Die Folgen der Energiewende betreffen momentan jedes Unternehmen. Eine Studie zeigt nun, dass auch Deutschlands Führungselite das Thema ernst nimmt. Doch schon in der zweiten Managerebene spielt Nachhaltigkeit oftmals keine große Rolle.
Unternehmen sind bereits heute stark von nachhaltigen Themen betroffen, ob wirtschaftlich, umweltpolitisch oder gesellschaftlich. Doch auch das Umweltbewusstsein der Öffentlichkeit steigt stetig an und Kunden fordern umweltfreundliche und faire Produkte.
Betriebe, die heute erfolgreich sein wollen, müssen Verantwortung für ihre Umwelt übernehmen. Doch wie genau agieren Unternehmen bereits nachhaltig, wer treibt umwelttechnische Veränderung voran und welche Lücken gibt es noch?
All diese Fragen beantwortet eine Studie der Personalberatung Odger Berndtson, welche mehr als 2.000 Führungskräfte zu Nachhaltigkeit befragte und die 90 größten deutschen Unternehmen untersuchte. Die Ergebnisse sind teilweise überraschend.
Technologietransformation durchzieht die gesamte Industrie
Nachhaltigkeit ist mittlerweile kein Trend mehr, sondern eine Notwendigkeit. Zusammen mit der zunehmend starken Digitalisierung, welche durch die Pandemie noch beschleunigt wurde, stellt dies viele Betriebe vor ein großes Problem. Denn es fehlt oftmals an nötigem Know-how.
Arbeitnehmer im MINT Bereich sind auf dem Arbeitsmarkt immer seltener vertreten und es fehlt an Fachkräften. Ohne IT-Spezialisten, Elektrochemiker und Softwareprogrammierer können viele Unternehmen sich trotz des vorhandenen Budgets nicht modernisieren.
Wenn sie es dennoch tun, wird die Digitalisierung generell über die Nachhaltigkeit gestellt. Denn um beide Bereiche vollständig abzudecken, fehlt es oftmals an Ressourcen.
Und in vielen Unternehmen wird momentan auf New Work Arbeitsmethoden, welche sich durch die Pandemie durchgesetzt haben, umgestellt.
KI-gesteuerte Verwaltungssoftware, automatische Produktionsprozesse und standortunabhängige Arbeitsmethoden erfordern Zeit und Geld, weshalb nachhaltige Investitionen vorerst nach hinten gerückt werden.
Führungskräfte haben es im Hinterkopf
Dennoch bleibt das Thema besonders im Hinblick auf sich ändernde Kundenpräferenzen ein wichtiges Thema.
Die Digitalisierung ist für eine effektive Arbeit im Unternehmen mittlerweile zwanghaft notwendig und verbessert dort die Effizienz, was letztendlich zu einer Erhöhung von Qualität und Quantität führt. Der Kunde bemerkt von dieser internen Digitalisierung aber oftmals nichts.
Anders ist es bei der Umstellung auf nachhaltige Geschäftskonzepte oder Arbeitsweisen. Diese können und werden oftmals als Werbung für das Image des Unternehmens genutzt, um den Ansprüchen von Verbrauchern gerecht zu werden.
Für 75 Prozent von Führungskräften ist Nachhaltigkeit auch deshalb ein Muss. Ebenso viele Unternehmen machen ihre Bemühungen in Verbindung mit umweltpolitischen Aktivitäten an den Erwartungen und Präferenzen ihrer Kunden fest.
Nicht jeder kann überzeugt werden
Im Gegensatz zu nachhaltig denkenden und agierenden Führungskräften halten nur 40 Prozent von Management-Verantwortlichen das Thema bedeutsam.
Um alle Beschäftigten für Nachhaltigkeit zu begeistern, greifen viele Unternehmen deswegen zur Incentivierung. Dabei werden Anreize geschaffen, um Mitarbeiter von nachhaltigem Handeln und Verhalten zu überzeugen.
Für 90 Prozent aller Führungskräfte ist aber auch die Vermittlung von Werten und eine allgemeine Umstellung des Führungsstils hin zu nachhaltigeren Prinzipien wichtig.
Rund 50 Prozent aller im Management agierenden Mitarbeiter gaben zudem an, einer Vorbilds-Funktion in Sachen Nachhaltigkeit gerecht zu werden.
ESG-Themen auf dem Vormarsch
Das Trio Umwelt‑, Sozial‑ und Governance‑Leistungen (ESG) wird auch in Unternehmen immer relevanter. Jeder dieser Pfeiler muss konsequent verfolgt werden, um nachhaltig zu agieren.
Umweltschutz reicht heute nicht mehr, um das eigene Image rein zuhalten. Auch Greenwashing gilt in Führungsebene als nicht mehr zeitgemäß und zu risikobehaftet.
Vielfältigkeit, ethisches Wirtschaften und ein durchweg faires Arbeiten sind die wichtigsten Themen für Betriebe, die momentan erfolgreich sein wollen.
Besonders stark gilt dies bei jüngeren Zielgruppen, aber Nachhaltigkeit ist mittlerweile zu einem generationenübergreifenden Thema geworden.
Laut der Studie ist auch die Nachfrage nach neuen Unternehmensindikatoren zur Messung der Nachhaltigkeit größer geworden. Besonders junge Menschen wollen transparentere Geschäftsmodelle und mehr Einsicht in interne Prozesse.
Davon erhoffen sie sich bessere Indexe, mit welchen schnell die nachhaltigsten Unternehmen festgestellt werden können. Viele Betriebe unterstützen solche Ideen. Sollten solche Indikatoren aber tatsächlich eintreten, wäre das von Vorteil für alle, die bereits nachhaltig agieren.
CSO als treibende Kraft
Ein weiterer Vorteil von Nachhaltigkeit ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze.
Ganz vorne steht dabei der Chief Sustainability Officer (CSO). Dieser hat aufgrund der vielfältigen Position auch sehr vielseitige Aufgaben: Er oder sie muss diplomatisch sein, netzwerken und die gesamte Belegschaft von der Nachhaltigkeitsstrategie überzeugen können.
Auch muss die Person, welche diese Position ausübt, viel Berufserfahrung und eine hohe Reputation im Unternehmen haben. Da der Posten eine ausführliche Kenntnis aller Geschäftsstrukturen benötigt, wird er laut der Studie fast ausschließlich firmenintern besetzt.
Der CSO hat bei guter Arbeit aber gute Chancen, im Unternehmen nach ganz oben zu kommen.
Nachhaltigkeit wird immer wichtiger
In Zukunft werden ESG-Themen die gesamte Wirtschaft weiter beeinflussen. Es ist davon auszugehen, dass der Einfluss in den nächsten Jahren sogar noch steigt.
Auch der Generationenwechsel in den Führungsetagen vieler Unternehmen wird dazu beitragen, dass Nachhaltigkeit eines der wichtigsten Themen dieses Jahrzehnt, oder vielleicht sogar Jahrhunderts wird.
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