zu einer medizinischen Untersuchung, ist also mit erhöhten Blutwerten zu rechnen. Schnell steht dabei der Vorwurf im Raum, der Fahrer habe sich unter Einfluss von Betäubungsmitteln an das Steuer gesetzt. Doch wie verändert sich die Rechtslage eigentlich, wenn er belegen kann, dass er die THC-Produkte aus gesundheitlichen Gründen eingenommen hat? Dann mögen ihm strafrechtliche Konsequenzen erspart bleiben – dennoch hat er gegen die Geschäftsbedingungen der Versicherung verstoßen und verliert deren Schutz.
Ärzte informieren ihre Patienten zu selten
Doch warum verschreiben die Mediziner ihren Patienten die THC-Präparate, während eine Aufklärung über die Konsequenzen oftmals ausbleibt? Das liegt zunächst daran, dass die Ärzte den gesamten Vorgang mit Blick auf die Gesundheit des Betroffenen werten. Sicherlich werden sie ihn darüber informieren, dass das Tetrahydrocannabinol eine betäubende Wirkung haben kann. Welche Folgen die Einnahme auf die Geschäftsbedingungen einer Versicherung auslöst, ist ihnen aber selbst meist nicht bekannt. Viele Mediziner wurden in diesem Bereich nicht hinreichend geschult – hier besteht also ein dringender Bedarf für Veränderungen.
So können Patienten vorgehen
Wer als Patient und THC-Konsument das Risiko vermeiden möchte, im Ernstfall den Versicherungsschutz zu verlieren, der kann ein staatlich anerkanntes fachärztliches Gutachten erbitten. Mit dem Dokument wird die medizinische Diagnose sowie die dafür verschriebene Cannabis-Dosis rechtssicher nachgewiesen. Ähnliches ist im Rahmen einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung möglich. Daneben sollte der Kontakt zur Führerscheinstelle gesucht werden: Dort kann die Fahrtauglichkeit des Betroffenen unter Einfluss des Tetrahydrocannabinols bestimmt werden. Erhält er auch dabei grünes Licht, ist er beim Steuern eines Fahrzeuges nach dem THC-Konsum auf der sicheren Seite – und kann den Versicherungsschutz nicht verlieren.
Über Dustin Senebald: Dustin Senebald ist Gründer und Geschäftsführer der SEDURA Consulting GmbH. Mithilfe seines Teams berät er bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich Menschen, die ihren Führerschein verloren haben, dabei, diesen durch das Bestehen der MPU wiederzubekommen. Er konnte schon mehreren Hundert Personen, die sich im Straßenverkehr nicht ordnungsgemäß verhalten haben, dabei helfen, die MPU erfolgreich zu bestehen und ihre Mobilität zurückzuerhalten. Diese Erfolge basieren darauf, dass der sich kontinuierlich weiterbildende Verkehrspädagoge und Kraftfahreignungsberater dank seiner langjährigen Erfahrung eine große Expertise im Bereich der Medizinisch-Psychologischen Beratung aufbauen konnte. Weitere Informationen unter: https://sedura-mpu.de/
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