Ukraine-Krieg: Zusätzlicher Inflationsdruck erhöht Risiken am Aktienmarkt

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie die umgehenden Sanktionsmaßnahmen markieren einen epochalen Umbruch und ein radikal neues geopolitisches Szenario mit weitreichenden Konsequenzen für Politik, Weltwirtschaft und Kapitalmärkte.

Für die internationalen Börsen sind kurzfristig weitere Schocks und Unsicherheiten zu erwarten. Das massive Sanktionspaket der EU und anderer Länder signalisiert, zusammen mit weiteren wichtigen Beschlüssen, einen epochalen Politikwechsel beim Umgang mit Russland. Nach Einschätzung von FERI seien die neuesten politischen Schritte in ihrer Bedeutung kaum zu unterschätzen. Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chief Investment Officer von FERI sagt:

(PDF)
Depressed businessman in front of computer with graph of unsuccessful business on the screenDepressed businessman in front of computer with graph of unsuccessful business on the screenJasmin Merdan – stock.adobe.com

Speziell in Deutschland läuft nun eine Kehrtwende bei vielen strategischen Themen, von Geopolitik über Verteidigung bis hin zu Energieversorgung. Viele Denkverbote werden abrupt aufgelöst – gleichzeitig nehmen inflationäre Risiken nochmals deutlich zu.

Umbau traditioneller Wirtschaftsbeziehungen als Inflationstreiber

Zwischen Europa und Russland finde nun eine beschleunigte Rückabwicklung bisheriger, oftmals relativ enger wirtschaftlicher Verflechtungen statt. Dies führe zu einer strategischen Entkopplung, vergleichbar der Entfremdung zwischen den USA und China. Mit Blick auf Russland liege der Fokus auf der Energie- und Rohstoffversorgung, wo nun sogar Deutschland seine Abhängigkeit reduzieren wolle.

Je nach Verlauf und Dauer des Ukraine-Konflikts seien aber auch noch andere Faktoren relevant. Falle die Ukraine als wichtiger Lieferant von Getreide, Düngemitteln sowie anderen Rohstoffen und Vorprodukten längere Zeit aus, hätte dies in vielen Bereichen erhöhten Preisdruck zur Folge. Rapp erklärt:

Der Ukraine-Konflikt verschärft den Prozess fortschreitender Deglobalisierung. Waren dafür bislang der Handelsstreit mit China und die Corona-Pandemie verantwortlich, erzwingt nun ein radikal neues geopolitisches Szenario den teuren Umbau von Wertschöpfungs- und Lieferketten.

Margendruck bei Unternehmen erhöht Risiken am Aktienmarkt

Selbst nach einem baldigen Ende des akuten Konflikts in der Ukraine seien somit in vielen Sektoren steigende Preise zu erwarten. Der resultierende Margendruck belaste den Ausblick für die Unternehmensgewinne im laufenden Jahr weiter und erhöhe somit die generellen Risiken an vielen Aktienmärkten. Rapp dazu:

Trotz der jüngsten Korrekturen sind viele dieser mittelfristigen Belastungseffekte noch nicht voll eingepreist. Unser schon bislang eingetrübtes Prognosebild für die Aktienmärkte im Jahr 2022 erhält dadurch einen weiteren Dämpfer.

Zwar könnten zunehmende Makro-Risiken bei Notenbanken wie der EZB ein erneutes Umdenken auslösen, was auf eine Verlängerung der Wertpapierkäufe hinauslaufen würde. „Allerdings würde das schon existierende Inflationsproblem an den Märkten dadurch weiter verschärft“, warnt Rapp. Investoren sollten deshalb auch weiterhin auf eine erhöhte Inflationsresistenz ihrer Portfolios achten, so die generelle FERI-Empfehlung.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Candlesticks-rot-331489590-AS-James-ThewCandlesticks-rot-331489590-AS-James-ThewJames Thew – stock.adobe.comCandlesticks-rot-331489590-AS-James-ThewJames Thew – stock.adobe.com
Finanzen

Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich: Graue Schwäne

Cyberangriffe, Infrastrukturzerstörung, Kriege: Die grauen Schwäne 2023 haben einen stärker dystopischen Charakter als in den Vorjahren. Anleger sollten die potenziellen Auswirkungen derartiger Ereignisse auf ihr Portfolio analysieren und Strategien zur Risikominderung prüfen.

Pile of gold coins stack in finance treasury deposit bank account for savingPile of gold coins stack in finance treasury deposit bank account for savingBlue Planet Studio – stock.adobe.comPile of gold coins stack in finance treasury deposit bank account for savingBlue Planet Studio – stock.adobe.com
Finanzen

Makro-Daten wichtiger als Notenbanksitzungen

Für die kommenden Sitzungen von Fed und EZB werden noch Leitzinserhöhungen erwartet. Das weitere Handeln der Notenbanken hängt aber von der kommenden Inflations- und Wachstumsdynamik ab, wofür unter anderem die startende Berichtssaison grundlegende Daten liefern wird.

Man drawing euro symbolMan drawing euro symbolSergey Nivens – stock.adobe.comMan drawing euro symbolSergey Nivens – stock.adobe.com
Finanzen

Hat die Fed die Inflation schon besiegt?

Nur vier Monate ist es her, seit die US-Notenbank damit begonnen hat, die Zinsen wieder zu erhöhen, um die galoppierende Inflation in den Griff zu kriegen – und doch scheinen Investoren darauf zu spekulieren, dass die Fed bereits im kommenden Jahr die Zügel wieder lockerer lässt.
Luxury Goods ShoppingLuxury Goods ShoppingTomasz Zajda – stock.adobe.comLuxury Goods ShoppingTomasz Zajda – stock.adobe.com
Finanzen

Luxusgüter und Finanzwerte unter Druck

Angesichts des relativ geringen Gewichts Russlands im internationalen Handel ist nicht davon auszugehen, dass diese kurzfristige negative Auswirkung auf das Vertrauen einen dauerhaften Einfluss auf die wirtschaftliche Dynamik haben wird. Vorausgesetzt, der Konflikt weitet sich nicht auf andere Gebiete aus.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.