Die Deutschen legen immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit, auch bei Finanz- und Versicherungsprodukten. Sie unterschätzen jedoch aktuell noch den Beitrag der Branche zu einer nachhaltigen Entwicklung. Wer aber als Kunde den Versicherungsanbieter wechseln will, achtet verstärkt auf Nachhaltigkeit.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer Online-Umfrage von YouGov im Auftrag von ERGO. Das Marktforschungsunternehmen befragte 2.078 Personen. Diese Umfrage setzt die Studienreihe ERGO Blickpunkt fort, mit der ERGO aktuelle gesellschaftliche Themen beleuchtet.
Nachhaltigkeit ist den Deutschen immer wichtiger
Nachhaltigkeit ist für die große Mehrheit der Befragten eher oder sehr wichtig (82 Prozent). Bei den verschiedenen Aspekten von Nachhaltigkeit steht Umwelt- und Klimaschutz an erster Stelle (48 Prozent). Und die Bedeutung von Nachhaltigkeit nimmt zu: Heute ist sie für 58 Prozent der Befragten wichtiger als noch im Jahr 2017.
Jeder Einzelne trägt Verantwortung – auch für den Konsum
Interessant sind die Antworten auf die Frage nach der Verantwortung für die Umsetzung von Nachhaltigkeit. Die sehen 53 Prozent der Befragten bei der Wirtschaft und 51 Prozent bei der Politik. Wichtigen politischen Ereignissen wie der Weltklimakonferenz schreiben hingegen nur 34 Prozent die Möglichkeit zu, wichtige Impulse für Nachhaltigkeit setzen zu können.
Die Verantwortung für Nachhaltigkeit sieht jedoch eine klare Mehrheit eindeutig bei jedem Einzelnen (73 Prozent). Immerhin 62 Prozent der Befragten versuchen auch selbst, nachhaltig zu leben. Wichtigster Ansatzpunkt ist für sie der Konsum (77 Prozent) zum Beispiel durch Konsumverzicht, den Kauf nachhaltiger Produkte oder Recycling.
Der Aspekt Wohnen folgt an zweiter Stelle (60 Prozent) und beinhaltet zum Beispiel das Sparen von Heizkosten, den Einbau von Solarpanels oder die energieeffiziente Sanierung. Bei der generellen Auswahl von Produkten und Anbietern achten daher auch 55 Prozent auf Nachhaltigkeit als eines von mehreren Kriterien. Und: Für 9 Prozent der Befragten ist Nachhaltigkeit sogar das wichtigste Kriterium.
Verbraucher unterschätzen Einflussmöglichkeiten der Versicherer
Von den Befragten, die versuchen nachhaltig zu leben, geben nur 13 Prozent an, dies bei Finanzen und Versicherungen zu versuchen.
Generationen werten Nachhaltigkeit unterschiedlich
Eine nachhaltige Ausrichtung des Versicherers ist eines von mehreren Auswahlkriterien bei der Wahl einer Versicherung. Dabei gibt es sichtbare Unterschiede beim Alter der Befragten: Jüngeren ist sie wichtiger (18- bis 24-Jährigen) als Älteren (über 55-Jährigen).
Am häufigsten nennen die Befragten hier das Preis-Leistungs-Verhältnis bei ihrer Entscheidung für eine Versicherung (78 Prozent). Die Höhe des Haushaltseinkommens der Befragten spielt bei diesem Votum keine große Rolle – wohl aber die Zugehörigkeit zu einer Altersgruppe: Von den 18- bis 24-Jährigen achten 56 Prozent auf das Preis-Leistungs-Verhältnis, bei den über 55-Jährigen sind es mit 86 Prozent deutlich mehr.
Nachhaltigkeit wird für die Beurteilung von Versicherern wichtiger
Konzentriert sich die Frage auf Nachhaltigkeit und ihre Bedeutung für die Auswahl eines neuen Versicherers, steigt die Zustimmung: Immerhin 45 Prozent der Deutschen ist es dann wichtig, dass das Unternehmen nachhaltig wirtschaftet.
Auf die Frage, was sie sich genau darunter vorstellen, sagen 45 Prozent, eine gute Unternehmensführung sei wichtig, beispielsweise ein Verhaltenskodex für die Mitarbeiter oder ein verantwortungsvoller Umgang mit Kundendaten. Dann folgen nachhaltige Produkte und Services (31 Prozent), soziales Engagement (27 Prozent), ein umweltfreundlicher Geschäftsbetrieb (26 Prozent) und eine nachhaltige Kapitalanlage (21 Prozent).
Erwartungen an Versicherungsprodukte
Den Versicherern werden vielfältige Möglichkeiten zugeschrieben, wie sie zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können. 49 Prozent der Befragten meinen, Versicherer könnten bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels helfen, zum Beispiel durch umweltfreundliche Gebäudesanierung, Versicherungsschutz für Hochwassergebiete oder Maßnahmen zum Gebäudeschutz vor Unwetterschäden.
46 Prozent schätzen, Versicherer könnten Anreize für die umweltfreundliche Nutzung von Geräten, Gebäuden und Autos schaffen, etwa durch die Förderung von Reparaturen statt Ersatz in der Schadensabwicklung. 42 Prozent finden, Versicherer könnten den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützen, indem sie entsprechende Anlagen versichern und den Versicherungsschutz auf deren spezifische Bedürfnisse und Risiken zuschneiden. Nur 12 Prozent der Befragten sind der Meinung, es sei nicht Aufgabe von Versicherern, die nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
Ein Wechsel zu nachhaltigen Versicherern ist denkbar
Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist auch ein Kriterium bei einem möglichen Wechsel zu einem anderen Versicherer: 40 Prozent der Befragten wären auf jeden Fall oder vielleicht bereit, zu einem Versicherer zu wechseln, den sie als nachhaltiger empfinden. Aus dieser Gruppe wären wiederum 46 Prozent auf jeden Fall oder vielleicht bereit, dafür höhere Kosten in Kauf zu nehmen.
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