Die ausbleibenden Corona-Hilfen sind für viele Unternehmer existenzbedrohend. Als unbürokratischer und schneller Weg zur Überbrückung finanzieller Engpässe bietet sich der Pfandkredit. Aufgrund von Systemrelevanz haben Pfandhäuser auch während des Corona-bedingten Lockdowns meist geöffnet.
Auch zu Beginn des neuen Jahres hat die Corona-Pandemie Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland fest im Griff. Für jene Branchen, die besonders unter dem aktuellen Lockdown leiden, wird die Lage dabei immer prekärer.
Zwar ist im Corona-Jahr 2020 die Zahl der Firmenpleiten nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hierzulande um 13,4 Prozent gegenüber 2019 zurückgegangen. Doch ist es für eine Entwarnung zu früh.
Denn ein wesentlicher Grund für die sinkenden Insolvenzen ist die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. Und diese Sonderregelung galt nur bis Ende 2020. Das heißt, die Zahl der Pleiten dürfte rapide steigen.
Existenzängste aufgrund verzögerter Corona-Hilfen
Die nur zögerlich ausgezahlten Staatshilfen verschärfen das Problem. Denn unter anderem aufgrund technischer Probleme konnten die Anträge auf die Novemberhilfen zum Teil überhaupt erst Anfang bis Mitte Januar bearbeitet werden. Die Folgen zeigen sich zum Beispiel in der Gastronomie ganz besonders.
Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) bangen drei Viertel der Gastronomen um ihre Existenz, jeder Vierte überlegt sich derzeit sogar ganz aufzugeben. Kaum besser sieht es im Einzelhandel aus. Dort rechnet der Deutsche Handelsverband HDE im Nicht-Lebensmittelbereich mit bis zu 10.000 Geschäftsschließungen in Folge der Lockdowns.
Pfandleihe als unbürokratische und schnelle Lösung
Zwar wird den betroffenen Unternehmern häufig empfohlen, sich einen Kredit bei ihrer Bank zu holen und die zu erwartenden Staatshilfen als Sicherheit einzusetzen. Doch das ist nicht immer möglich.
Wolfgang Schedl, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Pfandkreditgewerbes (ZdP), sagt:
„Wenn zum Beispiel ein Gastronom keine laufenden Einnahmen hat, kann es sein, dass er auch nur schwer einen Kredit erhält.“
Eine mögliche Alternative ist, ein Pfandleihhaus aufzusuchen.
Der ZdP-Geschäftsführer erklärt:
„Tatsächlich sind Pfandleihhäuser in fast allen Bundesländern derzeit trotz Lockdown geöffnet, da die Politik diese den Banken und Sparkassen insoweit gleichstellt.
Gerade Unternehmern, Handwerkern oder Gastronomen, bei denen inzwischen die vorhandenen Mittel aufgebraucht sind, können dort, bis die Staatshilfen tatsächlich fließen, schnell und unbürokratisch Geld bekommen, um damit einen finanziellen Engpass zu überbrücken.“
Keine Bonitätsprüfung, hohe Flexibilität
Der Ablauf dafür ist denkbar einfach. Im Pfandleihhaus können werthaltige Gegenstände wie beispielsweise Schmuck, wertvolle Uhren, technische Geräte und teilweise selbst Autos als Pfand eingesetzt werden.
Der jeweilige Pfandleiher schätzt den Beleihungswert des Gegenstandes und zahlt diesen sofort an den Pfandgeber aus. Dafür zahlt dieser bei Auslösung des Pfandes an den Pfandleiher den gesetzlich festgelegten Zinssatz von einem Prozent des Pfandwertes pro Monat sowie die monatlichen Gebühren.
Wolfgang Schedl macht weiter klar:
„Entscheidend ist dabei, dass anders als bei einem sonstigen Kredit, beim Pfandkredit nicht der Pfandgeber persönlich haftet, sondern ausschließlich das Pfand, also der beliehene Gegenstand.
Aufgrund des Ausschlusses der persönlichen Haftung entfällt auch eine Bonitätsprüfung und damit die Vorlage von Bilanzen und Vermögensnachweisen. Es besteht bei Nichtrückzahlung des Pfandkredits auch nicht die Gefahr eines Schufa-Eintrags.“
Der Pfandkredit selbst hat eine Laufzeit von drei Monaten plus einem zusätzlichen Karenzmonat, wobei der Gegenstand in dieser Zeit jederzeit, ohne Vorfälligkeitsentschädigung, ausgelöst werden kann.
Notgroschen oftmals langsam aufgebraucht
Damit ist der Pfandkredit derzeit eine sehr wichtige und flexible Alternative für alle Wirtschaftszweige, die besonders von den Corona-bedingten Schließungen betroffen sind.
Denn viele Gastronomie- und Hotelbetreiber, aber auch Handwerksbetriebe oder Mittelständler greifen aufgrund fehlender Einnahmen und zugleich verzögerter Auszahlung der Staatshilfen inzwischen auch auf private Mittel zurück. Schedl betont:
„Doch nach unseren Informationen sind diese in nicht wenigen Fällen langsam aufgebraucht, und dann werden sich viele fragen, woher sie kurzfristig das Geld für die Miete und die sonstigen laufenden Kosten ihres Betriebes oder ihres Restaurants nehmen sollen, wenn sie kaum noch oder gar keine Einnahmen haben.
Die Pfandleihe bietet somit die Chance, die Zeit bis zur tatsächlichen Auszahlung der Staatshilfen zu überbrücken. Und damit vielleicht einen der letzten Auswege, um die sonst drohende Insolvenz noch abwenden.“
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